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Berlin Berlin: Zoo muss 2 Millionen Euro für Knut zahlen

Von Hans-Rüdiger Bein 27.12.2010, 13:36
Eisbär Knut wälzt sich in seinem Gehege im Zoo von Berlin im Schnee. (FOTO: ARCHIV/DPA)
Eisbär Knut wälzt sich in seinem Gehege im Zoo von Berlin im Schnee. (FOTO: ARCHIV/DPA) dpa

Berlin/dpa. - Knut planschte vergnügt mit Ziehvater Dörflein im Wasserbecken - unddie Besucher ließen die Einnahmen nur so sprudeln. Doch der Eisbärhat auch seinen Preis: Der Zoo Berlin muss jetzt zwei Millionen Euroan das Land Berlin aus früheren Zuschüssen zurückzahlen.

Berlin/dpa.Weil Eisbär Knut zum Großverdiener wurde, mussder Zoo Berlin rund zwei Millionen Euro an das Land zurückzahlen.Eine Sprecherin der Finanzverwaltung sagte am Montag derNachrichtenagentur dpa, der Senat folge mit seiner Rechnung an denZoo einer Forderung des Rechnungshofs. Die Sprecherin bestätigtedamit einen Bericht der «Bild»-Zeitung.

Besonders 2007 im ersten Jahr nach seiner Geburt hatte derPublikumsliebling, damals als knuddeliger Winzling, die Besucher inso großen Mengen angezogen, dass der Zoo mit deutlich mehr als dreiMillionen verkauften Tickets, den Souvenirhandel und Film- und TV-Rechte Millionengewinne einfuhr. Der Rechnungshof bemängelte, dasstrotz dieser Rekord-Einnahmen der Senat an den Zoo Zuschüsse inMillionenhöhe weiter zahlte.

Die Sprecherin von Finanzsenator Ulrich Nußbaum (53, parteilos)machte am Montag deutlich, dass der Senat den Betrag ohne dieErklärungen des Rechnungshofs und ohne Zustimmung desHauptausschusses im Abgeordnetenhaus nicht zurückverlangt hätte. «Wirwollten denen das eigentlich nicht abknöpfen», die damaligenEinnahmen seien ein Verdienst des Zoos gewesen. Die Gelder hättendort verbleiben und für wichtige Investitionen genutzt werden können.

Schon vor drei Jahren hatte die Finanzverwaltung, damals nochunter Leitung von Thilo Sarrazin (SPD), öffentlich die Positionvertreten, dem Zoologischen Garten das Geld aus dem Knut-Boom fürandere Baumaßnahmen auf dem Gelände nahe der Gedächtniskirche zuüberlassen. Mit etwa drei Millionen Euro Zuschüssen aus Steuermittelnbekommt der Zoo auch deutlich weniger im Jahr als der TierparkFriedrichsfelde, der mit bis zu sieben Millionen Euro im Jahrunterstützt wird.

Aber der Rechnungshof war von Anfang an nicht einverstanden mitden Widersprüchen, die sich aus den Knut-Einnahmen und gleichzeitigerstaatlicher Förderung ergaben. Der damalige Rechnungshof-PräsidentJens Harms hatte erklärt: «Die zusätzlichen Einnahmen reduzieren denZuwendungsbedarf.» Deshalb müsse der Finanzsenator die gewährtenöffentlichen Gelder wieder eintreiben. «Das ist nicht schön. Das tutmir sehr weh», sagte Zoo-Finanzchefin Gabriele Thöne (52) der «Bild»-Zeitung. Die Bauplanungen des Zoos für 2011/12 seien aber nichtgefährdet, die Last könne aus Rücklagen beglichen werden.

Um die Finanzierung von Zoo und Tierpark Friedrichsfelde hatte esim Dezember öffentliche Debatten gegeben. Ein Jahresverlust von rund1,6 Millionen Euro des Tierparks war bekanntgeworden. Der ZoologischeGarten im Westteil Berlins verzeichnet dagegen weiter Gewinne - auchdank des anhaltenden Besucherzustroms zu Eisbär Knut. Bei mehr alsdrei Millionen Besuchern im Jahr, knapp eine Million inFriedrichsfelde, kommt der Zoo allein aus Tickets auf mehr als 14Millionen Euro Umsatz.

Der Zoo ist dank seiner günstigen Touristenlage in der West-Citywirtschaftlich deutlich besser aufgestellt. Zudem flossen aus demgescheiterten Bau von Europas größtem Riesenrad am Hardenbergplatzmehrere Millionen Euro zusätzlich in Rücklagen. Das ursprünglicheRiesenrad-Gelände hatte der Zoo für rund 23 Millionen Euro verkauft.Der Abriss des alten Wirtschaftshofs und ein Neubau auf dem Geländekosteten jedoch nur etwa 17 Millionen Euro. Die übrig bleibendeDifferenz strichen Senat und Zoo ein.