1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Fußball-Bundesliga: Doppelpleite für Wolfsburg - VfL sucht nach Führung

Fußball-Bundesliga Doppelpleite für Wolfsburg - VfL sucht nach Führung

Gleich zwei Niederlagen gab es für den VfL Wolfsburg am Samstag. Vor allem der Rückschlag abseits des Platzes trifft den Club hart.

Von Lars Reinefeld, dpa 23.11.2025, 11:39
Die Absage von Andreas Schicker trifft den VfL Wolfsburg hart.
Die Absage von Andreas Schicker trifft den VfL Wolfsburg hart. Uwe Anspach/dpa

Wolfsburg - Die Lage beim VfL Wolfsburg wird immer bedrohlicher. Sportlich verlieren die Niedersachsen auch unter Interimstrainer Daniel Bauer weiter, führungstechnisch regiert beim VW-Club mehr und mehr das Chaos. In dieser Verfassung muss man sich große Sorgen um den deutschen Meister von 2009 machen.

Die zweiwöchige Länderspielpause haben die Verantwortlichen zwar dazu genutzt, Trainer Paul Simonis und Sportdirektor Sebastian Schindzielorz zu entlassen. Bei der Neuaufstellung gibt es aber nach wie vor mehr Fragen als Antworten. Wie lange darf Interimscoach Daniel Bauer versuchen, das völlig falsch zusammengestellte und durch die vielen Niederlagen stark verunsicherte Team wieder in die Spur zu bringen? Und wer entscheidet überhaupt darüber?

Überraschende Schicker-Absage

Eigentlich war diese Rolle für Andreas Schicker vorgesehen. Um den Österreicher von der TSG Hoffenheim loszueisen, schickte der VfL diese Woche in Aufsichtsratsboss Sebastian Rudolph und dessen Vize Hans Dieter Pötsch seine beiden Topfunktionäre zu Verhandlungen mit Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp in den Kraichgau. Die Wolfsburger Entscheider setzten voll auf die Karte Schicker - vergeblich.

Denn rund zweieinhalb Stunden nach dem Wolfsburger 1:3 gegen Bayer Leverkusen teilten die Hoffenheimer am Samstagabend überraschend mit, dass Schicker seine erfolgreiche Arbeit bei der TSG fortsetzen wird. Es war die zweite Wolfsburger Niederlage an diesem kalten November-Tag - und ganz klar die schmerzhaftere.

„Das Interesse anderer Vereine ehrt mich – und ist zugleich eine schöne Bestätigung für die Arbeit, die wir hier im Kraichgau leisten“, sagte Schicker in der Hoffenheimer Mitteilung: „Aber die TSG-Gesellschafter haben mir eine klare Perspektive aufgezeigt, hier weiter erfolgreich arbeiten zu können.“

Wolfsburger Suche beginnt von vorn

Die Wolfsburger traf die Entscheidung ihres Wunschkandidaten völlig unvorbereitet. „Wir haben bei der Suche nach einem neuen Sportdirektor mehrere Kandidaten auf dem Zettel - Andreas Schicker gehörte dazu. Wir hatten gute Gespräche mit ihm und der TSG Hoffenheim. Wir respektieren die Entscheidung des Vereins, ihn nicht abzugeben“, teilte der Club in einem Statement mit. Die Schicker-Absage ist ein herber Rückschlag.

Denn Aufsichtsratsboss Rudolph, der angesichts der dramatischen sportlichen Lage die Entscheidungsgewalt übernommen hat und sich deutlich mehr als gewöhnlich ins Tagesgeschäft einmischt, war offenbar klar von einer Zusage Schickers ausgegangen. Nach dessen Absage ist auch Rudolph etwas beschädigt. Der VfL wirkt in der prekären Lage führungslos.

Was wird aus Christiansen?

Denn eigentlich war davon auszugehen, dass mit der Verpflichtung von Schicker auch die Tage des längst von vielen kritisch beäugten Sport-Geschäftsführers Peter Christiansen gezählt sind. Der Däne musste in seinen eineinhalb Jahren in Wolfsburg schon zwei Trainerentscheidungen korrigieren. Zudem ist er für die verfehlte Transferpolitik vor allem in diesem Sommer verantwortlich.

Und so stand Christiansen nach dem 1:3 gegen Leverkusen zwar Rede und Antwort. Wirklich etwas zu sagen hatte er aber nicht. Schließlich weiß auch der so selbstbewusste Däne nicht, ob und was er noch entscheiden darf. „Wenn ich nicht mitentscheiden würde, würde ich hier nicht stehen“, sagte Christiansen zwar. Doch ob es wirklich er ist, der die Entscheidung über den neuen Trainer trifft und in der Winterpause die dringend notwendigen Korrekturen am Kader vornimmt? So richtig weiß das beim VfL gerade wohl niemand.

Coach Bauer weiter auf Abruf

Auch Interimstrainer Bauer hängt damit weiter in der Luft. „Meine Zukunft ist zweitrangig. Ich spüre viel Rückendeckung seitens des Aufsichtsrates und von Peter Christiansen. Ab morgen schaue ich auf Frankfurt, weil wir da sehen müssen, dass wir ins Punkten kommen“, sagte der 43-Jährige.