Prozessbeginn Ernordete Anneli aus Sachsen: Ihre Eltern fordern Höchststrafe für Täter

Dresden - Rund zehn Monaten nach der Entführung und Tötung der 17-jährigen Schülerin Anneli im sächsischen Klipphausen hat an diesem Montag in Dresden der Prozess gegen die beiden mutmaßlichen Täter begonnen. Die 40 und 62 Jahre alten Männer sind wegen erpresserischen Menschenraubs und der Jüngere zudem wegen Mordes angeklagt. Sie sollen die Jugendliche am 13. August 2015 nahe ihres Elternhauses verschleppt und 1,2 Millionen Euro Lösegeld vom Vater gefordert haben.
Die Gymnasiastin wurde laut Anklage bereits am Tag nach der Entführung erstickt - zur Verdeckung der Tat. Erst nach fünf Tagen erfolgloser Suche wurde die Leiche des Mädchens gefunden.
Für den Prozess hat das Landgericht Dresden 15 Verhandlungstage bis Ende August geplant. Als erste der insgesamt 21 Zeugen will die Strafkammer die Eltern der Schülerin befragen, die Nebenkläger sind. Die Strafkammer hat 15 Verhandlungstage bis Ende August geplant, 21 Zeugen sowie drei Sachverständige geladen. „Eine gerechte Strafe wird es für solche Kindermörder - Monster in unseren Augen - kaum geben“, schrieben Anneli-Maries Eltern auf der Internet-Gedenkseite.
Die Chronologie des Falls
Vor rund zehn Monaten entführten und töteten zwei Männer die 17-jährige Anneli-Marie in Sachsen. Eine Chronologie des Falls:
13. August: Die Unternehmertochter verlässt mit dem Hund der Familie am Abend ihr Elternhaus in einem Dorf bei Meißen und wird kurz danach entführt. Die Täter fordern von der Familie 1,2 Millionen Euro.
14. August: Ein Spürhund führt die Polizei zu einem Hof. Ein Spezialeinsatzkommando durchsucht das Anwesen, ohne Spuren von Anneli oder den Entführern zu finden. Ein Zeuge macht die Polizei aber auf ein silbernes Auto aufmerksam. Die Täter melden sich erneut und fordern eine Online-Überweisung des Lösegeldes. Ein Lebenszeichen von Anneli verweigern sie. Danach reißt der Kontakt ab.
15. August: Handydaten führen die Ermittler zu einem Erlebnisbad in der Nähe. Die Durchsuchung mit einem Spürhund ergibt aber nichts.
16. August: Durch DNA-Spuren an Annelis Fahrrad gerät ein Tatverdächtiger ins Visier der Polizei. Sie ortet ihn in Bayern, auch ein silbernes Auto wird dort entdeckt. Die Eltern des Mädchens wenden sich in einem offenen Brief an die Täter.
17. August: Nach einem Zeugenaufruf und mehr als 50 Hinweisen durchsucht die Polizei Gebäude im Gebiet Klipphausen und Dresden. Ein zweiter Verdächtiger gerät durch die Auswertung von Handydaten ins Visier der Polizei. Er wird in Dresden gefasst und in Bamberg der schon bekannte Verdächtige festgenommen. Am Abend wird die Leiche einer jungen Frau entdeckt.
18. August: Die Ermittler geben bekannt: Die Tote ist Anneli. Laut Polizei ist sie wahrscheinlich schon seit dem 14. August tot.
19. August: Auch nach der Obduktion steht der Todeszeitpunkt der 17-Jährigen noch nicht fest. Es wird aber weiter vom Tag nach der Entführung ausgegangen. Die verhafteten 39 und 61 Jahre alten Männer sitzen wegen gemeinschaftlichen Mordes und erpresserischen Menschenraubes mit Todesfolge in Untersuchungshaft.
21. August: In der Dorfkirche von Sora bei Meißen kommen 200 Menschen zu einer Trauerandacht für die ermordete Gymnasiastin zusammen.
29. August: Anneli wird nach einer Trauerfeier in Sora im Familiengrab beerdigt.
28. Januar 2016: Die Staatsanwaltschaft Dresden erhebt Anklage wegen erpresserischen Menschenraubes gegen die Tatverdächtigen, bei dem inzwischen 40-Jährigen geht sie von Mord aus. Er soll die Gymnasiastin getötet haben, „zur Verdeckung einer anderen Straftat“.
30. Mai 2016: Beginn des Prozesses gegen zwei 40 und 62 Jahre alte Männer vor dem Landgericht Dresden. (afp/dpa)