Prozess Prozess: Tatjana Gsell und ihr Freund erhalten Bewährungsstrafen

Nürnberg/dpa. - Die Arztwitwe und «Glamour Lady» Tatjana Gsell ist am Freitag zu einer Bewährungsstrafe von 16 Monaten sowie einer Geldbuße von 30 000 Euro verurteilt worden. In einem von regem Medienrummel begleiteten Prozess sprach das Amtsgericht Nürnberg die 33-Jährige und ihren gleichaltrigen Jugendfreund, einen vom Dienst suspendierten Staatsanwalt aus Hof, des versuchten Versicherungsbetrugs sowie des Vortäuschens einer Straftat für schuldig. Der Jurist erhielt eine Bewährungsstrafe von 15 Monaten. Außerdem muss er 3000 Euro Geldbuße zahlen.
Während Tatjana Gsell nach dem Prozess von Erleichterung sprach,kündigte der Anwalt des verurteilten Staatsanwaltes Berufung an. SeinMandant hatte bis zuletzt seine Unschuld beteuert. Richterin UteKusch zeigte sich überzeugt von einer Mittäterschaft des 33-Jährigen.«Für mich gibt es überhaupt keinen Zweifel daran, dass er an der Tatbeteiligt war», sagte sie in ihrer Urteilsbegründung, die jedoch fürProzessbeobachter viele Fragen zur Schuld des Juristen unbeantwortetließ.
Kusch argumentierte, der 33-Jährige sei Tatjana Gsell geradezuhörig gewesen und habe alles für sie getan. In seiner«Liebesverwirrung» sei er sogar so weit gegangen, seine Karriere aufsSpiel zu setzen und an einem Verbrechen mitzuwirken. «Sie hatten eingeradezu ungesundes Verhältnis zueinander», sagte Kusch. TatjanaGsell wiederum habe ihren Jugendfreund für ihre Pläne benutzt undausgenutzt. Sie sei die Initiatorin des Ganzen gewesen, habe ihn indie Sache hineingezogen und wäre auch Nutznießerin des Deals gewesen.«Doch was für einen Grund soll sie gehabt haben, ihren Jugendfreundunschuldig zu belasten», fragte Kusch.
Tatjana Gsell hatte gleich zu Prozessbeginn ausgesagt, sie habegemeinsam mit ihrem 76-jährigen Ehemann Franz Gsell und ihremJugendfreund im Januar 2003 einen Überfall auf ihren Ehemanninszeniert. Damit sollte eine geplante Autoschieberei vertuschtwerden. So war vorgesehen, den 100 000 Euro teuren Sportwagen der 33-Jährigen von einer Autoschieberbande ins Ausland bringen zu lassenund in Deutschland als gestohlen zu melden.
Um die Polizei auf eine andere Fährte zu locken, sollte einRaubüberfall auf den Schönheitschirurgen inszeniert werden. Bei derSchlüsselübergabe in der Gsell-Villa in Nürnberg kam es jedoch zuHandgreiflichkeiten zwischen einem der Autoschieber und Franz Gsell.Dabei wurde der 76-Jährige so stark verletzt, dass er ins Krankenhausmusste. Dort starb er wenige Wochen später an einer Blutvergiftung.