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CouchSurfing CouchSurfing: Sofa statt Hotelbett

12.08.2009, 07:33
Morgin aus Nevada (USA), Rodney aus Kalifornien (USA), Daniel aus Großbritannien und Emogh aus Indien freuen sich über ihr preiswertes Quartier in der französchen Hauptstadt - alle vier sind bei Couchsurfing-Gastgebern in Paris untergekommen. Die Touristen gehören den internationalen Netzwerk CouchSurfing an, das Reisenden auf unkonventionelle Weise kostenlose Unterkunft und internationale Begegnungen verschafft. (FOTO: DPA)
Morgin aus Nevada (USA), Rodney aus Kalifornien (USA), Daniel aus Großbritannien und Emogh aus Indien freuen sich über ihr preiswertes Quartier in der französchen Hauptstadt - alle vier sind bei Couchsurfing-Gastgebern in Paris untergekommen. Die Touristen gehören den internationalen Netzwerk CouchSurfing an, das Reisenden auf unkonventionelle Weise kostenlose Unterkunft und internationale Begegnungen verschafft. (FOTO: DPA) dpa

Paris/dpa. - DerFranzose Samuel, der die Wohnung im Studentenviertel Quartier Latingemietet hat, kennt keinen seiner Gäste länger als drei Tage. Siealle gehören dem internationalen Netzwerk CouchSurfing an, dasReisenden auf unkonventionelle Weise kostenlose Unterkunft undinternationale Begegnungen verschafft.

Wer bei www.couchsurfing.org angemeldet ist, kann Mitglieder aufder ganzen Welt anschreiben und ein paar Tage lang auf deren Sofaunterkommen. Jeder Couch-Surfer stellt sich mit einem Steckbrief vorund erzählt von seinen Reisen, Sprachkenntnissen und von seinerLebensphilosophie. «CouchSurfing ist ein wundervolles Netz vonMenschen, die bereit sind, ihr Zuhause, ihre Ideen, Träume undErlebnisse mit Reisenden zu teilen», sagt Rodney (62) aus LosAngeles, der für mehrere Wochen auf einer Couch in Parisuntergekommen ist.

Weltweit sind rund 1,3 Millionen Couch-Surfer registriert. Parisist mit fast 23 000 Mitgliedern die größte Surf-Gemeinschaft, danachfolgen London und Berlin. «Ich bin schon an vielen Orten auf der Weltauf diese Weise untergekommen. Aber hier in Paris kann man wirklichspüren, dass es bei CouchSurfing um Begegnung geht», sagt die 22Jahre Atsuno aus Japan.

Das Sofaleben in der französischen Hauptstadt hat seine eigenenRituale. Jeden Montag treffen sich Surfer und Gastgeber zu einem Quizin der Kneipe «Lion's Pub». Man unterhält sich teils auf Französisch,teils auf Englisch oder anderen Sprachen. Daneben gibt es zahlreichePicknicks unter dem Eiffelturm oder am Ufer der Seine, zu denen jederetwas mitbringt. Jeden Sommer organisieren Pariser Gastgeber einAktionswochenende mit Stadtführungen durch einzelne Viertel,Stadtspielen und Nachtwanderungen.

CouchSurfing International wurde 2003 von dem Amerikaner CaseyFenton gegründet. Fenton hatte vor einer Reise nach Island einfachHunderte von Studenten angeschrieben und gefragt, ob er ein paar Tageauf ihrem Sofa übernachten könnte. Die gemeinnützige Organisationfinanziert sich hauptsächlich über Spenden der Mitglieder und hatzahlreiche freiwillige Mitarbeiter. Auch in Deutschland gibt es sogenannte Mitwohnzentralen. Dabei geht es allerdings eher um Unter-oder Zwischenvermietungen.

Jerôme (26) ist seit drei Jahren Mitglied von CouchSurfing inParis. «Wenn du einmal ein Austauschjahr im Ausland gemacht hast,hast du Sehnsucht nach einer internationalen Atmosphäre», sagt er.Franck (28) wohnt in einer kleinen Wohnung im Norden von Paris. «Hierist es für junge Leute einfach zu teuer, im Hotel unterzukommen. Wennich ihnen mit meinem Sofa helfen kann, warum nicht? Ichbin Reisefreak, und wenn dann Couch-Surfer bei mir wohnen, ist es einbisschen, als wäre ich selber unterwegs», sagt Franck.

Das Sofareisen verlangt allerdings auch Toleranz und Spontaneität.Wenn der Gastgeber nachts wilde Parties feiert, müssen seineSofagäste wohl oder übel mitfeiern. Andere sagen so vielen Couch-Surfern auf einmal zu, dass die Wohnung am Ende überfüllt ist - undstatt des Sofas nur noch die Isomatte auf dem Boden bleibt.