Brandenburg Brandenburg: Töchter bei lebendigem Leib verbrannt

Potsdam/dpa. - Vom eigenen Vater im Auto mit Benzin übergossenund bei lebendigem Leibe verbrannt: Die Schuld an diesementsetzlichen Schicksal seiner beiden Töchter gestand der 40-jährigeVater aus Dänemark am Donnerstag vor dem Landgericht Potsdam.Dabei sagte er nahezu ohne jede Gefühlsregung aus, im August 2011 dieMädchen Line Sofie (9) und Marlene Marie (10) in einem Waldstücknordwestlich von Berlin getötet zu haben. Hierzu habe er ihnenSchlaftabletten verabreicht, das Auto durch und durch mit Benzingetränkt und es schließlich per Feuerzeug angesteckt.
Motiv für die Tat soll ein Sorgerechtsstreit mit seinergeschiedenen Frau gewesen sein. Sie habe versucht, ihm die Mädchenganz und gar wegzunehmen, sagte er in kühler Haltung vor Gericht.Außerdem sei er nach der Scheidung von seiner Frau nur nocherniedrigt worden, wenn er ihr begegnete. Als dann noch seinBauernhof gepfändet werden sollte und er seinen Arbeitsplatz verlor,habe er alle Hoffnung verloren, schilderte er weiter. Der 40-Jährigesagte in dänischer Sprache aus, eine Dolmetscherin übersetzte.
Die Anklage sprach von einer geplanten Tötung, nimmt Doppelmordan. Staatsanwalt Peter Petersen geht von Mord aus niedrigenBeweggründen aus, weil er die Kinder seiner Frau nicht gönnte. Wegendes abscheulichen Verbrechens will Petersen im Fall einerMord-Verurteilung zudem die besondere Schwere der Schuld desAngeklagten feststellen lassen.
Als der Vorsitzende Richter Frank Tiemann nachfragte, wie er aufdie fürchterliche Idee gekommen sei, die Kinder und sich selbstanzustecken, erklärte er distanziert: «Ich kann nicht ohne meineTöchter leben und die Kinder nicht ohne mich.»
Dann schilderte er aus seiner Sicht den Ablauf der Tat. Mitmonotoner Stimme berichtete der 40-Jährige. Anstatt nach einemEintages-Ausflug von Hamburg aus nach Dänemark zurückzufahren, sei ernach Berlin abgebogen. Im Hinterkopf habe er ständig gehabt, dass erdie Mädchen am darauffolgenden Tag der Mutter übergeben sollte. «Ichhatte Angst, meine Kinder nur noch jedes zweite Wochenende sehen zukönnen.» Das habe starke Beklemmungen in ihm ausgelöst. «Das hattefür mich Symbolcharakter», setzte er hinzu. Weil ihm alles soausweglos erschien, habe er beschlossen, sich und die Kinderumzubringen.
Während der Fahrt in Richtung Berlin habe einer seiner Töchterüber Reiseübelkeit und Magenschmerzen geklagt. Darauf habe er beidenKindern Schlaftabletten verabreicht, erklärte er. Nach seiner eigenenDarstellung bog er dann von der Autobahn 24 ab, fuhr in einWaldstück, holte zwei Benzinkanister aus dem Kofferraum, verteilteden Treibstoff im ganzen Wagen, zündete den Wagen an.
Nur aus Instinkt sei er später aber aus dem Wagen gesprungen. Erhabe sich auf dem Waldboden gewälzt, um seine brennendenKleidungsstücke zu löschen. Er gab an, noch versucht zu haben, dieKinder zu retten. Auf der Beifahrerseite hätte er noch die hintereSeitenscheibe eingeschlagen. Das Feuer und die Hitze seien zu starkgewesen. Die Mädchen verbrannten bis zu Unkenntlichkeit.
Von einer geplanten Tat sprach er nicht. Er beharrte darauf, dasser sich zusammen mit den Mädchen umbringen wollte. DerNebenklage-Vertreter Matthias Schöneburg zeigte sich entsetzt. «Derist völlig emotionslos», sagte er. «Der interessiert sich nur fürsich», sagte der Anwalt. In seiner Vernehmung bei der Polizei habe ernoch davon gesprochen, dass es ein Unfall gewesen sei, dass dieMädchen in den Flammen vor Schmerzen geschrien hätten.
Die Prozessversion des Dänen, dass die Kinder festgeschlafen habensollen, würde Schöneburg dem 40-Jährigen nicht abkaufen. «Ich glaube,dass die Kinder nicht geschlafen haben, sondern laut geschrienhaben.» Das könne man sich nicht ausdenken. «Das ist ja so etwasGrausames. Warum sollte jemand so etwas bei der Polizei erzählen?»,so der Nebenklagevertreter.
Auch für Staatsanwalt Petersen sei klar, dass der Dänezielgerichtet agiert habe. «Er hat eine Feuerwehrausbildung» undwisse genau, wie sich Feuer verhalte. Als Resümee sagte Schöneburg,dass der 40-Jährige sich nur als «getriebenes Opfer» darstellenwollte. Er habe ein rein egoistisches Verhältnis zu seinen Kinderngehabt. «Es ist deutlich geworden, dass er die Kinder seine Fraunicht gönnte», so der Nebenklägervertreter weiter. Verteidiger ThomasArndt meinte, dass sein Mandat ausgepackt hätte. «Er hat alles sodargestellt, wie es sich zugetragen hat.»