1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Mord in Altenheim: Mord in Altenheim: Greisin brutal vergewaltigt und getötet

Mord in Altenheim Mord in Altenheim: Greisin brutal vergewaltigt und getötet

27.03.2003, 15:54

Herford/dpa. - Schlimm war die Angst vor der Dunkelheit. «Schlägt er noch einmal zu?» - Diese Frage beschäftigte die Bewohnerinnen des Herforder Altenheim wochenlang. In ihrem Haus hatte ein junger Mann um die Jahreswende zwei Frauen im Alter von 86 und 94 Jahren brutal vergewaltigt. Eine von ihnen brachte er anschließend um. Nach rund neun Wochen hat die Polizei einen Tatverdächtigen festgenommen. «Die Bewohner waren sehr erleichtert», sagte der Leiter der Einrichtung, Jürgen Diekmann, am Donnerstag.

Der Mann ging der Polizei ins Netz, weil er freiwillig an der Massenspeichelprobe teilgenommen hatte. Seine DNA - der so genannte genetische Fingeradruck - stimmt mit den an den Tatorten gefundenen Spuren überein. «Er ist ein schmächtiger, unauffälliger Typ, und er wirkt weder verstört noch aggressiv», beschreibt ihn ein Polizeibeamter.

Gerade mal 20 Jahre alt ist der Festgenommene. Falls er der Täter ist, läge der Altersunterschied zwischen Vergewaltiger und Opfer bei mehr als 70 Jahren. «Das ist ein sehr ungewöhnlicher Fall», meint der Psychologe Andreas Kretschmer vom Westfälischen Zentrum für Forensische Psychiatrie in Lippstadt. Möglicherweise habe der Mann seine Opfer ausgesucht, weil er bei jüngeren Frauen keine Chance gehabt habe. «Solche Täter haben immer Selbstwertprobleme», sagt er. Häufig versuchten sie, ihre Opfer zu demütigen und zu beschmutzen.

Die Tatumstände wiesen jedenfalls in diese Richtung. Beide Opfer hatten erhebliche Verletzungen im Schambereich. Der 94-Jährigen hatte der Täter die Wirbelsäule und alle Rippen gebrochen. «So etwas hatten die Ermittler noch nie gesehen», berichtet ein Polizeisprecher.

Der Leiter des Altenheims ist froh, dass die Zeit der Ungewissheit nun vorbei ist. Nach der Tat hatten Sicherheitskräfte das Haus verstärkt bewacht. «Unser Haus war wahrscheinlich das bestgesicherte Altenheim in Deutschland», sagt Diekmann. Den Bewohnern wurde immer wieder eingeschärft, nicht zu vertrauensselig zu sein.

Die Polizei hatte wochenlang ergebnislos ermittelt. Die 86- Jährige, die die Tat überlebte, stand unter Schock und konnte kaum eine brauchbare Beschreibung liefern. Auf Grund der Aussagen einer Krankenschwester, die einen unbekannten jungen Mann auf einem Balkon bemerkt hatte, erstellte die Polizei ein Phantombild eines 20- bis 30-Jährigen. Im Februar und März bat die Polizei rund 2500 männliche Bewohner aus dem Umkreis zum freiwilligen Speicheltest.

Seit Donnerstag sitzt der Verdächtige in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft will ihn wegen Vergewaltigung mit Todesfolge anklagen. Darauf steht eine lebenslängliche Haftstrafe. Auf Grund seines Alters kann der Verdächtige allerdings auch nach dem Jugendstrafrecht behandelt werden - mit zehn Jahren Höchststrafe.