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Internet Internet: Pferdemist als Geschenkpaket

Von Michael Scheuermann 09.03.2010, 14:14
Georg Beckmann klebt in Stegen bei Freiburg einen Aufkleber auf ein Päckchen mit Pferdemist. Den Mist der Stute Iphrane verschickt Beckmann als Päckchen im Kundenauftrag als Rachegeschenk. (FOTO: DDP)
Georg Beckmann klebt in Stegen bei Freiburg einen Aufkleber auf ein Päckchen mit Pferdemist. Den Mist der Stute Iphrane verschickt Beckmann als Päckchen im Kundenauftrag als Rachegeschenk. (FOTO: DDP) ddp

Freiburg/ddp. - Gern hätte er ihn dafürmal so richtig heruntergeputzt, doch das wäre juristisch wohl teuergekommen, räumt der Mann aus Weil am Rhein ein, der lieber unerkanntbleiben will. Dann hörte er von «biorache.com», einemInternet-Pferdeäpfelversand aus Freiburg und bestellte eineGeschenkpackung voller Dung-Bollen - als Beleidigung. MitBegleitschreiben: «Anbei das Original zu dem Mist, den Sie immererzählen», leitete er das Päckchen an seinen Widersacher weiter.«Anonym natürlich», wie er betont.

«Jetzt fühle ich mich wieder super», strahlt der bis datoentnervte Wohnungsbesitzer. Rein humorvoll will er die Aktionverstanden wissen, versichert er. Vielleicht werde sein ungeliebterAdressat so mal richtig «wachgerüttelt». Dem Erfinder desungewöhnlichen «Geschenk»-Versandes, Georg Beckmann, schwebteÄhnliches vor, als er auf die Idee für das Internetportal kam, ganznebenbei, während einer Zigarettenpause mit Kollegen im Januar. Kurzdarauf stellte der Pferdebesitzer sein Angebot erstmals ins Netz.«Die besten Geschenke sind oft die, von denen man auch was hat»,wirbt er leicht süffisant auf seiner Webseite - «neben Genugtuungnämlich vielleicht ein befreiendes Lachen».

«Grüße vom erschröcklichen Schwarzwälder Bio-Rache-Ross» oder«aromatischer Denkzettel» heißt es da, und dann werden genüsslich dievielen verpassten Gelegenheiten von nicht erfolgter beziehungsweisegescheiterter Gegenwehr gegenüber Chefs, Kollegen, Vermietern,Lehrern, Ex-Ehepartnern oder der gern bemühten Schwiegermutterausgebreitet. Es gebe viele Gründe, «jemandem mal die Meinung zugeigen», betont Beckmann, doch «Köpfen und Vierteilen» sei«mittlerweile verboten» und «juristische Auseinandersetzungen zukompliziert und langwierig».

Ob das anonyme Versenden von Pferdemist an eine unliebsame Personharmloser ist, darüber sind sich selbst Juristen nicht einig. DerMedienrechtler Christian Räuchle sieht hier eine«Missfallenskundgebung», die nicht nur als sprachliche Äußerungenstrafbar sei und gar «Beihilfe zur Beleidigung», wenn derBioracheversand, wie auf der Internetseite angeboten, die anstößigeFracht im Auftrag eines Kunden direkt an den angegebenen Adressatenschickt.

Dagegen sieht der Anwalt für Internetrecht, Clemens Pustejovsky,in dem Mistbollenversand «keine Beleidigung». Auch wenn er die Ideefür «nicht so gelungen hält», habe sie «was Humorvolles». Jemandemauf diesem Weg mitzuteilen, «da haben sie Mist gemacht», sei keineEhrverletzung. Die müsse direkt die Person angreifen, nicht nur seinHandeln kritisieren. Schwieriger jedoch sei die Umfrage zurPolitikerbewertung «Wem gebührt Mist?» auf Beckmanns Webseiteeinzuordnen, da sie «gegen öffentlich genannte Personen aufruft».

Der 43-jährige Unternehmer sieht's gelassen. Deutschlandweit habees im ersten Monat schon über 50 Bestellungen gegeben, auch aus demAusland. Internetportale in Österreich und der Schweiz seien imAufbau. Außerdem warnten die Aufkleber auf seinen kleinen und großenDungboxen für 9,90 Euro oder 19,90 Euro mit einem sich erleichterndenRoss und lockerem Spruch humorvoll vor dem Inhalt, der völliggeruchsfrei noch mal in Klarsichthülle verpackt werde. Darüber hinaushandele es sich bei der tierischen Hinterlassenschaft seiner16-jährigen Araber-Schimmelstute Iphrane um «Edelmist», der beiGärtnern hoch im Kurs stehe.