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Singapur Singapur: Trennung der Siamesischen Zwillinge begann

06.07.2003, 12:40
Ärzte des Raffles Hospital in Singapur, links Neuro-Chirurg Keith Goh (mit erhobenen Arm), bereiten die siamesischen Zwillinge auf die Operation vor. Die Mediziner verzichten auf ihr Honorar, während die Klinik alle übrigen Kosten übernimmt. (Foto: dpa)
Ärzte des Raffles Hospital in Singapur, links Neuro-Chirurg Keith Goh (mit erhobenen Arm), bereiten die siamesischen Zwillinge auf die Operation vor. Die Mediziner verzichten auf ihr Honorar, während die Klinik alle übrigen Kosten übernimmt. (Foto: dpa) EPA

Singapur/dpa. - In einer beispiellosen und hochriskanten Marathon-Operation haben Ärzte am Sonntag in Singapur mit der Trennung eines erwachsenen Siamesischen Zwillingspaars begonnen. Die 29 Jahre alten, an den Köpfen zusammengewachsenen Schwestern aus dem Iran waren nach Angaben der Raffles-Klinik guter Dinge, als sie in den Operationssaal gebracht wurden. Der Eingriff, an dem ein 28- köpfiges internationales Ärzteteam und rund 100 Helfer beteiligt sind, soll mindestens 48 Stunden dauern. Nach Angaben der Klinik wurden noch nie an den Köpfen verbundene Siamesische Zwillinge im Erwachsenenalter chirurgisch voneinander getrennt.

Die Operation gilt als lebensgefährlich, weil die Gehirne von Ladan und Laleh Bijani durch eine Hauptvene miteinander verbunden sind. Die zwei getrennten Gehirne befinden sich in einem gemeinsamen Schädel. Die Ärzte um den Singapurer Neurochirurgen Keith Goh hatten mehrfach auf die Gefahren der Operation hingewiesen. So kann es passieren, dass beide oder eine der Schwestern den Eingriff nicht überleben oder bleibende Schäden davontragen. Risikoreich seien außerdem die ersten Tage nach der Trennung, weil Blutgerinnsel oder Infektionen auftreten könnten.

Unmittelbar vor der Operation sei die Anspannung der Zwillinge sehr gestiegen, berichtete Krankenhaussprecher Prem Kumor Nair. «Sie sind natürlich auch nervös, gespannt und es gehen ihnen viele Gedanken durch den Kopf.» Zugleich seien sie aber auch sehr glücklich, dass der Tag der Operation endlich da sei. Letzte Untersuchungen hatten ergeben, dass der Blutdruck in den Köpfen der Schwestern deutlich überhöht ist und sie deshalb an starken Schmerzen leiden. Die beiden hätten aber auch ohne Trennung weiterleben können.

Die Zwillinge waren am Morgen mit einem Rollstuhl in den Operationssaal gefahren worden. Zu Beginn des Eingriffs entnahmen die Ärzte aus einem Oberschenkel eine dicke Vene, die später verpflanzt werden soll. Danach begann die eigentliche Trennung. Für den Eingriff war ein spezieller Operationstisch angefertigt worden.

Das internationale Ärzteteam, zu dem Spezialisten aus den USA, Frankreich, Japan und der Schweiz gehören, arbeiten rund um die Uhr im Schichtbetrieb. Sie verzichten auf ihr Honorar, während die Privatklinik die geschätzten Kosten der Operation in Höhe von umgerechnet 125 000 Euro übernimmt und teilweise aus Spenden finanziert.

Der iranische Präsident Mohammad Khatami sandte den Zwillingen eine Botschaft, in der er ihnen einen guten Verlauf der Operation wünscht. Er selbst und das ganze iranische Volk beteten für die Frauen, die Khatami «meine lieben Kinder» nannte.

Beide Schwestern haben trotz ihres gemeinsamen Lebens unterschiedliche Persönlichkeiten und Vorlieben entwickelt. Während Laleh gerne Journalistin werden würde, möchte Ladan als Anwältin arbeiten. «Wir sind zwei komplett verschiedene Individuen, die aneinander gebunden sind. Wir haben unterschiedliche Lebensstile und sehen die Welt auch sehr verschieden», sagte sie vor der Operation.

Ladan und Laleh Bijani waren auf Singapur aufmerksam geworden, nachdem dort im Frühjahr 2001 ebenfalls unter der Leitung von Keith Goh erfolgreich ein ebenfalls an den Köpfen verbundenes Siamesisches Zwillingspaar getrennt worden war. Die beiden aus Nepal stammenden Mädchen waren zum Zeitpunkt des Eingriffs elf Monate alt.