Klöster in Not Klöster in Not: Christliche Orden leiden unter Nachwuchsmangel

Fulda/dpa. - «Es ist schlimm, dass wir niemanden mehr hatten, der an meineStelle treten konnte», sagt der bisherige Leiter des Klosters, PaterSigfrid Klöckner. Rund 100 Brüder zählt die Franziskaner-ProvinzThüringen mit Sitz im Fuldaer Kloster Frauenberg, eine von vierProvinzen des Ordens in Deutschland - zu besten Zeiten in den 30erJahren waren es 600. Der Thüringer Provinzial, Pater Helmut Schlegel,rechnet mit einem Rückgang auf 60 Brüder. «Wir müssen uns auf Punktekonzentrieren und können nicht überall vertreten sein.»
Frauenorden machen ähnliche Erfahrungen. Es habe zwar inOstdeutschland einige Neugründungen gegeben, sagt Äbtissin UrsulaSchwalke, Vorsitzende der Vereinigung der Benediktinerinnen imdeutschsprachigen Raum. «Aber die Klöster werden kleiner. Das istschon seit Jahren zu beobachten.» Der Orden musste vor knapp vierJahren eine Gemeinschaft in Bonn-Endenich auflösen.
Ein solcher Schritt tut weh: «Wir sind ständig im Umbau», sagtPater Helmut. «Das macht müde, mürbe und unsicher.» Der FuldaerBischof Heinz Josef Algermissen warnte vor den Folgen für die gesamtekatholische Kirche: «Wenn die Klöster nicht mehr die Klopfzeichen desHerrn sensibel zur Sprache bringen, fehlt uns eine wesentlicheWahrnehmung.»
Der Nachwuchsmangel ist auch durch den Geburtenrückgang zuerklären. Vor allem aber klagen die Orden über einen Glaubensverlust.«Die christlichen Milieus lösen sich auf», sagt Äbtissin Ursula,Leiterin des Klosters Alexanderdorf bei Brandenburg. «Der Glaube wirdin den Familien nicht mehr an die jüngere Generation weitergegeben.»
Für junge Menschen wirkt ein Leben in einer kirchlichenGemeinschaft kaum noch attraktiv. Für Pater Schlegel spielt auch dieAngst vor einer lebenslangen Bindung eine Rolle. «Für junge Leute istes schwierig, sich zu entscheiden.» Das hohe Durchschnittsaltervieler Gemeinschaften - bei den Franziskanern in Thüringen liegt esbei mehr als 60 Jahren - macht den Schritt nicht leichter.
Das hat auch Folgen für die Finanzen, denn in den Orden müssen dieJüngeren für das Auskommen der Älteren sorgen. «Die Alterspyramideist bei uns noch dramatischer verdreht als in der Gesellschaft», sagtPater Helmut. Zudem leben die Orden vom Verdienst ihrer Mitglieder,von denen immer weniger arbeiten können. «Während die Kosten steigen,sind die Einnahmen nicht mehr entsprechend», sagt Äbtissin Ursula.
Um neue Einnahmequellen zu erschließen, öffnen die Gemeinschaftenihre Klöster als Gästehäuser für Besucher. Damit hoffen sie auch,Interesse für ein Leben im Kloster zu wecken. Zur Werbung gehörtinzwischen auch ein perfekter Auftritt im Internet. Äbtissin Ursulaist sich sicher, dass die Klöster ihre Probleme meistern werden. DieHoffnung schöpft sie aus der Tradition: «Wir haben schon andereschwierige Zeiten überstanden.»