1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Brandenburg: Brandenburg: Militanter Tierschutz erreicht das Gegenteil

Brandenburg Brandenburg: Militanter Tierschutz erreicht das Gegenteil

Von Haiko Prengel 18.03.2010, 16:40
Ein Nerz sitzt auf einem Stein. Der Nabu distanzierte sich zwar von der Befreiungkritisierte jedoch die Haltung der Pelztiere in engen Drahtkäfigen der Zuchtfarmen. (ARCHIVFOTO: DPA)
Ein Nerz sitzt auf einem Stein. Der Nabu distanzierte sich zwar von der Befreiungkritisierte jedoch die Haltung der Pelztiere in engen Drahtkäfigen der Zuchtfarmen. (ARCHIVFOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Frankenförde/Luckenwalde/dpa. - 4000 von ihnen waren am Wochenende nach einem Einbruch in eine Tierfarm in Frankenförde entkommen. Am Donnerstag wurden nach Angaben der Polizei in Luckenwalde noch rund 1500 Exemplare der räuberischen Marderart vermisst. Die ursprünglich aus Nordamerika stammenden Tiere hätten einen «gravierenden negativen Einfluss» auf das hiesige Ökosystem, sagte der Zoologe des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) in Brandenburg, Dietrich Dolch.

Seinen Angaben zufolge fressen Nerze Wildvögel und Fische, stellen aber auch Hühnern auf Bauernhöfen nach. Die Raubtiere fänden im Kreis Teltow-Fläming einen Lebensraum vor, «wo sie nicht hingehören», betonte Dolch. Besonders ärgerlich sei der ungünstige Zeitpunkt ihres Ausbruchs: Momentan sei bei etlichen Vogelarten Brutzeit, deren Eier seien für die Nerze ein gefundenes Fressen.

Wer hinter der mutmaßlichen Befreiungsaktion in der Nerzfarm inder Nacht zum Sonntag steckt, ist nach Polizeiangaben weiter unklar. Es ist nicht das erste Mal, dass entkommene Nerze für Schlagzeilen sorgen: Zum Beispiel hatten im Herbst 2007 Unbekannte in einer Zuchtfarm in der Altmark (Sachsen-Anhalt) Käfige aufgebrochen. Die Folge: Rund 15 000 Tiere machten sich damals davon.

Der Besitzer der Farm in Frankenförde, Alfons Grosser, zeigte sich überzeugt, dass sein Betrieb Ziel militanter Tierschützer geworden ist. Diese hätten mit ihrer Tat eine «Riesenkatastrophe» ausgelöst, sagte der Züchter am Donnerstag. Mehrere Mitarbeiter seien rund um die Uhr damit beschäftigt, die entlaufenen Tiere einzufangen. Viele könnten aber nur noch tot eingesammelt werden - von Autos überfahren oder von Anwohnern erschlagen. Bereits jetzt schätzt Grosser denwirtschaftlichen Schaden für seinen Betrieb auf 180 000 Euro. Und auch in der Natur hätten die Täter einen «unglaublichen Schaden» angerichtet.

Auch der Naturschutzbund distanzierte sich von der mutmaßlichenBefreiungsaktion der Tierschützer. «Das hat mit Tierschutz überhauptnichts zu tun», sagte Säugetier-Experte Dietrich Dolch. Dies änderenichts daran, dass die Haltung der Nerze in den «engen Drahtkäfigen»der Zuchtfarmen aus Tierschutzsicht eine «Katastrophe» seien.

Grosser, der auch Vorsitzender des Zentralverbandes DeutscherPelztierzüchter ist, wies die Kritik zurück. Die Zuchtbetriebehielten sich an die bestehende Haltungsordnung und würden regelmäßigvon den Kreisveterinärämtern überprüft. «Wir machen nichtsUngesetzliches», betonte Grosser. Bundesweit gibt es ihm zufolge 30Nerz-Farmen mit 450 000 Tieren. Die Nachfrage nach Pelzen sei«weltweit sehr groß».