Mecklenburg Mecklenburg: Hubschrauber fliegen Hiddensee-Urlauber aus

Hiddensee/ddp/dpa. - und auf die Heimreise gewartet. Dann sei alles ganz schnell gegangen, sagt er. Der Überflug über den vereisten Bodden habe gerade mal sechs Minuten gedauert und pro Person 40 Euro gekostet. «Jetzt endlich geht es nach Hause.»
Derweil hat es Pilot Hermann Günnewind eilig. Schnell werden einpaar Kisten Lebensmittel in den Helikopter gestapelt. Dann steigenzwei Inselbewohner zu, die seit dem Wochenende in Stralsundfestsaßen, und schon startet die Maschine wieder hinüber zum «sötenLänneken». Die Zeit drängt, schon am Nachmittag wird die nächsteSchneefront erwartet, und die Luftbrücke zu der seit Freitag von derAußenwelt abgeschnittenen Insel muss wieder eingestellt werden.
In Vitte auf Hiddensee ist Bürgermeister Manfred Gau erleichtert,dass die Hubschrauber frische Lebensmittel und Medikamente bringen.Die erste Ware, die er erhalten habe, sei Babynahrung für dieKleinsten gewesen, sagt Bau. Auch Material für den Pflegedienst undNachschub für den Inselarzt werden eingeflogen. Rund zehn Zentnerfrisches Brot, Obst, Gemüse, Milch und Eier bringt ein Hubschrauberaus dem Depot der für die Inselversorgung zuständigen Logistikfirmain Bergen.
Doch das reicht nicht, um die sich allmählich leerenden Regale imSupermarkt in Vitte wieder aufzufüllen. Eine im Schaproder Hafenbereitstehende Großladung Lebensmittel ist blockiert, weil daseinzige Fährschiff mit Eisklasse seit Tagen mit Motorschadenfeststeckt. Bislang sei die Ursache unklar, sagt ReedereisprecherKnut Schäfer. An einer ausgebauten Einspritzpumpe derSteuerbordmaschine habe es jedenfalls nicht gelegen.
Doch selbst wenn die «Vitte» wieder flott käme, ist fraglich, obdas Schiff das inzwischen fast 30 Zentimeter starke Eis noch brechenkann. Der Eisbrecher «Ranzow» war in der Nacht zuvor auf derNordzufahrt nach Hiddensee gescheitert und wieder abgezogen worden.Vermutlich müssen sich Inselbewohner auf weitere Tage in Einsamkeiteinstellen.
Für Ingeborg Gohlke ist so ein Winter nicht ungewöhnlich. Frühersei der Bodden regelmäßig eingefroren, erinnert sich die 1932 inVitte geborene Hiddenseerin. «Als junges Mädchen habe ich hier denEiswinter 1947 erlebt. Damals war die ganze Ostsee zugefroren. Dasind wir bis in den März hinein mit dem Pferdeschlitten übers Eisnach Schaprode auf Rügen gefahren.» Der Eislotse, der auf dervorgelagerten Fährinsel wohnte und das Gewässer genau kannte, habedie Leute sicher über das Eis geführt.
Was früher ging, müsse doch auch heute möglich sein, sagt einAlteingesessener in Kloster. Hubschraubereinsätze kosteten viel Geldund sollten wirklich nur für echte Notfälle organisiert werden.Ohnehin könnten mehr als 1000 Einwohner wohl kaum auf Dauer über eineLuftbrücke versorgt werden. Wenn nun schon einmal die Fahrrinne dichtsei und auch noch die Fähre nicht mehr zum Einsatz kommen könne,sollte man dem Frost Zeit lassen, bis gesicherte Eispassagenorganisiert werden können.
Vor Alleingängen raten die Einheimischen allerdings dringend ab.«Es ist viel zu gefährlich, jetzt zu Fuß hinüber nach Rügen zugehen», sagt Kurdirektor Alfred Langemeyer, der die auf ihreHeimreise wartenden Gäste gut verstehen kann. Die alten Fischer inden Inseldörfern hätten vor brüchigen Stellen gewarnt. Daseinsetzende Tauwetter am Tage, die starke Strömung im Rassower Stromund im Vitter Bodden sowie die wechselnden Pegelstände hielten dasEis ständig in Bewegung.
