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Drastische Schmelze am Nordpol Arktis-Expedition der „Polarstern“ bringt besorgniserregende Erkenntnisse

15.06.2021, 17:53
Das Forschungsschiff «Polarstern» liegt während der einjährigen «Mosaic»-Expedition in der zentralen Arktis.
Das Forschungsschiff «Polarstern» liegt während der einjährigen «Mosaic»-Expedition in der zentralen Arktis. (Foto: dpa)

Berlin - Acht Monate nach dem Ende der historischen Arktismission des Forschungsschiffs „Polarstern“ hat Expeditionsleiter Markus Rex für eine breite gesellschaftliche Unterstützung zum Erreichen der Klimaziele geworben. Die Klimaziele der Bundesregierung seien „angemessen und gut“, sagte Rex am Dienstag in Berlin bei einer ersten Zwischenbilanz. „Jetzt kommt es darauf an, dass wir auch die gesellschaftlichen Mehrheiten bekommen für die konkreten Maßnahmen.“

Da seien Politik und Gesellschaft in Deutschland „noch weit zurück“ und „viel zu langsam“. Nötig seien Mehrheiten in der Gesellschaft, die das Klimakonzept unterstützten, sagte Rex. Der Polarforscher vom Alfred-Wegener-Institut hatte die einjährige internationale Mosaic-Expedition mit der „Polarstern“ am Nordpol geleitet, die im Oktober zu Ende ging.

Rex sagte, es seien dabei Daten „in nie dagewesenem Umfang“ gesammelt worden, die nun von mehreren hundert Wissenschaftlern weltweit ausgewertet würden. „Wir sind dabei, unser Wissen über das arktische Klimasystem Puzzlestück für Puzzlestück aus den Messungen zusammenzusetzen.“

Anja Karliczek (r., CDU), Bundesministerin für Bildung und Forschung, Markus Rex (M.), Atmosphärenphysiker und Leiter der Expedition MOSAiC, Alfred-Wegener-Institut, und Stefanie Arndt, Meereisphysikerin und Expeditionsteilnehmerin vom Alfred-Wegener-Institut, zu Beginn der Pressekonferenz.
Anja Karliczek (r., CDU), Bundesministerin für Bildung und Forschung, Markus Rex (M.), Atmosphärenphysiker und Leiter der Expedition MOSAiC, Alfred-Wegener-Institut, und Stefanie Arndt, Meereisphysikerin und Expeditionsteilnehmerin vom Alfred-Wegener-Institut, zu Beginn der Pressekonferenz.
(Foto: dpa)

Die Forscher hätten spannende, aber „auch besorgniserregende Erkenntnisse“ gewonnen. So habe sich während der Expedition im Frühjahr 2020 das Eis der Arktis schneller zurückgezogen als jemals zuvor. Dies wiederum habe begünstigt, dass sich das Eis im Herbst viel später geschlossen habe und die eisfreie Zeit im Sommer länger gewesen sei. Auch habe es während des Winters „fast durchgehend um zehn Grad Celsius höhere Temperaturen“ gegeben als zu Zeiten früherer Expeditionen.

Das Auslösen des Kipppunkts, der irreparabel zum Verschwinden des sommerlichen Meereises in der Arktis führt, stehe unmittelbar bevor, warnte Rex. Dies könne eine ganze Kaskade auslösen, in deren Verlauf weitere Kipppunkte ausgelöst würden, „die die Erderwärmung immer weiter antreiben können“.

Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) hob daher erneut die Notwendigkeit hervor, dass nicht nur die Klimaziele verschärft wurden und Deutschland nun bis zum Jahr 2045 klimaneutral werden soll. Es sei künftig auch wichtig, „massiv CO2 wieder aus der Atmosphäre“ zu holen. Deshalb müsse die Forschung dazu unterstützt und ausgebaut werden.

Polarexpedition: Gesammelte Daten belegen den Ernst der Lage

Die Expedition der „Polarstern“ zeigt laut Karliczek die „geschichtliche Bedeutung dieser einmaligen Expedition“. Nie zuvor seien so viele Daten über die klimatische Lage in der Arktis gesammelt worden. Die ersten vom Alfred-Wegener-Institut präsentierten Erkenntnisse machten deutlich, „wie ernst die Lage und wie groß der Handlungsbedarf ist“.

Bei der logistisch extrem aufwändigen Expedition hatte sich die „Polarstern“ ein Jahr lang mit einer Eisscholle durch die Arktis treiben lassen, um auch den Winter am Nordpol erforschen zu können. Mit Mess- und Forschungsstationen sammelte die Besatzung direkt auf dem Polareis riesige Datenmengen, die nun nach und nach ausgewertet werden und eine bessere Kenntnis der klimarelevanten Umweltprozesse am Nordpol ermöglichen sollen. (afp/hex/cfm)