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Freizeit Freizeit: Hobby in luftigen Höhen

Von Julia Spurzem 30.04.2008, 14:56
Ein Ballonfahrer bereitet in Frankenthal während der 17. Deutschen Meisterschaft der Heißluftballonpiloten seinen Ballon auf den Start vor. (Foto: ddp)
Ein Ballonfahrer bereitet in Frankenthal während der 17. Deutschen Meisterschaft der Heißluftballonpiloten seinen Ballon auf den Start vor. (Foto: ddp) ddp

Frankenthal/ddp. - Wenn Ortwin Hillnhütter über sein Hobbyspricht, funkeln seine Augen. Ballonfahren sei eben etwas ganzBesonderes. Es gebe einem dieses einzigartige Gefühl von Freiheit,sagt der 67-Jährige: «Wenn ich da oben bin, können mich alle mal."Dann sei alles egal, nur noch die Fahrt zähle, das Schweben in derLuft und der Wind, der einem um die Nase bläst. 3200 Mal warHillnhütter schon mit seinem Ballon in der Luft, fuhr bereits inJapan, Australien und ganz Europa. Dennoch sei jede Fahrt immer nochein kleines Abenteuer, sagt der «Senior der Truppe», wie ihn seineBallonfahrerfreunde liebevoll nennen. «Es ist schönes Wetter, gehenwir mal hoch. Und dann mal gucken, wo wir wieder landen«, erklärt erseine Leidenschaft.

In dieser Woche nimmt Hillnhütter zusammen mit 28 anderen Pilotenan der Deutschen Meisterschaft der Heißluftballonpiloten (29.April-4. Mai) im pfälzischen Frankenthal teil. Bis Sonntag wetteiferndie Ballonfahrer um den Titel des Deutschen Meisters und diebegehrten Plätze in der Deutschen Nationalmannschaft.

Dabei gilt es, Aufgaben wie die Verfolgung eines «Fuchs-Ballons»oder das Abwerfen eines Markers über einem Zielkreuz zu lösen. «ImGrunde geht es dabei immer nur um Zielgenauigkeit», erläutert derSprecher des Deutschen Freiballon Sportverbands, David Strasmann, derselbst auch an der Meisterschaft teilnimmt.

Bei dem ersten Wettbewerb am Dienstag mussten die 29 Ballone aufein Ziel zufahren, das auf einem Feld bei Bobenheim-Roxheim markiertwar, um darauf ihre Marker zu platzieren. Was für den Betrachterschön und auch sehr leicht aussieht, erfordert von den Piloten einegründliche Vorbereitung. Vor jeder Wettfahrt informiert dieWettbewerbsleitung die Piloten über Luftrecht, Ziele und vor allemaktuelle Wetterlagen. Nach der Wetterlage wird auch das Zielbestimmt, da die Ballone vom Wind abhängig sind. Doch auch beigründlicher Planung kann sich noch vieles ändern: «Es kann immer ganzwoanders hingehen. Das ist eben eine Reise mit vielen Unbekannten»,sagt Uwe Schneider aus dem hessischen Hüttenberg, derzeitWeltranglistenerster und Vize-Europameister.

Sobald das Ziel bekannt ist, bricht unter den Ballonfahrern meistHektik aus. Mit Bleistift, Karte und Lineal geht es an die Planung.Winde werden kontrolliert, Koordinaten in GPS-Geräte getippt oderRoutenplanungen in Notebooks eingegeben. Viel Altmodisches scheintnicht mehr am Ballonfahren zu haften. Das weiß auch Sven Göhler,amtierender Deutscher Meister aus dem rheinland-pfälzischenStadecken-Elsheim. Allerdings sei ein GPS oder ein Notebook ebentrotzdem nicht alles. «Gerade durch den Sonnenstand ändern sich auchschnell mal die Windsysteme», sagt er. Mit dem Navigationsgerät könneman nur besser abschätzen, wo man landen kann. Im Zweifelsfall änderesich aber alles und dann helfe nur noch «Erfahrung nutzen, coolbleiben und irgendwo landen».

Ortwin Hillnhütter hat diese Erfahrung. Für ihn zählt inzwischennur noch das Dabeisein bei den Wettbewerben: «Dass ich hier noch malrichtig nach vorne komme, glaube ich nicht. Die junge Konkurrenz isteinfach zu groß.» Zur Weltmeisterschaft (13.-21. September 2008) inHofkirchen in Österreich will er aber dennoch mitreisen. «Es isteinfach ein tolles Erlebnis, wenn so viele Ballone gleichzeitig inder Luft sind», schwärmt er. Mit 70 sei aber dann endgültig Schluss - dann sei er wirklich «alt genug».