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Theater Mandroschke in Halle Theater Mandroschke in Halle: Wer ist die Dicke?

Von Anika Garz 28.01.2015, 20:45
Julia Raab als Medea
Julia Raab als Medea O. Röckle Lizenz

Halle (Saale) - Sie sieht schon etwas zum Fürchten aus - „die Dicke“ - mit ihren strähnigen Haaren, dem aufgedunsenen Gesicht und der hängenden Fettschürze. Es dauert etwas, bis klar wird, dass es sich um eine Verkleidung handelt.

Hinter der Maske steht die freie Figurenspielerin und Theaterpädagogin Julia Raab. Mit dem Stück „Die Dicke - spielt Medea“ ist sie am Freitagabend im Theater Mandroschke zu sehen. Die füllige Frau ist während ihres Figurentheater Studiums in Stuttgart entstanden - ja förmlich gewachsen. Denn anfangs stand lediglich der Wunsch „mal ’ne Dicke“ zu machen, erzählt Raab. Durch Zeichnungen und Modellierungen näherte sie sich dem Charakter an und lernte ihn durch die Improvisation auf der Bühne und im öffentlichen Raum erst richtig kennen.

Mittlerweile ist die schmuddelige Dicke, neben zahlreichen Figurenspiel-Festivals in Deutschland auch schon auf Bühnen in Algerien oder Thailand zu sehen gewesen. Julia Raabs Figur funktioniert auch dort, denn sie kommt ohne Sprache aus. Während der 60-minütigen Inszenierung fällt kein Wort. Man sieht die Dicke auf der spärlich eingerichteten Bühne, nur ihr Trolley begleitet sie. Aus den zahlreichen Plastiktüten zieht sie nach und nach Bruchstücke aus ihrem Leben und erinnert sich an vergangene Momente.

Leben hinter der Fassade

„Der Charakter hat durchaus einen gewissen Witz“, erzählt die Figurenspielerin, doch das Stück entwickle sich eher tragisch. Hinter ihrer Bühnendarstellung steht demnach auch ein kritischer Gedanke: Die Geschichte zu einem fremden Menschen greifbar zu machen. „Die Inszenierung zeigt das Leben hinter der Fassade der Obdachlosen“, sagt Raab. Bei ihrem Publikum löst ihre authentische Darstellung sehr oft Überraschung aus, wenn sie nach der Vorstellung ihre Maske abnimmt. Aber Julia Raab schlüpft auch abseits der Bühne in die Rolle der heimatlos Umherirrenden.

Wenn sie als die Dicke im öffentlichen Raum unterwegs ist, erlebt sie ganz andere Reaktionen. „Viele nehmen die Dicke als reale Person an und bemerken erst später die Maske“, erzählt sie. Auch hier bleibt sie stumm und tritt in improvisierten Situationen mit ihrem Umfeld in Kontakt. Mit ihrer Kunstfigur löst sie damit Erschrecken und auch Ekel aus. Doch genau das möchte sie auch: dass die Leute hingucken.

Das Theater Mandroschke zeigt die Geschichte der Dicken Freitag um 20 Uhr. (mz)

Weitere Termine und Karten unter www.mandroschke.de