Babymilch-Skandal Babymilch-Skandal: Künast fordert «rückhaltlose Aufklärung»

Hamburg/Herford/dpa. - Verbraucherschutzministerin Renate Künast (Grüne) hat im Skandal um fehlerhafte Babymilch eine genaue Prüfung angemahnt. In der «Bild»-Zeitung (Mittwoch) forderte sie von dem Hersteller Humana Milchunion eine «rückhaltlose Aufklärung der Ursachen». Das Unternehmen hatte am Dienstag eine mögliche Mitverantwortung am Tod von drei Babys in Israel eingeräumt. Durch menschliches Versagen in der Qualitätskontrolle sei der Ware kein Vitamin B 1 beigemengt worden, sagte ein Vorstandssprecher in Herford. Ursache seien fehlerhafte Berechnungen bei einer neuen Rezeptur.
Die Untersuchung der Umstände, die zur Produktion der mangelhaften Milch führten, sei nötig, «damit sich so ein furchtbares Ereignis nicht wiederholt», sagte Künast. Die Politikerin erklärte: «Wir werden den Verantwortlichen dabei genauestens auf die Finger sehen.» Humana werde eng mit den Behörden zusammenarbeiten, um zur Aufklärung beizutragen, sagte Vorstandssprecher Albert Große Frie. «Wir haben nichts zu verbergen.»
Nach Angaben des Unternehmen waren die Chemiker bei der Berechnung der Rezeptur irrtümlich von einer Überdosierung ausgegangen. «Wir stehen hier vor einer einmaligen Verkettung unglücklicher Umstände und betonen ausdrücklich, dass es sich dabei um einen Einzelfall handelt, der keines unserer anderen Produkte betrifft», sagte Große Frie. Betroffen sei Sojamilch, die Humana an den israelischen Vertriebspartner Remedia geliefert habe.
Die verheerende Panne sei im Frühjahr 2003 bei der Entwicklung eines neuen Produkts passiert, das zwei Milchprodukte zusammenfassen sollte. Dabei hätten die Chemiker auf Grund eines Rechenfehlers den «fatalen Irrtum» begangen, dass die Sojamilch bei Zugabe von Vitamin B 1 eine Überdosis aufweisen würde. Ein externes Labor habe die Milch getestet, jedoch nicht auf Vitamin B 1 geprüft. Das Unternehmen werde personelle Konsequenzen ziehen.
Die drei Babys waren nach dem Verzehr der Milch nach israelischen Angaben an Mangelerscheinungen erkrankt und gestorben. 20 weitere sind schwer erkrankt. Etwa 5000 Kinder wurden in den vergangenen Monaten mit dem Produkt ernährt.