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Berlin Berlin: Polizei verstärkt Präsenz in U-Bahnen

Von Teresa Dapp 10.08.2011, 07:00
Polizeibeamte gehen am Donnerstag (04.08.2011) in der U-Bahn in Berlin Streife. (FOTO: DPA)
Polizeibeamte gehen am Donnerstag (04.08.2011) in der U-Bahn in Berlin Streife. (FOTO: DPA) dpa

Berlin/dpa. - Donnerstagabend am U-Bahnhof Hermannplatz: Inkleinen Gruppen gehen Polizisten über Bahnsteige, kontrollierenVorplatz und Bahnhofshalle. Sie fallen auf mit ihren schusssicherenWesten, Schlagstöcken, Schusswaffen. Fahrgäste schauen interessiertoder beunruhigt, Gruppen von jungen Männern tuscheln, lachen.

Seit im Frühjahr schockierende Überwachungsvideos für Aufsehensorgten, die zeigten, wie Menschen auf U-Bahnsteigen brutalmisshandelt wurden, ist das Thema Sicherheit im öffentlichenNahverkehr zum Dauerbrenner geworden. Senat und BVG griffen tief indie Kasse und reagierten mit einem ganzen Bündel vonSicherheitsmaßnahmen, zu dem auch eine verstärkte Polizeipräsenz inden U-Bahnen gehört.

«Eigentlich sind die Gewalttaten zurückgegangen», sagtPolizeioberkommissar Jan Kummerlöw. Er führt eine Gruppe von 20Polizisten an, die an diesem Donnerstag die Linien U7 und U8 zwischenHermannstraße, Hermannplatz und Rudow «bestreift», um das«Sicherheitsempfinden der Bürger wieder zu stärken», wie Kummerlöw ingutem Amtsdeutsch erklärt. «Die Medien haben sich so auf diese Videosgestürzt, das verunsichert die Bevölkerung natürlich.»

Die Polizeistatistik gibt ihm teilweise recht: Im Juli gabPolizeidirektor Thomas Dublies bekannt, dass die Zahl der angezeigtenKörperverletzungen von 2007 bis 2010 um 11,8 Prozent gesunken sei. Imersten Halbjahr 2011 gab es aber wieder einen leichten Anstieg.

Tatsächlich dürften es trotzdem eher die schockierendenEinzelfälle sein, die die Menschen beunruhigen und die Sicherheit inden Bussen und Bahnen zum Wahlkampfthema gemacht haben. Zuletzt warein 53 Jahre alter Mann um U-Bahnhof Ullsteinstraße von Jugendlichenkrankenhausreif zusammengeschlagen worden, als er seine Tochterbeschützen wollte. Zwei der drei Täter waren erst 13 Jahre alt.

Die Beamten nehmen die U8. Bei jedem Halt schauen sie aufmerksamaus der Zugtür, die Hände in die Seiten gestemmt, und auch währendder Fahrt entgeht ihnen nichts, was sich im Wagen abspielt. Präsenzzeigen bedeutet nicht einfach nur mitfahren.

Im Bahnhof Hermannstraße sitzt ein junger Mann auf einer Bank. Erstarrt apathisch vor sich hin, macht keine Anstalten, in die haltendeBahn einzusteigen. Kummerlöw spricht ihn an. «Haben Sie einen Ausweisdabei?» Wegen Drogendelikten ist der Mann bereits aktenkundig. Erwird durchsucht, ohne Ergebnis. Trotzdem gibt es einen Platzverweisbis zum nächsten Tag, 24.00 Uhr. An einem «kriminalitätsbelastetenOrt» reicht es, auf der Bank sitzen zu bleiben, um Verdacht zuerregen. Wer sich nicht wie ein Fahrgast verhalte, dürfe kontrolliertwerden, erläutert Kummerlöw.

Oft helfen die Polizisten mit Fahrplanauskünften weiter, erklärenTouristen den Weg. Nachts und am Wochenende geht es allerdings oftweniger entspannt zu. Ihr auffälliges Auftreten, in Gruppen undbewaffnet, schreckt nicht nur ab. Es macht sie auch zur Zielscheibefür Aggressionen. «Es gibt genug Leute, die Ärger suchen», sagt einerder Beamten. «Vor allem betrunkene Jugendgruppen, die pöbeln uns an.Aber man versucht, professionell zu bleiben.»

Viel passiert an diesem Abend nicht. Zwei Schüler haben verboteneSilvesterböller bei sich, einige Hunde sind nicht angeleint, imU-Bahnbereich wird trotz Verbots geraucht. Kummerlöw selbst musstenoch nicht eingreifen, wenn Auseinandersetzungen zu Gewalt führten,seine Kollegen schon. Wie viele Straftaten allein durch die Präsenzder Beamten verhindert werden, ist kaum messbar. Trotzdem kommt esweiterhin zu Gewaltausbrüchen in Berliner U-Bahnen. «Wir können nichtüberall sein und nicht alle Straftaten verhindern», muss Kummerlöweinräumen. «Aber wenn wir da sind, stärken wir trotzdem dasSicherheitsgefühl.»