Ursache für ICE-Unfall weiter unklar
Köln/dpa. - Nach dem ICE-Unfall in Köln ist noch immer unklar, warum der Zug entgleiste. Der Kölner Oberstaatsanwalt Günther Feld sagte am Samstag, nach den bisherigen Ermittlungen habe ein Bahnmitarbeiter die Notbremse gezogen, weil unter dem Waggon Metallteile über die Gleise schleiften.
Ob diese Notbremsung die Ursache für den anschließenden Unfall, könne er bislang aber nicht beurteilen.
Feld stellte damit einen anderslautenden «Spiegel»-Bericht klar. Das Nachrichtenmagazin hatte unter Berufung auf Feld gemeldet, nach den bisherigen Ermittlungen sei der Unfall nicht durch die Notbremsung ausgelöst worden. Die Staatsanwaltschaft will nun ein eigenes Gutachten in Auftrag geben, bei dem die defekten Teile untersucht werden. Dies könne aber mehrere Wochen dauern, sagte Feld.
Am Mittwoch war ein ICE 3 kurz nach der Ausfahrt aus dem Kölner Hauptbahnhof mit einem Achsbruch aus den Gleisen gesprungen. 61 Züge dieser Baureihe - der modernsten Version der ICE-Flotte - wurden deshalb von der Bahn aus dem Verkehr gezogen und zur Überprüfung in die Werkstätten gebracht.
Dies führte auch am Samstag zu erheblichen Behinderungen im Fernverkehr. Nach Bahnangaben fanden nur rund 60 Prozent der ICE-3- Fahrten statt. Einschränkungen wurden vor allem aus der Umgebung von Köln und Frankfurt/Main gemeldet. Die Strecken in Nord- und Ostdeutschland waren von den Behinderungen hingegen nicht betroffen. Bis Samstagmittag seien 15 der 61 ICE-3-Züge überprüft und wieder in Betrieb genommen worden, sagte eine Konzernsprecherin. Bis Sonntagabend sollen es 25 Züge sein, am Montag solle sich der Verkehr weitgehend normalisieren.
Bei dem Unfall in Köln war niemand verletzt worden. Nach Einschätzung des Berliner Professors Markus Hecht hätte der Zwischenfall aber in einer Katastrophe enden können. «Ein solcher Defekt ist das Gefährlichste, was es gibt», sagte der Professor für Schienenfahrzeuge an der Technischen Universität im Berliner «Tagesspiegel» (Samstag). Im schlimmsten Fall hätte die Achse in einer Kurve brechen können, dann wäre der Zug entgleist und womöglich von der Strecke abgekommen. Die Achse des ICE müsse schon länger beschädigt gewesen sein. «Stahl reißt nur langsam - der Schaden muss also schon länger vorhanden gewesen sein», sagte Hecht. Es gebe keine automatischen Systeme bei den ICEs, um solche Schäden frühzeitig zu erkennen.
Der Fahrgastverband Pro Bahn warnte vor Panik. Der Verbandsvorsitzende Karl-Peter Naumann sprach in der «Bild»-Zeitung (Samstag) von einem Einzelfall. «Die Bahn überprüft ihre Züge regelmäßig und mit großem Aufwand. Wir haben keine Bedenken, was die technische Seite angeht.» (Internet: www.bahn.de/blitz/view/index.shtml)