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Himmelskörper hinter Neptun Himmelskörper hinter Neptun: Forscher finden Hinweise auf neunten Planeten im Sonnensystem

21.01.2016, 13:08

Miami - Am äußersten Rand unseres Sonnensystems ist möglicherweise ein bislang unbekannter Himmelskörper entdeckt worden. Wie US-Wissenschaftler vom California Institute of Technology (Caltech) erklärten, hat das von ihnen „neunter Planet“ getaufte Objekt die zehnfache Masse der Erde und folgt einer „bizarren, gestreckten Umlaufbahn“ weit hinter Neptun.

Demnach würde der Riesenplanet zu einer vollständigen Umkreisung der Sonne zwischen 10.000 und 20.000 Jahre benötigen. Der Forschungsbericht von Konstantin Batygin und Mike Brown erschien am Mittwoch im Fachmagazin „Astronomical Journal“. Die beiden Astronomen erklärten, sie hätten den Brocken durch mathematische Berechnungen und Computersimulationen entdeckt, bislang aber noch nicht direkt beobachtet. Batygin und Brown begannen nun, mit Teleskopen nach dem neuen Himmelskörper zu suchen, und riefen ihre Kollegen weltweit auf, es ihnen gleich zu tun. Auf der Jagd nach Bildern sind unter anderem die beiden Spiegelteleskope des W.M.-Keck-Observatoriums sowie das Subaru-Teleskop des Mauna-Kea-Observatoriums. Beide Observatorien befinden sich auf Hawaii.

Nach den Berechnungen der Forscher befindet sich der neue Himmelskörper auf einer Umlaufbahn, die 20 Mal weiter von der Sonne entfernt ist als die von Neptun, dem bislang äußersten Planeten unseres Systems. Neptun kreist in einer durchschnittlichen Entfernung von 4,5 Milliarden Kilometern um die Sonne. Der neue Himmelskörper sei 5000 Mal schwerer als Pluto, erklärten die Wissenschaftler. Zwar seien sie anfangs skeptisch gewesen, doch im Laufe ihrer Recherchen seien sie „immer mehr von der Existenz“ des neuen Planeten überzeugt gewesen, erklärte Batygin. „Erstmals seit 150 Jahren“ gebe es starke Indizien, dass das Wissen über das Sonnensystem bislang „unvollständig“ gewesen sei.

Mehrere Beweise scheiterten bereits

Nach Meinung der Wissenschaftler beeinflusst der neue Planet durch seine Gravitationskraft die benachbarten Himmelskörper. In dieser Zone im sogenannten Kuipergürtel befinden sich unter anderem die Zwergplaneten Pluto, Eris, Makemake und Haumea. Als neunter Planet des Sonnensystems hatte jahrzehntelang Pluto gegolten, bis er 2006 zum Zwergplaneten zurückgestuft wurde. Für die Neubewertung Plutos hatte sich unter anderem Brown eingesetzt, dessen Twitterkonto @plutokiller heißt. Seither umkreisen offiziell acht Planeten unsere Sonne: Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun.

Auch Neptuns Existenz wurde 1846 zunächst durch mathematische Modelle nachgewiesen. Der Vize-Direktor der Royal Astronomical Society in London, Robert Massey, nannte die Arbeit seiner Kollegen „wirklich interessant“. Noch sei aber „nichts definitiv“, da es sich um ein „mathematisches Modell“ handele, erklärte Massey. In der Vergangenheit sei bereits mehrfach die Existenz anderer Planeten behauptet worden, habe dann aber nicht bewiesen werden können. Allerdings seien Brown und Batygin renommierte Wissenschaftler, ihre These sei es absolut wert, überprüft zu werden, sagte Massey. „Es wäre wirklich aufregend, etwas zu finden. Derzeit ist es nur eine Vorhersage.“ Alessandro Morbidelli vom Observatorium der Côte d'Azur in Nizza sagte dem Magazin „The New Yorker“ dagegen, erstmals gebe es einen „greifbaren Beweis für die Existenz eines anderen Planeten“. (afp)