1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Mode: Mode: Vor 10 Jahren kam «Miss Wonderbra»

Mode Mode: Vor 10 Jahren kam «Miss Wonderbra»

Von Stefanie Schütte 21.06.2004, 05:39
Die beiden Models Tatjana (l) und Claudia (r) präsentieren zusammen mit "Wonderbra Girl" Adriana Karembeu am 05.03.2002 die Neuheit auf dem Büstenhalter-Markt: ein Push-up-BH ohne stützende Kissen (Archivfoto). Mit Hilfe eines speziell geformten Bügels, der im BH eingelassen ist, erzielt man den gewohnten "Wonderbra"-Effekt. (Foto: dpa)
Die beiden Models Tatjana (l) und Claudia (r) präsentieren zusammen mit "Wonderbra Girl" Adriana Karembeu am 05.03.2002 die Neuheit auf dem Büstenhalter-Markt: ein Push-up-BH ohne stützende Kissen (Archivfoto). Mit Hilfe eines speziell geformten Bügels, der im BH eingelassen ist, erzielt man den gewohnten "Wonderbra"-Effekt. (Foto: dpa) dpa

Hamburg/dpa. - Bridget Jones steckt in der Klemme. Soll sie zumersten Date die figurformende Miederhose anziehen? Doch wenn ihrpotenzieller Liebhaber sie auszieht, wäre der sexy Tanga besser. DieFilmheldin zieht schließlich beides übereinander. BiedereFunktionswäsche versus unpraktische Modedessous - das ist oft einnoch immer aktueller Konflikt. Wenigstens für den Busen hat er sichdank des «Wonderbra» inzwischen erledigt. «Die schönste Mogelpackung der Welt» nennt Hersteller Sara Lee das Wunderding und ruft jetzt inDeutschland das zehnjährige Jubiläum für den Büstenhalter aus, der inSekundenschnelle ein Vorzeige-Dekolleté kreiert.

Der Wonderbra ist ein so genannter Push-up-Büstenhalter. DerDruck, der einen anhebenden wie auch vergrößernden Effekt für denBusen erzeugt, kommt dabei gleichmäßig von beiden Seiten. Dahinterverbirgt sich eine Art Dreieckskonstruktion aus über 40 Einzelteilen.Kleine Kissen an der Innenseite sind herausnehmbar. Spitzenbesetztund tief ausgeschnitten passt ein Wonderbra so gar nicht in dieKategorie «Funktionswäsche». Als im Mai 1994 der amerikanischeGroßkonzern Sara Lee eine Kampagne mit einem Bild der damalsunbekannten Eva Herzigova im Wonderbra auf einer riesigen Fläche amNew Yorker Times Square startete, brach ein unglaublicher Hype aus.

Die lockende Herzigova wurde als «Miss Wonderbra» weltberühmt.Ihre Plakate holten männliche Bewunderer von den Wänden. Unterdessenrissen sich die Frauen in den Kaufhäusern die BHs aus den Händen.Bald fand das Wort Wonderbra Eingang in englische Wörterbücher. Einen«überwältigenden Erfolg» verzeichnete Sara Lee «mit 20 Millionenverkauften Exemplaren allein in Europa». Auch in Deutschland machteder Wonderbra Furore. Das Jugendmagazin der «Süddeutschen Zeitung»riet Mädchen auf der Jagd nach ihrem Traumtypen: «Viele Bücher lesenund immer einen Wonderbra tragen.» Und die «Zeit» machte 1998 dieOmnipräsenz der Wonderbra-Brüste auf jeder Hauswand dafürverantwortlich, dass der «Stern» kaum noch Busen aufs Titelbild nahm.

Möglich war das Ganze durch ein neues Frauenbild. In den 60er und70er Jahren hatten kleine Brüste im Trend gelegen, etwa bei YvesSaint Laurents Transparent-Mode. Das knabenhafte Model Twiggy prägteein androgynes Schönheitsideal. Und Vorkämpferinnen der Emanzipationverbrannten öffentlich ihre von ihnen als einengend empfundenenBüstenhalter. In den 90er Jahren kamen dann die Supermodels wie CindyCrawford und Claudia Schiffer - mit deutlichen Rundungen versehenwerteten sie traditionelle weibliche Attribute auf. Das kam demWonderbra zugute.

Eigentlich gibt es ihn nämlich schon seit 40 Jahren. 1964 kreiertedie Designerin Louise Poirier für die kanadische WäschefirmaCanadelle eine Art Urmodell. Viele Jahre lang besaß die WäschemarkeGossard die Lizenz für diesen «Wonderbra». 1994 ging die Lizenz fürden Namen an Sara Lee, und die brachte das Modell unter dem nun alsMarke geführten Namen heraus. Gossard hingegen lancierte den«Ultrabra» - der «Büstenhalterkrieg» mit spektakulären Kampagnenbrach aus. Heute gehört auch Gossard zu Sara Lee. Und um die Push-upsist es still geworden, sie gelten als Basisteil. Immerhin: In den USAwirbt zur Zeit Nadja Auermann für «Wonderbra».