Kofferbombe von Dresden Kofferbombe von Dresden: Bombenleger steht wegen versuchten Mordes vor Gericht

Dresden/MZ. - Warum Ulrich V. sich so undnicht anders nannte, das bleibt bis auf weiteresjedoch sein Geheimnis. Denn der Angeklagteschwieg gestern zu Beginn seines Prozessesvor dem Dresdner Landgericht.
Zur Überraschung des Gerichts machte der 63-Jährigenicht einmal Angaben zur Person. Sieht sojemand aus, der eine Bank erpresst? Der eineKofferbombe baut? Und der mit dem Leben vonunzähligen Reisenden spielt? Der Angeklagteist ein älterer Herr mit grauem Sakko, hellblauemHemd und passender Krawatte. Den Prozess verfolgteer am ersten Verhandlungstag konzentriertund äußerlich ruhig. Die Vorwürfe wiegen schwer:Der hoch verschuldeten Finanzmakler aus Sachsensoll die Deutsche Bank vor einem Jahr um 50Millionen Euro erpresst haben.
Es war keine gewöhnliche Erpressung: Die Banksollte in der "Bild"-Zeitung oder im Magazin"Stern" ein Gewinnspiel über diese Summe veranstalten.Und es sollte nur einen Gewinner geben: ihnselbst. Andernfalls würden in BankfilialenHandgranaten in die Luft fliegen, drohte derErpresser. Als die Deutsche Bank nicht reagierte,baute der gelernte Werkzeugmacher laut Anklageeine Kofferbombe und stellte sie Pfingsten2003 im Dresdner Hauptbahnhof ab - nachdemer sie scharf gemacht hatte. Die Bombe wurdeentdeckt und entschärft. Experten gehen davonaus, dass sie eine Vielzahl von Menschen inden Tod gerissen hätte und nur wegen einesDefektes am Zeitzünder nicht explodierte.V. muss sich in dem Prozess unter anderemwegen versuchten Mordes verantworten.
Der mehrfach vorbestrafte Angeklagte hattebei der Polizei eingeräumt, die Bombe gebautund im Bahnhof abgestellt zu haben. Er bestrittaber, dass er Menschen töten wollte. SeineVerteidiger gingen noch einen Schritt weiter.Ihrer Ansicht nach handelte es sich nichtmal um richtige Erpressung, sondern nur umeinen "ungeeigneten Versuch". Ein Ermittlungsbeamterbetonte dagegen im Zeugenstand, dass die Kollegenden Erpresser keineswegs für einen Spinnergehalten hätten. Tatsächlich fanden Beamtenach der Festnahme in der Wohnung von V. einumfangreiches Waffenlager: Sprengstoff, mehrereHandgranaten sowie etliche Maschinenpistolen.Und eine Sprengschnur, wie sie in der Kofferbombeverwendet worden war.