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Prozess Prozess: «Ich hatte Wut auf das Mädchen»

11.10.2001, 12:24
Der Angeklagte Stefan Jahn (m.)
Der Angeklagte Stefan Jahn (m.) dpa Pool

Frankfurt/Oder/dpa. - Nach den Worten von Jahn war er wütend auf das Mädchen geworden,als er nach dem Zusammenstoß mit Ulrike das Lenkrad ihres Fahrradszurechtbiegen wollte und sie ihn ans Schienbein getreten habe. «Siehat mich weggeschubst und gesagt, ich soll abhauen.» DieStaatsanwaltschaft legt Jahn zur Last, das Kind am 22. Februar aufeinem Waldweg angefahren und dann entführt, missbraucht underdrosselt zu haben. Sie geht von einer besonderen Schwere der Schuldaus. Der Unfall passierte laut Jahn, weil er Alkohol getrunken hatte.

Zu Beginn des zweiten Prozesstages schilderte er, dass er am Tagder Tat in Berlin die S-Bahn Richtung Strausberg (Märkisch-Oderland)nahm, um sich aufzuwärmen. In Strausberg habe ihn ein Kontrolleurrausgeworfen. In einem Laden stahl er Brot, Cola und eineSchnapsflasche. «Dann habe ich den VW Polo gesehen und mir gedacht,dass ich mich dort aufwärmen und schlafen könnte.» Nach Aussage desAngeklagten wollte er mit dem gestohlenen Auto in einen Waldfahren, dort schlafen und später zu Freunden nach Eberswalde fahren.

Während der Fahrt - zunächst Richtung Berlin - trank er dengestohlenen Alkohol. «Dann habe ich eine Kaufhalle gesehen,angehalten und eine große Flasche Schnaps und vier, fünf Büchsen Biergeholt», sagte der 25-Jährige, der nach eigenen Angaben in der Zeitvor der Tat täglich schon frühmorgens Alkohol trank. Bis zumZusammentreffen mit Ulrike trank er nach eigenem Bekunden den größtenTeil von Bier und Schnaps.

Zu Beginn des zweiten von voraussichtlich zehn Prozesstagenberichtete der als Autodieb vorbestrafte Jahn, er habe in seinemWohnort Fürstenwalde mehrfach auf die kleinen Kinder von Bekanntenaufgepasst. «Es gab keine Probleme dabei.» Zudem räumte er ein,während seiner Inhaftierung vor dem Mord an Ulrike Briefkontakte mitKindern gesucht und sich dabei als 14-Jähriger ausgegeben zu haben -«weil ich Spaß haben wollte».

Am Donnerstag wurde erwartet, dass der Angeklagte voraussichtlichauch noch schildert, wie er Ulrike entführte, vergewaltigte undermordete. Die Öffentlichkeit soll bei diesen Äußerungen zum Schutzdes Opfers ausgeschlossen werden. Jahn hatte bei der Polizei die Tatgestanden. Das Urteil gegen ihn wird am 1. November erwartet.