Dritter Todesfall nach Schweinegrippe
Hamburg/dpa. - Kurz vor dem Start der bundesweiten Impfaktion gegen Schweinegrippe ist in Deutschland der dritte Todesfall im Zusammenhang mit der Krankheit bekanntgeworden. In der Universitätsklinik Mannheim starb am Freitag ein 65 Jahre alter Mann.
Dies teilte das baden-württembergische Gesundheitsministerium in Stuttgart mit. Der Mann habe an mehreren chronischen Vorerkrankungen gelitten. Am 25. September war bereits eine 36-jährige Frau in der Essener Universitätsklinik am dem Virus gestorben. In München war Anfang Oktober ein fünfjähriger Junge mit dem H1N1-Erreger einer Lungenentzündung erlegen.
Mannheimer Patient hatte Multi-Organ-Versagen
Der Patient in Mannheim war am Mittwoch mit einem schweren Multi-Organ-Versagen in die Uniklinik gebracht worden. Untersuchungen ergaben, «dass es sich nicht um eine veränderte Variante des Erregers von H1N1 handelt», teilte die Klinik mit. «Die Einschätzung der Lage hat sich durch den Todesfall nicht verändert», betonte auch Baden-Württembergs Gesundheitsministerin Monika Stolz (CDU). «Wir werden mit der Impfung gegen die Neue Grippe am Montag beginnen.»
Die Impfbereitschaft der Deutschen ist in den vergangenen Wochen drastisch gesunken. Wollten sich im Juli noch rund 51 Prozent impfen lassen, sind es jetzt nur noch 13 Prozent, ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid für den Nachrichtensender N24. Rund zwei Drittel der Männer und Frauen schließen eine Impfung danach sogar aus. 20 Prozent haben sich noch nicht entschieden. 85 Prozent der etwa 1000 Befragten halten die Warnungen vor der Schweinegrippe für übertrieben. Nach einer Forsa-Umfrage mit 500 Befragten will sich ein Fünftel der Bundesbürger impfen lassen.
Impfaktion in USA läuft schleppend
In den USA ist die Impfbereitschaft etwas höher. Nach einer Umfrage wollen 35 Prozent der Erwachsenen «ganz bestimmt» das Impfangebot annehmen. Allerdings gaben fast 40 Prozent aller Eltern an, dass sie nicht vorhätten, ihre Kinder impfen zu lassen. Drei von zehn Erwachsenen haben Zweifel, dass der Impfstoff «sicher» ist. Vielerorts bildeten sich vor Impfzentren lange Schlangen - aber nicht, weil der Andrang so groß ist, sondern weil der Impfstoff nur schleppend ausgeliefert wird.
Die weitaus meisten Menschen in Deutschland sollen mit dem Impfstoff Pandemrix geimpft werden, der aus Virenteilen und Wirkstoffverstärkern besteht. 50 Millionen dieser Impfdosen wurden bestellt. Der Impfplan sieht vor, dass zuerst medizinisches Personal, Schwangere, Polizisten und Feuerwehrleute geimpft werden, danach chronisch Kranke. Ab Ende November kann sich dann der Rest der Bevölkerung immunisieren lassen. Die Impfaktion soll bis Ende Januar abgeschlossen sein.
Impfstoff für Schwangere bis Ende November?
Für Schwangere hoffen die Gesundheitsministerien bis Ende November auf einen verstärkerfreien Schweinegrippe-Impfstoff. «Wir verhandeln intensiv mit der Pharmaindustrie im In- und Ausland», sagte Thomas Schulz, Sprecher des Gesundheitsministeriums von Thüringen, das zurzeit den Vorsitz der Gesundheitsministerkonferenz innehat. Es sei aber schwierig, einen Hersteller zu finden, der die entsprechende Menge schnell bereitstellen könne. Für die rund 700 000 Schwangeren in Deutschland wollen die Ministerien laut Schulz rund 100 000 Impfdosen einer neuen Substanz bestellen. Es sei damit zu rechnen, dass sich nicht alle Schwangeren impfen lassen möchten.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt für Schwangere einen Impfstoff, der nur Virenteile und zudem keine Wirkstoffverstärker enthält. Solch ein Impfstoff ist in Deutschland bisher nicht erhältlich und von der Europäischen Arzneimittelbehörde auch noch nicht zugelassen. Deshalb sollten sich Schwangere mit ihrem Arzt beraten. In Deutschland sind derzeit nur Impfstoffe zugelassen, die entweder einen Wirkstoffverstärker enthalten (Pandemrix) oder aus ganzen Viren (Cevlapan) hergestellt wurden. Beide Impfstoffe können bei Schwangeren starke Immunantworten wie Fieber hervorrufen, was insbesondere dem ungeborenen Kind schaden könnte.
Krebspatienten sollen sich impfen lassen
Krebspatienten wird dringend zu einer Impfung geraten. «Sowohl die jährliche Grippeschutzimpfung als auch die Immunisierung gegen die Schweinegrippe wird auch bei immunsuppressiv behandelten Patienten ausdrücklich empfohlen», erklärte Professor Georg Maschmeyer von der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO). Ärzte sollten auch die unmittelbaren Kontaktpersonen schwerkranker Menschen zu einer Impfung motivieren, weil sie den Patienten sonst einem höheren Infektionsrisiko aussetzten.
RKI zu Impfung: tinyurl.com/yzfw8mo