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Provinzposse Provinzposse: Loriot feixt im Himmel

Von Bernhard Honnigfort 07.12.2011, 18:49

Bremen/MZ. - Am 22. August starb Vicco von Bülow, besser bekannt als Loriot. Seitdem sitzt er auf einem grün bezogenen Biedermeiersofa im Himmel, Evelyn Hamann an seiner Seite, und betrachtet, was in der deutschen Provinz vor sich geht.

Kürzlich deutete Evelyn Hamann mit dem Zeigefinger auf einen Parkplatz und ein Häuflein Menschen in Bremen. "Ach was!", rief Loriot, und haute sich vor Vergnügen auf den Schenkel wie einst Opa Hoppenstedt.

Dort hatte nämlich Ortsamtsleiter Robert Bücking die Idee, einen Parkplatz nach dem großen Humoristen zu benennen. Keinen hübschen Platz, keine Kastanienallee, keine skurrile Sackgasse, nichts Besonderes. Ein grauer, mehr oder minder hässlicher Parkplatz am Funkhaus von Radio Bremen sollte es sein. Begründung eins: Da hat der Mann schließlich lange gearbeitet. Begründung zwei: Der Platz ist noch namenlos. Der Beirat Mitte nickte und fand die Sache in Ordnung.

Was folgte, hätte genau so gut aus der Feder des Herrn von Bülow stammen können. Ein Streit brach los darüber, erbittet geführt wie von den knollennasigen Herren Müller-Lüdenscheid und Dr. Klöbner um die Gummiente in der Badewanne. In Bremen ging es nicht um ein Quietschetier, sondern um die Frage: Soll postum zusammenwachsen, was nur mit gedanklichen Verrenkungen zusammengehört: der verblichene Humorist und ein eher totes Areal?

"Der Verstorbene wäre begeistert gewesen, die vielen Parkuhren und Platz für eine Badewanne wäre auch", verteidigte der Ortsamtsleiter sein Ansinnen. Loriot, mutmaßte er, hätte die Wahl gefallen. "Nichts ist in Deutschland schließlich nur deshalb erlaubt, weil es schön ist."

Aber da hatte der Ortsamtsleiter die CDU vergessen. Empört meldete sie sich zu Wort, ganz so, als hätte sie das kleinere Stück eines Kosakenzipfels abbekommen: Ein Loriot-Parkplatz? Auf keinen Fall. Elisabeth Motschmann, die medienpolitische Sprecherin, argumentierte mit einer Leidenschaft, die dem verstorbenen Adelsmann hoch über uns ein leises, eher angedeutetes Lächeln aufs Antlitz zauberte: Man sollte einen Ideenwettbewerb machen, forderte die Dame. Man sollte die Familie des Verstobenen einbeziehen. Man sollte die Parkplatz-Wahl überhaupt überdenken. Dann schlug sie noch eine dramatische Note an: Die Auseinandersetzung in Bremen habe eine Dimension erreicht, die der Stadt überregional geschadet habe.

Schließlich verschlug es sie ins Deutsch der Marketing-Menschen, das entfernt an das Deutsch des Bettenverkäufers Hallmackenreuther erinnert. Hmm, Loriot und die Hansestadt an der Weser, grübelte sie. "Wir haben die große Chance, aus dieser Verbindung eine Marke für Bremen zu machen."

Loriot? Eine Marke? Der Gedanke dürfte ihm gefallen. Vermutlich lässt er ihn schon im Kopf kreisen. Frau Motschmann von der CDU ist sicherlich auch eine Dame nach seinem Gusto. "Die Beteiligten liefern den Stoff, aus dem Loriot seine Sketche gemacht hat", bilanzierte sie den Parkplatz-Streit.

"Meine Güte", stöhnte daraufhin Evelyn Hamann. Loriot, neben ihr auf dem Sofa sitzend, entfuhr ein erneutes: "Ach was!" Der Rest der Unterhaltung blieb unverständlich.

Die Sache ist noch nicht entschieden. Bremen grübelt weiter, wie es sich mit Loriot zur Marke verbindet. Wenn es klappte, zu schön. Es hätte etwas ganz Eigenes. Eine Art Jodeldiplom.