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Prozess Prozess: Vanessas Mörder muss zehn Jahre in Haft

05.02.2003, 21:47
Am Montag (03.02.2003) liegen im Augsburger Landgericht auf einem Tisch eine Horror-Maske und ein Messer. Mit dieser Maske soll Michael W., gegen den derzeit die Jugendkammer des Landgerichtes verhandelt, am Rosenmontag (11.02.2002) in Gersthofen bei Augsburg die zwölfjährige Vanessa in ihrem Kinderzimmer erschreckt und anschließend mit dem Messer erstochen haben. (Foto: dpa)
Am Montag (03.02.2003) liegen im Augsburger Landgericht auf einem Tisch eine Horror-Maske und ein Messer. Mit dieser Maske soll Michael W., gegen den derzeit die Jugendkammer des Landgerichtes verhandelt, am Rosenmontag (11.02.2002) in Gersthofen bei Augsburg die zwölfjährige Vanessa in ihrem Kinderzimmer erschreckt und anschließend mit dem Messer erstochen haben. (Foto: dpa) dpa

Augsburg/dpa. - «Der Angeklagte wollte sich zum Herren über Leben und Tod machen», sagte der Vorsitzende Richter Martin Kramer in der Urteilsbegründung.

«Er hat eine der schlimmsten Taten begangen, die denkbar sind: Erhat ein unschuldiges Mädchen niedergestochen und unendliches Leidüber die Familie gebracht.» Die Jugendkammer wertete die Tat alsvorsätzlichen Mord. «Es ist verwunderlich, wie abgeklärt derAngeklagte vorgegangen ist», sagte der Gerichtsvorsitzende. Man könnedem Angeklagten glauben, dass er - mit einer Totenkopfmaske, einemschwarzen Kapuzenumhang und einem langen Küchenmesser ausstaffiert -anfangs nur andere Leute erschrecken wollte. «Irgendwann aber wollteer mehr: Er wollte es bis zum Äußersten bringen.»

Der junge Mann habe heimtückisch und aus niederen Beweggründen dieWehr- und Arglosigkeit des Mädchens für seinen brutalen Angriffausgenutzt, befand das Gericht. Bei dem Angeklagten liege keineverminderte Schuldfähigkeit vor. Wegen seiner Reiferückstände müsseaber das mildere Jugendstrafrecht zur Anwendung kommen und nicht derstrengere Strafrahmen für Erwachsene mit lebenslanger Haft alsHöchststrafe.

Mit dem Urteil entsprach die Jugendkammer dem Antrag derStaatsanwaltschaft. «Der Angeklagte hat getötet um des Tötens willenund um Macht auszuüben», sagte Staatsanwältin Brigitta Baur in ihremPlädoyer. Der junge Mann habe «auf tiefster moralischer Stufe»gehandelt und das Mädchen «in ihrem innersten Schutzbereichniedergemetzelt».

Die Verteidigung hatte mildernde Umstände in der schweren Kindheitdes Täters gesehen und deshalb eine Strafe von nur 9 JahrenJugendhaft beantragt. «Der Angeklagte selbst ist auch eine geprügelteKreatur», sagte Pflichtverteidiger Werner Dorn. Zudem dürfe man dieAuswirkungen von Gewaltdarstellungen in den Medien und in den Horror-Videos aus dem Besitz des Angeklagten nicht vernachlässigen. DerTäter habe außerdem unter Alkoholeinfluss gehandelt.

Die Eltern von Vanessa waren zur Tatzeit - der Nacht zumFaschingsdienstag 2002 - auf einem Faschingsball. Bei ihrer Heimkehrfanden sie die Tochter leblos und blutüberströmt auf dem Boden desKinderzimmers. Der Angeklagte bedauerte zum Abschluss derBeweisaufnahme noch einmal seine Tat und sprach der Familie desMädchens sein Mitgefühl aus. «Auch wenn ich das nicht so zeigen kann,meine ich es ehrlich», beteuerte der 20-Jährige.

   Vanessas Vater wandte sich am letzten Prozesstag direkt an denMörder seiner Tochter: Dessen Auftreten im Gerichtssaal sei für ihn«wie ein Schlag ins Gesicht gewesen», sagte der Vater. «Verzeihenkann man nur jemandem, der bereut.» Der 20-Jährige hatte bis zuletzteinen Vorsatz bestritten und behauptet, er habe nur «aus Angst»zugestochen, als das Mädchen plötzlich aus dem Schlaf geschreckt sei.Dazu erklärte der Kammervorsitzende: «Es liegt nahe, dass derAngeklagte sich das erst später zurecht gelegt hat.»

Am Montag (03.02.2003) spricht in einer Verhandlungspause im Augsburger Landgericht der Bürgermeister von Gersthofen, Siegfried Deffner (M) mit den Stiefeltern von Michael W., gegen den die Jugendstrafkammer derzeit verhandelt. Michael W. soll am Rosenmontag (11.02.2002) in Gersthofen bei Augsburg die zwölfjährige Vanessa in ihrem Kinderzimmer erschreckt und anschließend mit einem Messer erstochen haben. (Foto: dpa)
Am Montag (03.02.2003) spricht in einer Verhandlungspause im Augsburger Landgericht der Bürgermeister von Gersthofen, Siegfried Deffner (M) mit den Stiefeltern von Michael W., gegen den die Jugendstrafkammer derzeit verhandelt. Michael W. soll am Rosenmontag (11.02.2002) in Gersthofen bei Augsburg die zwölfjährige Vanessa in ihrem Kinderzimmer erschreckt und anschließend mit einem Messer erstochen haben. (Foto: dpa)
dpa