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Justiz Justiz: Deutscher fleht um seine Freilassung

Von Franz Smets 13.07.2007, 07:10
Den Kulturmix in Mexiko-Stadt kann der deutsche Touristikunternehmer Frank Hornhauer nicht bewundern. Der Deutsche sitzt wegen eines Haftbefehls aus Polen im Gefängnis. (Archivfoto: dpa)
Den Kulturmix in Mexiko-Stadt kann der deutsche Touristikunternehmer Frank Hornhauer nicht bewundern. Der Deutsche sitzt wegen eines Haftbefehls aus Polen im Gefängnis. (Archivfoto: dpa) dpa

Mexiko-Stadt/dpa. - Alle fünf Tagedarf er sich mit kaltem Wasser waschen. Wenn er zu einem Termin insGericht gebracht wird, ist er an Füßen und Händen gefesselt. Derdeutsche Touristikunternehmer Frank Hornhauer ist nach seinen eigenenWorten in Mexiko in einen Albtraum geraten, weil er beschuldigt wird,Anfang der 90er Jahre in Polen mit einem Betrug einen Schaden von3000 Pesos (214 Euro) verursacht zu haben. Seit dem 1. März sitzt erim Gefängnis nahe der Stadt Querétaro 180 Kilometer nordwestlich vonMexiko-Stadt. Polen verlangt seine Auslieferung.

Der deutschen Botschaft in Mexiko sind nach eigenen Angaben in demFall weitgehend die Hände gebunden. Sie verweist auf das AuswärtigeAmt in Berlin. «Der Honorarkonsul und die deutsche Botschaft kümmernsich im Rahmen der konsularischen Betreuung um den Fall», sagte eineSprecherin in Berlin. Konsul und Botschaft stünden in Kontakt mit demInhaftierten und den Behörden. Zudem werde der Honorarkonsul beiseinem nächsten Haftbesuch die Haftbedingungen des Gefangenen zurSprache bringen.

Hornhauers Rechtsanwalt Arnulfo Moya Vargas ist das zu wenig. «Wirhaben keinerlei Anzeichen von Hilfe durch die deutsche Regierungerhalten», sagt Moya. Der deutsche Honorarkonsul in Querétaro, Georg-Christoph-Bauer, sieht die Inhaftierung Hornhauers als beispiellosenVorgang. «Ich bin seit 25 Jahren als Konsul hier», sagt der deutscheUnternehmer. «Aber das ist mir noch nie untergekommen.»

Deshalb wandte er sich am Mittwoch der vergangenen Woche gemeinsammit Anwalt Moya an die Presse in Querétaro - als Privatmann, wie erdort sagte. «Zuallererst bringe ich hiermit den energischen Protestdes Konsulates mit dem Arrest des deutschen Staatsbürgers Hornhauerohne legalen Grund zum Ausdruck.» Noch frustrierter zeigte sich Bauerjedoch über die angeblich unmenschliche Behandlung des «ehrenhaftenUnternehmers» Hornhauer, dessen Unterbringung in einer Massenzellemit verurteilten Mördern, die Abstempelung als Verbrecher.

Dabei sei der Auslieferungsantrag aus Polen, der zur FestnahmeHornhauers führte, höchst umstritten, meint zumindest Anwalt Moya. Erist davon überzeugt, die Auslieferung verhindern zu können.Inzwischen aber hat die mexikanische Justiz nach Angaben Hornhauersseine Geschäftskonten gesperrt und sein Reisebüro geschlossen. Diewirtschaftliche Existenz des Touristikunternehmers sei damitgefährdet, erklärt sein Anwalt. Zudem befürwortete eineBezirksrichterin in erster Instanz die Auslieferung. Es wurde eineKaution in Höhe von 2,7 Millionen Pesos (knapp 181 500 Euro)angesetzt, Hornhauer kann diese Summe nicht aufbringen.

«Ich fordere die deutschen Behörden auf, nun endgültig, nach fastvier Monaten Untätigkeit - für meine Freilassung einzuschreiten, dennich betrachte meine Gesundheit und mein Leben als bedroht», schriebder verzweifelte Hornhauer aus dem Gefängnis in einem Brief vom 22.Juni. Meutereien mit Toten und Verletzten sind in mexikanischenGefängnissen keine Seltenheit. «Das Wachpersonal hier arbeitetwillkürlich und ohne Einhaltung von Menschenrechten», berichtete derdeutsche Gefangene. Es sei ihm zudem «Bunkerhaft» angedroht worden,weil er bezichtigt worden war, andere Gefangene geschlagen zu haben.Es war, wie sich durch Zufall herausstellte, eine Verwechslung.

Dass Druck von offizieller Seite durchaus etwas bewirken kann,bewies vor einiger Zeit die spanische Regierung. Eine junge Spanierinwar in die Mühlen der mexikanischen Justiz geraten, weil sie amFlughafen von Cancún mit Schusspatronen gefasst worden war, die manihr möglicherweise heimlich ins Gepäck gesteckt hatte. Die spanischeRegierung machte über ihre Botschaft in der mexikanischen Hauptstadtund am Ort Druck - die junge Frau wurde schließlich in die Freiheitentlassen.