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Hintergrund Hintergrund: Laufender Trabant und Hollywood-Trabbi

Von Torsten Hilscher 26.04.2011, 14:54
In Dresden startet ein Konvoi Trabbis zu einer Stadtrundfahrt unter dem Motto Trabant-Safari. (FOTO: DPA)
In Dresden startet ein Konvoi Trabbis zu einer Stadtrundfahrt unter dem Motto Trabant-Safari. (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Prag/Kiew/dapd. - Und als Untersatz für dieSelbstfindungsreise des amerikanischen Juden Jonathan Safran Foer imHollywoodfilm «Alles ist erleuchtet», nach der Romanvorlage desgleichnamigen Schriftstellers.

Der «Trabant auf Beinen - quo vadis» wurde 1990 in Pragaufgestellt. Genau dort, wo wenige Monate zuvor Tausende Ostdeutschedie Zäune überwunden hatten, um auf diplomatisch geschütztem Terraindie Weiterreise in den Westen zu fordern, findet sich seit dem Jahrder Wiedervereinigung eine Erinnerung an die «Abstimmung mit denFüßen». David Cerný hat das Denkmal geschaffen. Der Künstler giltals böser Bube der tschechischen Kunstszene. So lässt er seit Jahrenfest installierte Babyfiguren den Prager Fernsehturm hinauf laufen,verpasste der berühmten Lucerna-Passage in der tschechischenHauptstadt ein totes Pferd, das von der Decke hängt, und lässtebenfalls in Prag zwei Bronze-Männer SMS-Botschaften in ein Beckenpinkeln. Es hat die Umrisse der Republik. Die EU schockte er vorzwei Jahren mit der Skulptur «Entropa», die angeblich Künstler aus27 Ländern geschaffen hatten, obwohl nur er und ein Kollege dahintersteckten.

«Der Trabbi auf menschlichen Füßen wurde aber über die Jahre somarode, dass man 2001 das Kunstwerk für Prag neu und diesmal inBronze goss», sagt der Sprecher des Zeithistorischen Forums Leipzig,Daniel Kosthorst. «Cernýs Original steht seither bei uns im Depot.»In Prag ist es hingegen weiter gut zu sehen. Neugierige müssen sich- wie einst die Flüchtlinge - dem Areal allerdings von hinten durchden Wald nähern. Historische Pointe: Der Zaun ist inzwischen weitaushöher als 1989.

Einen himmelblauen Trabant schickte Regisseur Liev Schreiber 2005auf die Reise quer durch die Ukraine. An Bord der junge Jude Safranaus den USA, den die Geschichte seiner Vorfahren antreibt. Derzweite Mitfahrer ist ein Hund namens Sammy Davis junior junior.Gelenkt wird der Trabbi von einem angeblich blinden Großvater.Vierter im Bunde ist dessen Enkel Alex. Die tragisch-komischeGeschichte schwelgt in Panoramabildern, wenn Hauptdarsteller ElijahWood («Der Herr der Ringe») mit dem Trabant und seinen menschlichenBegleitern durch schier endlose Sonnenblumenfelder fährt.

Am Ende muss Jonathan Safran feststellen, dass das Heimatdorfseiner Großeltern von den Nazis dem Erdboden gleichgemacht wurde.Der größte Antisemit dieser Filmgeschichte erfährt, dass er selbstJude ist. Alle sind auf der Fahrt gewachsen und letztlich bei sichangekommen - auch dank des «funny little cars».