Gesellschaft Gesellschaft: Suche nach dem Geburtsort des Gartenzwerges

Trusetal/dpa. - «Recherchen im sächsischen Staatsarchiv haben erstaunlicheErgebnisse gebracht», sagt Frank Ullrich, Chef des Zwergen-ParksTrusetal (Kreis Schmalkalden-Meiningen). Aus Leipziger Messebücherngehe hervor, dass eine Firma außerhalb Thüringens bereits 1886 Gartenzwerge oder Gnome produzierte. Wo die saß, will Ullrich abererst beim 1. Trusetaler Zwergenkongress nächstes Wochenende verraten.
Ein Ausschnitt aus der Zeitschrift «Deutsche Illustrierte» von1893 galt bisher als Beweis dafür, dass die Wurzeln der Zwergenkulturim Thüringischen liegen. Dies gelte nun nicht mehr als ältesterNachweis. Ullrich beruhigt die Thüringens Zwergenfreunde aber auch:«Das sind ja nicht die letzten Erkenntnisse, sondern die neuesten.Und sie belegen noch nicht, dass die Zwerge nicht doch in Thüringenerfunden wurden. Wir haben nur keinen Nachweis dafür.» Er werdeweiter forschen, versicherte der Zwergen-Chef aus Trusetal. Im Messe-Archiv liege noch sehr viel Material, das durchforstet werden könne.
Der Trusetaler Zwergenkongress, zu dem Ullrich an diesem Freitagrund 50 Teilnehmer erwartet, soll sich in Zukunft alle zwei Jahre«sehr ernsthaft», wie Ullrich betont, mit der «Nanologie»(Zwergenkunde) beschäftigen. 15 Millionen Zwerge stehen nachSchätzungen in deutschen Vorgärten. Naserümpfen lässt Ullrich dahernicht gelten. «Die Zwerge sind hässlich, kitschig und verpönt - aberdie Leute lieben sie.» Insofern handele es sich in der Tat um eindeutsches Kulturgut.
Für die Internationalen Vereinigung zum Schutz der Gartenzwerge(IVZSG) in Basel gilt - allen neuen Erkenntnissen zum Trotz -Gräfenroda im Ilm-Kreis weiter als Geburtsstätte der so beliebt wiebelächelten Gartenzwerge. Die Keramik-Manufaktur August Heissner habevor 130 Jahren die ersten Tierköpfe und Zwerge geformt und in demverschlafenen Städtchen am Rande des Thüringer Waldes einen wahrenZwergenboom ausgelöst, heißt es. «Da besteht für uns gar keinZweifel», betont Fritz Friedmann, Präsident der Zwergenschützer.Vorbilder solle die meist kleinwüchsigen Menschen gewesen sein, diein den engen Bergwerken rings um Gräfenroda gearbeitet hätten.
Die Vereinigung hat vor Jahren erstmals definiert, was ein«artiger» oder «beseelter» - also echter - Gartenzwerg ist: Er istmaximal 69 Zentimeter groß, aus Ton, hat eine Zipfelmütze, einen Bartund ist männlich. Diesbezüglich liegen die Zwergenschützer mitReinhard Griebel über Kreuz, dem Inhaber der letztenZwergenmanufaktur Deutschlands in Gräfenroda. Als Griebel mit der«Gräfin Roda» eine Gartenzwergin auf den Markt brachte, erhielt ervon der IVZSG postwendend eine Rüge. «Den Begriff Zwergin kennt diedeutsche Sprache gar nicht», sagt Friedmann.
«Es war nicht meine Idee, sondern die Zwerge sehnten sich nacheinem weiblichen Wesen», verteidigt sich Reinhard Griebel. In denStreit um den Erfinder des «nanus hortorum vulgaris», gemeinhinGartenzwerg genannt, will sich Griebel nicht weiter einmischen. Erist sich aber sicher, dass sein Urgroßvater Philipp bei derEntwicklung «maßgeblich» beteiligt gewesen sein muss. Belegt sei,dass er 1874 eine Porzellan-Manufaktur gründete. «Leider Gottes habenwir aber keine datierten Beweise dafür, ab wann er dort auchGartenzwerge produzierte.»