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Fashion-Tagebuch Fashion-Tagebuch: Fred Perry mit Krawatte

Von Silke Offergeld 17.01.2014, 12:59
Tobias Staerbo ist die Begleitung von Enie van de Meiklokjes auf der Berliner Fashion Week.
Tobias Staerbo ist die Begleitung von Enie van de Meiklokjes auf der Berliner Fashion Week. Getty Images for IMG Lizenz

Die internationalen Modewochen am Anfang des Jahres - London, Mailand - stehen traditionell im Zeichen der Männermode. Auch in Berlin zeigten einige Designer, wie Kilian Kerner oder Vladimir Karaleev, auch Männermode, andere, wie Ivanman, Marc Stone oder Julian Zigerli, zeigten reine Herrenkollektionen. Grundsätzlich ist die Männermode aber eher ein Problem für Berlin - weil insgesamt wenig gezeigt wird und weil aufgrund des geringen Abstand zu Mailand am Wochenende zuvor viele Einkäufer und internationale Journalisten lieber kurz verschnaufen anstatt gleich weiter nach Berlin zu düsen.

Am Rand der Schauen gibt es trotzdem genug stilsichere Männer, und spätestens beim "Best Dressed Cocktail" des Magazins GQ lassen sich geballt aktuelle Trends erkennen: schmale Hosen, ob Jeans oder Anzug, mit Loafers oder offenen Schnürstiefeln, dazu ein ebenfalls schmal geschnittenes Jacket, sehr gern komplett mit Hemd und Krawatte. Weniger Bärte als man erwarten könnte, dafür einige rasierte Köpfe. Gerne öfter: Kapitänsmützen. Die Damen geben sich daneben interessanterweise traditionell - dank Glockenröcken, Capes und kleinen Täschchen mutet die Party ein wenig an wie eine Folge "Mad Men". Was aber auch heißt: Sehr stilsicher. Das Stiltagebuch daher heute: Ganz in männlicher Hand.

Gabriel Tamez, Fotograf

"Ich bin sozusagen in der Modewelt aufgewachsen - meine Mutter war Stylistin für Laufsteg-Shows. Sich gut anzuziehen ist für mich auch eine Frage des Respekts für das Gegenüber. Ich lebe zurzeit in Lissabon, habe aber - außer in Berlin - unter anderem in Tel Aviv, Los Angeles, New York und London gewohnt, aufgewachsen bin ich in Tokio. Ich mag die britische Mode besonders - mit Understatement und gleichzeitig einem Hauch von Eleganz. Ohne unhöflich sein zu wollen: Die Deutschen kleiden sich im Vergleich etwas öde. Für die Fashion Week wirft sich zwar der ein oder andere in Schale, kehrt danach aber wieder zurück zu Jeans und T-Shirt. Insgesamt scheint es wenige Gelegeheiten zu geben, zu denen man sich wirklich gut anzieht. Da gibt es Nachholbedarf, finde ich. Aber in dieser Saison gibt es Hoffnung - wenn ich mich hier im Zelt umschaue, sind mehr Männer gut gekleidet und weniger verkleidet. Denn das macht guten Stil aus: sich auch wohlzufühlen. Wer es übertreibt, wirkt schon durch seine Körpersprache etwas steif. Man muss also seinen persönlichen Stil finden."

Tobias Staerbo, Musiker aus Dänemark

"Mode ist einfach lustig, finde ich. Ich fühle mich wohl, wenn ich gut angezogen bin. Mein liebstes Kleidungsstück: Poloshirts von Fred Perry. Der Klassiker. Guter Stil? Der muss nicht teuer sein. Hauptsache, man fühlt sich wohl und strahlt eine gewisse Freude aus."

Marco Rechenberg, Moderedakteur beim Magazin "GQ",

"Ich finde, die deutschen Männer kleiden sich gar nicht so schlecht. Gerade hier in Berlin sehe ich viele, die offenbar großen Wert auf Mode legen. Nur Designerstücke sieht man selten - das ist etwa in Italien anders, wo auch Männer schon mal ein Prada-Teil mit sportlicher Kleidung kombinieren. Guter Stil hat meines Erachtens viel mit Wissen zu tun. Man muss alle Moderegeln kennen - man muss sie nur nicht einhalten, sondern darf sie gern bewusst brechen. Auch das Wissen um die Geschichte - Mode- und Kunstgeschichte - ist wichtig. Und dann gilt es, mutig zu sein! Eine gute Inspirationsquelle sind übrigens Filme, altes Hollywood oder europäische Klassiker. Die Mode bezieht viel an Inspiration aus dem Kino. Auch von alten Konzertvideos, etwa von David Bowie, kann man viel lernen."

www.gq-magazin.de