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Schweinegrippe Schweinegrippe: Viele Deutsche steckten sich im Spanienurlaub an

23.07.2009, 17:03
Das gemeinsame Trinken von Sangría, eine Mischung aus Wein, Fruchtsäften und Likör, ist wegen der Schweinegrippe eine mögliche Ansteckungsquelle und nicht zu empfehlen. (FOTO: DPA)
Das gemeinsame Trinken von Sangría, eine Mischung aus Wein, Fruchtsäften und Likör, ist wegen der Schweinegrippe eine mögliche Ansteckungsquelle und nicht zu empfehlen. (FOTO: DPA) picture-alliance/ ZB

Berlin/Hamburg/dpa. - Ein Großteil der rund 600 Neuerkrankten habe sich bei Auslandsreisen angesteckt, sagte der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI) in Berlin, Prof. Jörg Hacker, am Donnerstag. Nur ein Fünftel der von Dienstag auf Mittwoch registrierten Fälle gehe auf eine Ansteckung in Deutschland zurück. Immer mehr Unternehmen setzen inzwischen eigene Pandemie-Pläne zum Schutz ihrer Mitarbeiter um.

Unterdessen geht es dem bundesweit ersten an Schweinegrippeerkrankten Säugling wieder gut. Der wenige Tage alte Junge habe die Medikamente gut vertragen, er trinke ohne Probleme und werdevoraussichtlich am Freitag aus dem Krankenhaus entlassen, sagte der Oberarzt der Universitäts-Kinderklinik in Lübeck, Christoph Härtel. Neugeborene und Säuglinge gelten als besonders gefährdet, da ihr Immunsystem noch nicht ausgereift ist. Erkrankten Müttern riet Härtel, den Säuglingen unbedingt weiter Muttermilch zu geben. «Die Übertragung durch Muttermilch ist sehr unwahrscheinlich. Kranke Mütter sollten die Milch abpumpen und ihr Kind durch eine gesunde Person füttern lassen.»

In den vergangenen Tagen meldeten die Behörden sehr vieleErkrankungen von Rückkehrern aus Spanien. Experten sehen dies vor allem im Verhalten jüngerer Urlauber beispielsweise auf Mallorcabegründet - wie etwa der gemeinsamen Nutzung von Trinkgefäßen,intimen Urlaubsflirts sowie dicht gedrängtem Feiern und Sonnen.«Generell gilt: Viele Menschen auf engem Raum sind immer eineMöglichkeit, sich anzustecken», sagte Hacker. Prof. Dieter Häussingervon der Düsseldorfer Universitätsklinik hatte zuvor daraufhingewiesen, dass Sonnenbrand und Alkohol die Immunabwehr schwächen.

Rund 10 Millionen Deutsche machen dem SpanischenFremdenverkehrsamt zufolge jährlich Urlaub in Spanien; 500 000 warendemnach allein im Juli vergangenen Jahres auf Mallorca. Die Zahl derSchweinegrippe-Fälle auf dieser und den übrigen Balearen-Inselnverdoppelte sich binnen einer Woche nahezu. Das Virus sei inzwischenbei 47 Menschen nachgewiesen worden, teilte das balearischeGesundheitsministerium mit. 34 Erkrankungen entfallen auf Mallorca.

Den Reisenden sei dringend zu raten, ihr Verhalten anzupassen -öfter Hände zu waschen, allzu engen Kontakt mit anderen zu vermeidenund natürlich niemanden anzuniesen, erläuterte Hacker. Ein sehrwichtiger Punkt sei auch, sich rasch freiwillig zurückzuziehen undeinen Arzt aufzusuchen, wenn man bei sich selbst Symptome bemerke,betonte der RKI-Präsident. Nur so sei es möglich, dieErkrankungswelle einzudämmen.

Behörden wiegeln ab

Die balearischen Behörden allerdings wollen von einer massiverhöhten Ansteckungsgefahr in ihren Urlauberorten nichts wissen. «DieUrlauber können sich ebenso gut auf dem Flughafen oder im Flugzeugangesteckt haben», sagte eine Sprecherin des balearischenGesundheitsministeriums. Besondere Ratschläge für Touristen gebe esnicht. Spanien wird künftig keine Zahlen über die bestätigten Fällemehr verbreiten. Es soll auch nicht mehr bei jedem Verdachtsfall einTest gemacht werden.

Hacker hält einen offensiven, präventiven Umgang mit dem Problemfür wichtig. Vom Verhalten der Menschen hänge ab, wie sich dieSituation in den nächsten Wochen entwickle, betonte er. Griffen dieWarnungen nicht, seien - gerade mit Blick auf die anstehendeRückreisewelle - weiter rasch steigende Zahlen möglich. «Wenn dieFallzahlen sich erhöhen, werden wir auch schwere Verläufe bekommen»,warnte der RKI-Präsident.

Auch in anderen Ländern beeinflusst die Schweinegrippe zunehmendbestimmte Lebensbereiche. Die arabischen Gesundheitsminister etwabeschlossen Einschränkungen bei Wallfahrten von Muslimen in dieheilige Stadt Mekka. Menschen über 65, Kinder unter zwölf undchronisch Kranke dürfen demnach keine Pilgerreisen mehr nach Saudi-Arabien unternehmen. Sein Land rechne in diesem Jahr mit wenigerPilgern als in den Jahren zuvor, erklärte der saudischeGesundheitsminister Abdullah al-Rabiah am Rande des Treffens inKairo.