Tiere Tiere: Kranichschutz Deutschland wurde vor 15 Jahren gegründet
Groß Mohrdorf/Frankfurt/dpa. - Die einstigenJugendfreunde gehen seit zwei Jahren getrennte Wege: «Schröder»vergnügte sich in der spanischen Extremadura, «Joschka» in derfranzösischen Champagne. Doch das Schicksal hat die beiden Vögelwieder zusammen geführt. Am 12. September orteten Kranich-Beobachter«Schröder» beim Rasten im vorpommerschen Groß Mohrdorf. «Joschka»stand wenige Kilometer entfernt auf einem Acker bei Bartelshagen.
Kaum ein Flügelschlag der Artgenossen bleibt unbeobachtet, denn«Schröder» und «Joschka» stehen seit 2003 unter europaweiterÜberwachung. Sie gehören zu den 120 Kranichen, die - ausgestattet miteinem 60 Gramm schweren Sender - auf der westeuropäischen Flugliniezwischen Schweden und Südspanien pendeln und wichtige Informationenüber die scheuen «Vögel des Glücks» liefern.
Der Kranich war lange Zeit - vor allem im Westen Deutschlands -vom Aussterben bedroht. Auf Grund der intensiven Landnutzung und desVerschwindens von Feuchtgebieten verschlechterten sich dieLebensbedingungen für den imposanten Vogel zusehends, wie der WWF-Kranichexperte Thomas Neumann berichtet. 1971 zählte dieUmweltstiftung WWF im Westen Deutschlands nur noch zwölf Brutpaare.
Vor 15 Jahren gründeten der Naturschutzbund (NABU) und der WWF denKranichschutz Deutschland. Ziel war es, dem Zugvogel mit seineradlerähnlichen Flügelspannweite von mehr als zwei Metern eine sichereBrutheimat sowie störungsfreie Sammel- und Rastplätze in Deutschlandzu erhalten. Seit 1991 habe sich die Anzahl der Kranich-Brutpaare vondamals 2500 im gesamten Deutschland mindestens verdoppelt, berichtetNeumann.
Allein in Mecklenburg-Vorpommern ist mit 2500 Paaren die Hälfteder deutsche Kranichpopulation zu Hause, wie Günter Nowald, Leiterdes vor zehn Jahren gegründeten Kranich-Informationszentrums imvorpommerschen Groß Mohrdorf, berichtet. Zu den deutlichen höherenZahlen habe auch der Wissenszuwachs beigetragen. «Wir haben einfachviel zu wenig Kenntnis über den Kranich gehabt», sagte Nowald. «Sokannten wir nicht alle Lebensräume und konnten nicht alle Tierezählen.» Viele Informationen hätten die Forschungsprogramme mit derAnbringung von Sendern und Beringungen gebracht.
Zu den heimischen Brutpaaren kommen jährlich im Frühjahr undHerbst zehntausende Kraniche, die Deutschland überqueren, um in dieSommerrastgebiete in Nordeuropa oder die Winterrastgebiete inSüdfrankreich oder Spanien zu fliegen. Angesichts der Renaturierungweiter Flächen in den vergangenen Jahren haben sich die Bedingungenfür die Zugvögel bedeutend verbessert. Die Region zwischen Darß,vorpommerschem Festland und der Insel Rügen ist mit bis zu 50 000gleichzeitig verweilenden Vögeln der bedeutendste Kranich-RastplatzZentraleuropas.
Angesichts der optimistisch stimmenden Zahlen verfolgt der WWF einehrgeiziges Ziel: «Wir möchten den Kranich wieder in Gesamteuropaheimisch werden lassen», hofft Neumann. Noch immer gebe es Länder inEuropa, in denen der Kranich nach seiner Vertreibung bisher nichtwieder richtig Fuß fassen konnte. So lebten im klassischen Kranich-Land Ungarn weniger als zehn Brutpaare. Auch die bayrischen Mooregalten laut Neumann noch um 1900 als bedeutendes Brutgebiet.