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Kommentar zur Genmanipulation an Embryos Kommentar zur Genmanipulation an Embryos: Ein historischer "Schreckensmoment"

Von Michael Hesse 01.02.2016, 18:25
Großbritannien erlaubt erstmals zu wissenschaftlichen Zwecken Genmanipulationen an Embryos.
Großbritannien erlaubt erstmals zu wissenschaftlichen Zwecken Genmanipulationen an Embryos. AP Lizenz

Es ist ein historischer Moment in der Wissenschaftsgeschichte. Für viele ein Schreckensmoment. Noch nie wurde von einer nationalen Aufsichtsbehörde die Erlaubnis erteilt, genetische Veränderungen an menschlichen Embryonen vorzunehmen.

Nun ist es soweit. In Großbritannien erhält ein Wissenschaftsteam grünes Licht für ihr Vorhaben, mit Hilfe der Gentechnik das Erbgut von Embryonen so zu manipulieren, dass eine Fehlgeburt künftig ausgeschlossen sein sollen.

Anders als es in Deutschland üblich ist, folgen die Briten einer eher liberalen, das heißt möglichst forscherfreundlichen Einstellung. Menschliche Embryonen gelten nicht per se als schutzwürdig, sondern erst nach der Einnistung in die Gebärmutter der Frau nach 14 Tagen.

Für diese Position der Briten sprechen auch gewichtige ethische Argumente, darauf machten aus deutsche Moralphilosophen wie der Berliner Philosoph Volker Gerhardt, Ludwig Siep oder Michael Quante aus Münster aufmerksam. Nur wenn man den Embryo von Beginn an als Wesen mit Menschenwürde betrachtet, muss man diese Forschung untersagen.

Die Zukunft der genetischen Maßschneiderei

Die Briten haben jedoch ein anderes Tor weit aufgestoßen. Es geht nun nicht mehr allein um die Frage der Forschung an Embryonen, sondern um die Manipulation an menschlichem Erbgut. Die Menschen müssen sich nun fragen, was sie mit der genetischen Maßschneiderei in Zukunft anfangen wollen. Auch wenn jetzt wissenschaftlich nicht belegbar ist, wie sogenannte Designer-Babys technologisch möglich sein werden, ist es doch eine Frage der Zeit, wann die ersten Kinder mit künstlich veränderten Erbgut geboren werden.

Nun ist es in der Tat an der Zeit, darüber nachzudenken, welche Zukunft die Spezies Mensch haben soll. Möglich, dass diese Art von genetischem Eingriff eine Nischendisziplin bleibt, möglich aber auch, dass sie das Tor zum künstlichen Menschen ein deutliches Stück weit öffnet. Wollen wir den genetisch veränderten und verbesserten Menschen – oder ist uns unsere Unvollkommenheiten mit all den Leiden, die Menschen hierbei haben können, lieber? Vielleicht ist es die richtige Zeit zum Innehalten und nachdenken. Eine Denkpause, die Forschern, Ethikern und Politikern ganz gut tun würde – zum Wohle des Menschen.