1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Luxus-Schokolade: Luxus-Schokolade: «Chili-Caramel» oder «Honig-Balsamico»

Luxus-Schokolade Luxus-Schokolade: «Chili-Caramel» oder «Honig-Balsamico»

Von Daniela Wiegmann 07.10.2008, 07:04
Edel-Schokolade der Sorten «Chili noir», «Champagne noir», «Honig Balsamico» und «Lait Orange» liegt in einer Chocolaterie in München (Foto: dpa)
Edel-Schokolade der Sorten «Chili noir», «Champagne noir», «Honig Balsamico» und «Lait Orange» liegt in einer Chocolaterie in München (Foto: dpa) dpa

München/dpa. - «Seitdem alle Innenstädte gleich aussehen, wächst das Bedürfnisnach Tante Emma», sagt Uschi Fritz, die ihre selbst gemachtenSchokoladen seit 2003 im oberbayerischen Landsberg verkauft und damitschon fast zu den Pionieren zählt. Auch große Konzerne profitierenvom Trend zur Luxusschokolade und freuen sich nach dem Ende desSommers auf Spitzenumsätze in der bevorstehenden Saison.

Der Markt ist enorm: Im Durchschnitt nascht jeder Mensch inDeutschland 90 Tafeln pro Jahr und beschert der Schoko-Branche damiteinen Umsatz von rund 4,7 Milliarden Euro. Bei der Suche nach neuenUmsatzquellen - und haben die Hersteller vor allem die hochwertigenSchokoladen entdeckt. Der weltgrößte Lebensmittelkonzern Nestlé willim kommenden Jahr in der Schweiz sogar ein eigenes Forschungsinstitutzur Entwicklung von Luxusschokolade eröffnen, weil er sich in diesemBereich überdurchschnittliches Gewinnwachstum verspricht. Die Aktiender Schokoladenhersteller gelten längst nicht mehr als Geheimtipp.

Um die Käufer für die Edelschokoladen mit hohem Kakaoanteil, diezum Teil zehnmal so teuer sind wie normale Tafeln im Supermarkt,machen sich die Firmen keine Sorgen. Selbst vor einer Rückkehr der«Geiz-ist-geil»- Einstellung in Deutschland sind sie aus Sicht desSüßwarenhandelsverbandes Sweets Global Network in München gutgeschützt. «Das sind fast ausschließlich Schokoladenliebhaber, diebereit sind, für ihr persönliches Genusserlebnis auf höchstem Niveauetwas mehr auszugeben», sagt Geschäftsführer Hans Strohmaier.

Vor allem Frauen gönnen sich nach Erkenntnissen von Lindt diehochwertigen Schokoladen. Von der Angst vor Kalorien lassen sie sichden Appetit nicht verderben. «Alle Lebensmittel kann man mit Freudegenießen, wenn man sie im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung imrichtigen Maß verzehrt», heißt es dazu bei dem Schokoladenhersteller.

Beflügelt wurde die Schokomanie bereits vor Jahren durch denKinofilm «Chocolat» mit Juliette Binoche, in dem sie als Zugereistedie Einheimischen in einem französischen Dorf mit ihren Pralinen-Kreationen verführt. Inzwischen gehört ein fundiertes Wissen über dieQualität von Kakaobohnen in Gourmet-Kreisen fast dazu wie der Small-Talk über Weinanbaugebiete. «Viele Kunden haben sich ein speziellesWissen angeeignet und kommen mit ganz konkreten Wünschen insGeschäft», sagt Schokohändlerin Fritz. Mit einer normalen TafelVollmilch-Nuss können sich in diesen Kreisen höchstens noch Omas beimGeburtstag der Enkel blicken lassen. Kenner bevorzugen Sauerkirsch-Chili, Hot Grenadine oder auch extremere Aromen wie Sellerie-Portweinund Bergkäse.

Ganz so weit geht Fritz, die ihr Geschäft «O Cafe» in Landsbergzusammen mit ihrem Mann Torsten Adolphs betreibt, dann lieber nicht.«Es ist nicht unser Ziel, möglichst schräg zu sein», sagt der 44-jährige Adolphs. Das Paar lässt die Schokolade nach alter Rezepturvon einem Konditormeister in der Nähe von Rosenheim in kleinenChargen fertigen und verkauft sie in eigens designten Verpackungenmit Goldpapier und aufgedruckter Poesie. Inzwischen werden diekleinen Kunstwerke auch im Hamburger Alsterhaus und 50 anderenSchokoladenläden in Deutschland verkauft, der Umsatz des Mini-Familienbetriebes hat sich innerhalb eines Jahres verdoppelt. An ihreKinder haben die beiden den exklusiven Geschmack schon vererbt: Wennsie darf, nascht die sechsjährige Tochter Marlena am liebsten Trüffel- gefüllt mit Cassis.