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"Kältester Winter seit 100 Jahren" Jahrhundertwinter: Wird der Winter 2018 wirklich kälter und schneereicher als bisherige Winter?

19.11.2018, 07:16
Angeblich soll der Winter 2017/18 mal wieder ein echter Jahrhundertwinter werden.
Angeblich soll der Winter 2017/18 mal wieder ein echter Jahrhundertwinter werden. dpa-Zentralbild

Halle (Saale) - Schneemassen, Glatteis, Rekordkälte: Der diesjährige Winter soll, wieder einmal, ein besonders strenger werden. So titelte jüngst die österreichische Kronenzeitung, der Winter 2017 werde der „kälteste Winter seit 100 Jahren“. 

Allerdings: Der Medienbranchendienst Meedia hat aufzeigen können, dass diese Prognose auf einer bizarren und unsicheren Wettermeldung aus Russland beruht. Auch Wetterexperte Jörg Kachelmann ist sich sicher: Völlig „sinn- und basisfreier Blödsinn“, wie er auf Twitter schrieb.

Mittlerweile sind alljährlich im Herbst derartige Prognosen zu vernehmen. Doch was ist wirklich dran am Märchen um den drohenden Jahrhundertwinter?

Die russische Meldung bezog sich auf britische Klimaforscher, die für Europa in diesem Jahr einen Jahrhundertwinter angekündigt hatten. Grund sei ein neuer Klimazyklus, in dem es eine geringere Sonnenaktivität geben solle, ein sogenanntes Sonnenflecken-Minimum.

Sonnenflecken-Minimum: Die Winter 1995 und 2005 waren zu kalt

Laut wetter.de ist es einerseits richtig, dass es Zusammenhänge zwischen der Sonnenaktivität und dem Klima gibt: In den letzten beiden Phasen eines solchen Minimums gab es in der Tat relativ kalte Winter. 2005/2006 sei der Winter knapp 1 Grad und 1995/1996 knapp 2,5 Grad zu kalt gewesen. 

Doch die kalten Winter 2009/2010 (knapp 1,5 Grad zu kalt) und 2010/2011 (knapp 0,5 Grad zu kalt) würden nicht in dieses Erklärungsszenario passen.

Gibt es einen Zusammenhang zwischen Sonnenzyklus und dem Jahrhundertwinter?

Weiterhin lägen wir derzeit im Auslauf des 24. Sonnenzyklus, schreibt wetter.de. Da ein Zyklus zwischen 9 und 13 Jahren dauere, werde das Minimum an Sonnenflecken erst für 2019 oder 2020 erwartet.

Außerdem sei der letzte Winter 2016/2017 fast 1 Grad zu warm gewesen - dass der Winter in diesem Jahr ein neuer Jahrhundertwinter werde, sei reine Spekulation.

Wetter-Vorhersage: Prognose vom Jahrhundert-Winter eine Falschmeldung

Der Diplom-Meteorologe Dominik Jung von wetter.net erklärt die Meldungen vom Jahrhundertwinter so: „Erstmalig trat diese Falschmeldung bereits im Jahr 2012 auf, und seitdem scheint die Meldung jedes Jahr aufs Neue durch Europa zu geistern. Irgendwie bekommen wir nun jedes Jahr zu hören, dass der kommende Winter ein ganz besonders schlimmer werden soll. Jedes Mal wird dabei meine Person zitiert. Das hat bereits Unterhaltungswert“.

Der Winter 2016/17 sollte bereits ein „Jahrhundertwinter“ werden

Die Meldungen von einem Rekordwinter 2016/2017 seien europaweit - Frankreich, Moldawien, Aserbaidschad, Rumänien - verkündet worden. An diesem Gerücht sei allerdings nichts dran, versuchte Jung bereits im letzten Jahr zu beruhigen.

Kein Mensch könne im Vorfeld ein meteorologisches Jahrhundertereignis ankündigen. Das sei schlicht und ergreifend nicht möglich. Es gebe maximal sogenannte Klimatrends. Der Klimatrend könne keine Aussagen darüber treffen, wie das Wetter an einzelnen Tagen sein wird. (mz)

Angeblich soll der Winter 2017/18 mal wieder ein echter Jahrhundertwinter werden.
Angeblich soll der Winter 2017/18 mal wieder ein echter Jahrhundertwinter werden.
dpa-Zentralbild
Angeblich soll der Winter 2017/18 mal wieder ein echter Jahrhundertwinter werden.
Angeblich soll der Winter 2017/18 mal wieder ein echter Jahrhundertwinter werden.
dpa