Norman Volker Franz auf der Flucht 28 Jahre nach Metro-Mord in Halle: Jetzt spricht der Sohn des Schwerkriminellen
Im Juli 1997 erschoss Norman Volker Franz zwei Geldboten am Metro-Markt in Halle. Noch heute ist der fünffache Mörder auf der Flucht – trotz internationaler Fahndung. Sein Sohn spricht jetzt zum ersten Mal offen über seinen Vater.

Halle (Saale). – Es war eines der brutalsten Verbrechen, die sich je in Halle ereignet haben: Am 21. Juli 1997, vor 28 Jahren, lauert ein Mann einem Geldtransporter auf, der am damaligen Metro-Markt in Peißen gerade Geld einladen will. Ohne Vorwarnung schießt der brutale Täter auf die 48 und 49 Jahre alten Geldboten mit einer großkalibrigen Waffe.
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Das eine der beiden Opfer stirbt mit dem Geldkoffer in der Hand, der andere Mann wird im Geldtransporter erschossen. Mit einer halben Million Mark (250.000 Euro) als Beute flüchtet der Räuber Richtung Bitterfeld. Die sofort eingeleitete Großfahndung bleibt jedoch ohne Ergebnis.

Metro-Mord von Halle: Norman Volker Franz hat fünf Menschen auf dem Gewissen
Trotzdem ist den Ermittlern schnell klar, um wen es sich handelt: Norman Volker Franz. Denn Zeugen hatten ihn beobachtet, wie er damals unmaskiert in das grüne Fluchtauto stieg, in dem auch seine Frau Sandra saß.
Und auch schon vor der schrecklichen Tat in Halle war Franz kein unbeschriebenes Blatt. 1995 machte er durch einen Doppelmord in Dortmund Schlagzeilen. Ein Jahr später wurde er zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt.

Nachdem er 1997 ins Justizvollzugszentrum in Hagen verlegt wurde, brach er mithilfe seiner Frau aus und beging nur wenige Tage später seinen nächsten tödlichen Raubüberfall in Weimar. Vier Monate später erschoss er die zwei Menschen in Halle.
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Er war zunächst auf der Flucht, bis er im Oktober 1998 in Portugal festgenommen wurde. Am 28. Juli 1999, kurz vor seiner Auslieferung nach Deutschland, floh er aus dem Gefängnis in Lissabon. Seitdem fehlt von dem heute 55-Jährigen jede Spur.
Sohn von Deutschlands meistgesuchtem Verbrecher bricht sein Schweigen
In einem Interview mit der Bild verriet der heute 27-jährige Sohn Mike jetzt, dass er gerade einmal zwölf Jahre alt war, als seine Mutter ihm die Wahrheit über seinen Vater offenbarte. Schon früh habe er bemerkt, dass in seiner Familie etwas nicht stimmte. Die Geschichten über seinen abwesenden Vater wirkten auf ihn demnach unglaublich.

Als seine Mutter Sandra ihm schließlich die Wahrheit sagte, habe er begonnen, seine Kindheit neu zu verstehen. Sie habe ihm vier Tüten voller Zeitungsartikel über seinen Vater gegeben.
Heute lebt er laut eigener Aussage ein ruhiges, bürgerliches Leben. Er gehe offen mit seiner Herkunft um, doch sein Vater sei nur ein Schatten aus der Vergangenheit. Und trotz allem trägt Mike keinen Groll. Er sagt, dass er mit Liebe groß geworden ist. Er offenbart im Interview aber auch, dass sich sein Vater bis heute nicht bei ihm gemeldet hat.
Eins steht für den Sohn des Mörders allerdings fest: Sollte sich sein Vater Norman Volker Franz melden, würde Mike ihn nicht sofort verraten.
Polizei gibt die Suche nach dem Metro-Mörder von Halle nicht auf
"Es gab immer wieder Hinweise aus unterschiedlichen Ländern, wonach sich Franz dort aufhalten könnte. Diese Hinweise wurden überprüft. Im Ergebnis konnte dort bisher kein Aufenthalt belegt werden. Sicherlich gehörte Brasilien auch dazu“, so Frank Scheulen vom Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen vor drei Jahren.

Zielfahnder und auch ausländische Polizeibehörden suchen bis heute nach dem heute 55-Jährigen. Die Hoffnung auf eine Festnahme bestehe auch nach 25 Jahren, sagte Scheulen damals: "So ganz untertauchen kann man nicht." Immer wieder würden vereinzelt immer wieder Hinweise an das Landeskriminalamt herangetragen. Auch Interpol sucht den fünffachen Mörder.
In jedem Fall sei die Suche nach Norman Franz einzigartig: schon aufgrund der Fahndungsdauer und der Schwere der Verbrecher, so der damalige Sprecher des Landeskriminalamtes, der mittlerweile im Ruhestand ist. Die Staatsanwaltschaft hat eine Belohnung von 25.000 Euro ausgelobt.