Ungewöhnlicher Sport Ungewöhnlicher Sport: Das deutsche Arschbomben-Team trainiert für die WM

Bayreuth/dpa. - Kraftvoll springt Sven-Hauke Stoltz vom Zehn-Meter-Turm des Bayreuther Kreuzsteinbades ab. Seine Arme sind nachoben gestreckt, der Körper angespannt. Nach einer kurzen Flugphasezieht er die Beine an, umfasst sie mit den Armen und schlägt mitseinem Hinterteil zuerst ins Wasser ein. Sven-Hauke Stoltz hat dieAusführung der so genannten «Arschbombe» perfektioniert. Nichtumsonst gehört der 18-Jährige dem Kader der deutschen Arschbomben-Nationalmannschaft an. Zur Zeit trainiert das Team für die ersteArschbomben-Weltmeisterschaft, die am 15. August in Bayreuthausgetragen wird.
«In jedem Schwimmbad stehen Arschbomben auf der Tagesordnung»,erklärt WM-Organisator Oliver Schill. «Warum also nicht einArschbomben-Wettbewerb?», dachte sich der leidenschaftlicheKunstspringer und rief im vergangenen Jahr den «Pecklaman Cup» insLeben. «Peckla» bedeutet im fränkischen Sprachraum Päckchen und stehtals Synonym für die Arschbombe. Der Wettbewerb kam so gut an, dassSchill ihn zur Weltmeisterschaft ausbaute. Bisher haben sich 21Springer angemeldet. Darunter sind auch «Bomben-Größen» aus denUSA, der Ukraine, Österreich und der Schweiz.
«Wir wollen natürlich, dass der Titel in Bayreuth bleibt», erklärtBundestrainer Florian Spiske entschlossen. Für seine achtköpfigeNationalmannschaft bedeutet das hartes Training: Drei Mal pro Wocheüben die Springer aus Bayreuth und Umgebung. Die traditionelleArschbombe gehört ebenso zum Repertoire der Mannschaft wie «Peckla»mit vorausgehenden Salti und Schrauben.
«Ganz wichtig sind bei allen Sprüngen die Lautstärke desEinschlags, das Volumen der hochkommenden Wassersäule und einneutraler Gesichtsausdruck des Athleten beim Einschlag», erläutertSpiske. Die WM-Jury bewertet außerdem die Originalität des Sprungs,die Haltung und die Show des Springers sowie den Applaus derZuschauer.
Schon beim Training des Kaders versammeln sich viele Zuschauer amSprungturm. Ein Raunen geht durch die Menge, wenn die Athletennacheinander mit lauten Schlägen im Wasser landen. «Manchmal fühltsich Wasser wie Beton an», weiß Christian Guth aus eigener Erfahrung.Er sitzt auf einem rot-weißen Luftkissen am Beckenrand und mussseinen Mannschaftskameraden beim Training zuschauen. GeprelltesSteißbein lautete die Diagnose der Ärzte nach seinem letzten Sprung.
«Gefahr besteht bei jeder Arschbombe», erklärt der 19-Jährige.Blaue Flecken und ein rotes Hinterteil gehörten zum Training dazu.Trotzdem wagt sich der Schüler immer wieder auf den Sprungturm. «DerAdrenalinkick und die Gaudi überwiegen einfach.» Auch nach seinerunsanften Landung hat Guth nur ein Ziel: «Ich will unbedingtArschbomben-Weltmeister werden.»
Wer tatsächlich Weltmeister wird, entscheidet sich am 15. Augustim Bayreuther Kreuzsteinbad. Chance auf den Titel hat nur, wer densechs Punktrichtern eine traditionelle Arschbombe, eine Arschbombeaus einer festgelegten Sprungliste und einen selbstkreiertenArschbomben-Kürsprung präsentiert.