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Kachelmann-Prozess Kachelmann-Prozess: Kritik an Fragetechniken der Richter

Von Ursula Knapp 01.12.2010, 10:47
Der Wettermoderator Jörg Kachelmann sitzt mit seinem neuen Anwalt Johann Schwenn (l.) und Andrea Combe zum 16. Prozesstag in einem Gerichtssaal des Landgerichts Mannheim. (FOTO: DPA)
Der Wettermoderator Jörg Kachelmann sitzt mit seinem neuen Anwalt Johann Schwenn (l.) und Andrea Combe zum 16. Prozesstag in einem Gerichtssaal des Landgerichts Mannheim. (FOTO: DPA) dpa

Mannheim/dapd. - Er ließ eine Zeugenvernehmungunterbrechen und kritisierte die Fragetechnik mehrerer Richter.Anlass war die Befragung einer Freundin Kachelmanns, die am Mittwochin nicht-öffentlicher Sitzung vernommen wurde. Die 40-Jährige hatteoffenbar ausgesagt, sie habe stets einvernehmlichen Sex mitKachelmann gehabt. Der beisitzende Richter befragte die Zeugin dann,ob sie bestimmte sexuelle Handlungen tun «musste» oder «sollte».Schwenn sah das als Suggestivfrage und beantragte eine Unterbrechungder Zeugenvernehmung. In einem kurzen öffentlichen Teil derVerhandlung kritisierte er auch die Beisitzerin, dass sie von derZeugin Konkreteres hören wollte. Die Aussage der Einvernehmlichkeitsei jedoch konkret, so Schwenn.

Einen konkreten Antrag stellte Schwenn nicht, drohte indirektaber mit der Revision, wenn die Richterbank nicht offene Fragenstelle. Die Befragung der Frau wurde daraufhin nicht-öffentlichfortgesetzt.

Schwenn, Staranwalt aus Hamburg, hatte am Montag überraschend denbisherigen Hauptverteidiger Reinhard Birkenstock imKachelmann-Prozess abgelöst. Auch der zweite Wahlverteidiger, KlausSchroth, wurde von Kachelmann entbunden. Die Gründe für denVerteidigerwechsel wurden auch am Mittwoch nicht mitgeteilt.

Die Nebenklage beurteilte den Verteidigerwechsel alsRettungsversuch Kachelmanns. Der Anwalt des möglichenVergewaltigungsopfers, Thomas Franz, sagte am Mittwoch vor derFortsetzung des Prozesses: «Vielleicht schätzt der Angeklagte seineSituation realistischer ein als sie seine Verteidiger bisherdarstellten, zumindest gegenüber der Öffentlichkeit.» Birkenstockhatte nach der 20-stündigen nicht-öffentlichen Vernehmung desmöglichen Vergewaltigungsopfers mitgeteilt, man sei derRehabilitierung Kachelmanns ein gutes Stück näher gekommen. DieStaatsanwaltschaft widersprach dieser Darstellung.

Zu der Mutmaßung, Kachelmann verlange im Prozess eine härtereGangart gegenüber Staatsanwaltschaft und Gericht, sagte Franz: «Ichhatte nicht den Eindruck, dass Birkenstock bisher einen Schmusekursgefahren ist, weder in öffentlicher noch in nichtöffentlicherVerhandlung.»