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Tiere Tiere: Braunbär «Bruno» wurde erschossen

26.06.2006, 06:55

Schliersee/dpa. - «JJ1», wie der aus Norditalien stammende Jungbär offiziellheißt, sei um 4.50 Uhr aus rund 150 Metern Entfernung auf der Rotwandim Gemeindegebiet von Schliersee erlegt worden, teilte der bayerischeUmweltstaatssekretär Otmar Bernhard am Mittag in Schliersee mit. «Erwar sofort tot», sagte der CSU-Politiker und ergänzte, «Bruno» seischmerzlos erlegt worden. Zur Identität der drei Jäger und zu dennäheren Umständen des Abschusses wollte sich Bernhard nicht äußern.Es gibt nach Ministeriumsangaben bereits Morddrohungen gegen dieSchützen und gegen Bayerns Umweltminister Werner Schnappauf (CSU).

«JJ1» hatte seit seinem Auftreten im deutsch-österreichischenGrenzgebiet an die 35 Schafe gerissen und zahlreiches Federviehverspeist sowie Bienenstöcke aufgebrochen. Weil er immer wieder inteils dicht besiedeltes Gebiet eindrang, galt er als «Problembär».Der zweiwöchige Versuch finnischer Bärenjäger, «Bruno» lebend zufangen, misslang. Nach seiner genetischen Untersuchung soll «Bruno»präpariert und im Münchner Museum «Mensch und Natur» ausgestelltwerden.

«Der Braunbär "JJ1" ist um 4.50 Uhr erschossen worden», beginnteine Mitteilung des bayerischen Umweltministeriums über das jähe Endevon «Bruno». Bernhard schilderte auf einer eigens in Schlierseeanberaumten Pressekonferenz vor Dutzenden von Medienvertretern, dassdas derzeit wohl populärste Tier Deutschlands und Österreichs amSonntagabend am Rotwandhaus gesehen wurde. Daraufhin hätten sich dreiJäger auf den Weg in die Region gemacht und den Bären im Morgengrauenaus rund 150 Meter Entfernung nahe der Kümpflalm unterhalb desRotwandhauses erschossen.

Noch so bohrende Fragen nach der Identität der Bärenjäger ließ derStaatssekretär unbeantwortet. Auch zu Vermutungen, an der Jagd seiein Polizeibeamter beteiligt gewesen, äußerte sich Bernhard nicht.«Es sind Jagdkundige, und dabei bleibt es», ergänzte lediglichMinisteriumssprecher Roland Eichhorn. Zur Art und dem Kaliber derWaffe sagte ein Vertreter des Miesbacher Landratsamtes, es habe sichum ein hochwildtaugliches Gewehr gehandelt.

Bernhard ließ keinen Zweifel daran, dass die amtliche Verfügungzum Abschuss von «Bruno» zum Todeszeitpunkt bereits in Kraft gewesensei. Die Allgemeinverfügung sei veröffentlicht und damit gültiggewesen, sagte der CSU-Politiker. Er rechtfertigte den Abschuss desTieres zum jetzigen Zeitpunkt mit «Drohgebärden gegenüber Wanderern».«Bruno» habe sich in voller Größe auf die Hinterbeine aufgerichtet.«Die Wahrscheinlichkeit eines Zusammenstoßes war deutlich gestiegen»,heißt es in der Mitteilung des Ministeriums. «In Abwägung derSicherheit und des Artenschutzes blieb keine andere Möglichkeit», soBernhard in Schliersee.

«Dieser Anlass ist kein schöner», sagte der Bärenbeauftragte desMinisteriums, Manfred Wölfl. Aber «Bruno» sei zur Futtersuchemindestens elf Mal in Siedlungsräume eingedrungen. «Dies hat unsimmer Sorgen gemacht.» Zum Abschuss von «JJ1» unmittelbar nachAbreise der finnischen Bärenjäger meinte Wölfl, der seit Wochen aufder Spur von «Bruno» war: «Dass es so schnell ging, hat unsüberrascht.»

Noch am Montag wurde der mit einem Fahrzeug nach München gebrachteKadaver von «Bruno» zerlegt und genetisch untersucht. «Wir messensein Gewicht in Portionen», sagte Bärenfachmann Wölfl. Eine DNA-Analyse werde vier bis fünf Tage dauern. «Wir gehen aber schon jetztdavon aus, dass es "JJ1" ist», beantwortete Wölfl eine Frage nach dertatsächlichen Identität des erschossenen Bären.

Unterdessen ist bereits ein Streit über den Ausstellungsort destoten Bären entbrannt. Während die bayerische Staatsregierung «Bruno»im Museum «Mensch und Natur» in München, wo auch der vor 170 Jahrenerschossene letzte in Bayern frei lebende Braunbär steht, herzeigenwill, beansprucht ihn Schliersees Bürgermeister Toni Scherer fürseine Gemeinde. Das Tier müsse im örtlichen Bauernhofmuseumausgestellt werden, forderte der parteifreie Kommunalpolitiker.

Braunbär JJ1 alias «Bruno» geht am Sonntag Nachmittag (25.06.2006) etwa dreihundert Meter vom Spitzingsee bei Garmisch entfernt an einer Straße vorbei, wo er von einer Gruppe von Rad- und Motorradfahrer gesehen und fotografiert wurde. Gegen 4.50 Uhr in der folgenden Nacht wurde er nach wochenlanger Suche in der Nähe der Rotwand von Jägern erschossen. (Foto: dpa)
Braunbär JJ1 alias «Bruno» geht am Sonntag Nachmittag (25.06.2006) etwa dreihundert Meter vom Spitzingsee bei Garmisch entfernt an einer Straße vorbei, wo er von einer Gruppe von Rad- und Motorradfahrer gesehen und fotografiert wurde. Gegen 4.50 Uhr in der folgenden Nacht wurde er nach wochenlanger Suche in der Nähe der Rotwand von Jägern erschossen. (Foto: dpa)
dpa
Der Weg Brunos bis zu seinem Abschuss (Grafik: dpa)
Der Weg Brunos bis zu seinem Abschuss (Grafik: dpa)
dpa