Spielkartenfabrik Spielkartenfabrik: Altenburger Firma will in Werbemarkt vorstoßen

Altenburg/dpa. - Ein gutes Skatblatt allein reicht nicht mehr aus. Um im Spiel des internationalen Wettbewerbs mitzuhalten, brauchen Kartenhersteller neue Strategien. Der Joker der Spielkartenfabrik Altenburg heißt: Werbung. «Bier- und Zigarettenmarken aber auch Banken und Baumärkte setzen zunehmend auf Karten als Marketingmittel», sagt der Geschäftsführer von Deutschlands größtem Spielkartenhersteller, Peter Warns. Der Markt für normale Karten sei esättigt. «Wachstum ist nur über neue Nischen möglich.»
Rund 30 Millionen Skat- und Rommé-Blätter sowie Karten für Gesellschaftsspiele und Quartette druckte die Altenburger Spielkartenfabrik in diesem Jahr. Rund zehn Millionen davon hatten Werberückseiten. Bei manchen zierte Reklame sogar die Vorderseite: Könige tragen Bierfässer, Damen Maßkrüge, auf anderen prangt zwischen den Karos eine Duschwand. Für Tabakfirmen verpackte der Betrieb Kartensets in Zigarettenschachteln. Keks- und Schnapshersteller sowie Verlage bestellten Karten als Beipack.
«Kartenspiele sind Sympathieträger, daher wirken sie als Werbeträger», sagt Warns. Das hat sich die Firma erst kürzlich durch eine eigene Studie bestätigen lassen. «Skat, Rommé und Bridge sind so etablierte Spiele, die bleiben immer auf einem hohen Bedeutungslevel», sagt die Geschäftsführerin des Deutschen Spielwarenindustrieverbands, Corinna Printzen.
«Im traditionellen Geschäft werden Karten mit bekannten Figuren wie Harry Potter, Moglie aus dem Dschungelbuch oder James Bond immer wichtiger», sagt Warns. «Zuletzt haben wir ein Kartenset mit den Tieren aus dem Film "Findet Nemo" und eines mit den Mainzelmännchen des ZDF herausgebracht.» Die Lizenzen bekommt die Altenburger Firma meist über den belgischen Mutterkonzern Carta Mundi. Auf rund zehn Prozent aller hergestellten Karten finden sich diese Figuren.
Nur eine Sorte haben die Altenburger nicht auf dem Programm: Yu- gi-oh. Die japanischen Manga-Figuren sind derzeit bei Kindern ein Renner. «Das kommt stark an den Pokemon-Boom vor zwei Jahren herran», sagt Manfred Zitt von Vedes, der größten deutschen Fachhandelsorganisation für Spiel und Freizeit. «Mit Skatblättern ist das eben so wenig zu schaffen wie mit Bundesliga-Quartetten.»
Im kommenden Jahr will die Spielkartenfabrik Altenburg mit Hilfe ihrer Trumpfkarte Werbung den Umsatz um zehn Prozent auf 22 Millionen Euro steigern. Vier Millionen Euro investiert die Firma in eine neue Produktionshalle und neue Technik am Standort Altenburg. Bislang verfügte der Betrieb über zwei große Druckmaschinen, durch die der Pappkarton läuft, bevor Schneidemaschinen ihn in Vierecke schneidet und die Ecken abstanzt. «Damit können wir den Bedarf nicht mehr decken», sagt Warns. Auch neue Kollegen sollen die derzeit 130 Mitarbeiter im nächsten Jahr bekommen.
In der Vorweihnachtszeit, die bei den Altenburgern schon im Spätsommer beginnt, läuft die Produktion von Karten wie in jedem Jahr auf Hochtouren. Den Spielegroßhändlern kann die Firma dabei seit kurzem auch wieder die Traditionsmarke ASS anbieten. Carta Mundi, dem der westdeutsche Spielkartenverlag ASS gehört, kaufte 2002 die Spielkartenfabrik Altenburg. Eine späte Wiedervereinigung: nach dem Zweiten Weltkrieg hatte sich die Altenburger Stralsunder Spielkarten AG (ASS) in einen west- und einen ostdeutschen Teil aufgespalten.