Techno Techno: Raver demonstrieren Samstag auf dem Kurfürstendamm

Berlin/dpa. - Die Love Parade ist tot, es lebe die Love Parade. Unter dieses Motto könnte man die «Ersatzveranstaltungen» stellen, die am Samstag statt des abgesagten Techno-Umzugs durch Berlin toben. Mangels Sponsoren lässt Parade-Gründer Dr. Motte die weltweit größte Raver-Party im 16. Jahr erstmals ausfallen. Bis zu1,5 Millionen Technofans zog die Love Parade in ihren Spitzenjahren an. Mit der kleinen, aber feinen Demonstration «Fight the Power - Clubculture vs. Ignorance» auf dem Kurfürstendamm wollen die Raver nun zu den Wurzeln des längst zum kommerziellen Massenspektakel mutierten Raves zurückkehren - allen voran prominente DJs wie Westbam und Paul van Dyk. Auf dem Kurfürstendamm hatte Dr. Motte 1989 mit 150Fans die erste Love Parade gefeiert.
Demonstriert wird nicht nur für eine Rettung der Love Parade, dieauch für das nächste Jahr noch nicht gesichert ist, wie Dr. Mottealias Matthias Roeingh betont. Clubbetreiber, Partyveranstalter undDJs fordern vor allem von der Politik mehr Toleranz und wenigerSchwierigkeiten mit den Behörden. «Die Clubs werden systematischkriminalisiert», sagt Alexandra Dröner vom bis nach New York undTokio bekannten Tresor. Die Szene der Stadt mit rund 30 größerenClubs, in denen elektronische Musik gespielt wird, kämpfe gegen diedie Vorurteile an, «schmutzig, verdrogt und unpolitisch» zu sein.«Wir werden nicht als Unternehmer anerkannt.»
Auch Dr. Motte ist sauer auf die Stadtoberen: «Aus internationalerSicht gibt es in Berlin keine andere Veranstaltung, die so einepositive Ausstrahlung wie die Love Parade hat», sagt er und fordertmehr, vor allem finanzielle Unterstützung, von der Stadt. «Wannbegreift Berlin das endlich?» Allerdings sank die Teilnehmerzahl inden vergangenen Jahr stetig. «Schon in den letzten beiden Jahrenwaren die Hotels nicht mehr richtig voll», sagt Natascha Kompatzkivon der Berlin Tourismus Marketing GmbH.
Mehrere tausend Raver erwartet Dr. Motte nun zu der Mini-Ausgabeder Love Parade. Statt bis zu 50 gibt es nur noch 5Lautsprecherwagen, dafür aber gleich 12 Redner. Wie bis zum Jahr 2001üblich ist die Parade jetzt wieder als Demonstration bei der Polizeiangemeldet, das leidige Thema Müllentsorgung erübrigt sich damit fürdie Veranstalter. Die Stadt übernimmt die Kosten. Startpunkt der Demoist um 17.00 Uhr der Adenauerplatz, zum Abschluss gegen 22.00 Uhrgibt es eine Kundgebung an der Gedächtniskirche.
Mit «Musik gegen den Ausverkauf der Musik» wird am Samstag von14.00 Uhr an auch beim «Music Day» am Großen Stern demonstriert.Sechs Bühnen werde er auf der ehemaligen Love-Parade-Strecke imTiergarten aufbauen, sagt Veranstalter Kay Neumann. Musik wird seinerAnsicht nach immer mehr als Massenware vermarktet. Kreative undinnovative Musik hätten es schwer. Er fordert, «das Ungleichgewichtin der Musikindustrie wieder auszugleichen, die Subventionen anGroßunternehmen in Millionenhöhe umzuschichten und die wirklichenKreativzellen zu unterstützen.»
Bereits seit dem vergangenen Wochenende wird in den Clubs getanzt.Mehr als 100 Partys bietet die bis zum 13. Juli dauernde «Love Week»,rund 200 DJs stehen nächtelang an den Turntables. Höhepunkte sind amDemo-Wochenende der «Lovestern Galaktika»-Rave auf demFlughafengelände in Tempelhof unter anderem mit Marusha, das «FritzLove Radio» im Café Schönbrunn und die «Electric Kingdom»-Party inder Columbiahalle.