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Auszeichnungen Auszeichnungen: Knackgeräusch beim Kauen von Kartoffelchips erforscht

Von Harald Michaelis 05.10.2008, 12:23

Cambridge/dpa. - Zumindest bei Striptease-Tänzerinnen scheint eseinen einfachen Weg zu geben, den Zeitpunkt ihres Eisprungs zubestimmen: die Menge des ihnen zugesteckten Geldes. Für dieseerstaunliche Entdeckung sind Geoffrey Miller und Brent Jordan von derUniversität von New Mexico in Albuquerque (USA) jetzt mit einerbesonderen Auszeichnung geehrt worden: dem Ig-Nobelpreis fürÖkonomie. Schon seit 18 Jahren vergibt eine Jury des Magazins «Annalsof improbable research» diese Nobelpreise der anderen Art füraußergewöhnliche Forschungen, die die Menschen «zunächst zum Lachen,dann zum Denken bringen». Die Jury überreichte am Donnerstagabend(Ortszeit) an der renommierten Harvard-Universität in Cambridge (US-Bundesstaat Massachusetts) die undotierten Preise in zehn Kategorien.

Die Preise für Biologie und Physik gingen an Forschungen, diemitten aus dem Leben stammen: Marie-Christine Cadiergues und ihreMitarbeiter von der Ecole Nationale Veterinaire in Toulouse(Frankreich) wiesen nach, dass Hundeflöhe weiter springen können alsihre Verwandten auf Katzen. Dorian Raymer von der Scripps Institutionof Oceanology in San Diego (USA) konnte endlich alle diejenigenberuhigen, die sich schon immer über verknotete Kabel oderSchnürsenkel geärgert haben. Er führte den mathematischen Beweis,dass sich alles, was lang und dünn ist, irgendwann verknotet. Einendirekten Nutzen könnte auch der Medizinpreis bringen: Dan Ariely vonder amerikanischen Duke-Universität in Durham verglich die Effekteverschiedener Placebo-Medikamente - und fand heraus, dass teureScheinmedizin eindeutig besser wirkt als billige.

Der Name der Auszeichnung, «Ig-Nobelpreis», ist ein Wortspiel, dasauf dem englischen Ausdruck «ignoble» fußt, das man etwa mitschändlich, lächerlich übersetzen kann. Die Preise sind in derForscherwelt allerdings längst kein Schande mehr, sondern ein echterHöhepunkt. Jedes Jahr wird die beliebte Veranstaltung, bei dertraditionsgemäß auch Papierflieger durch den Saal sausen, nicht nurvon vielen Geehrten, sondern auch von zahlreichen bekannten Forschernund sogar von Nobelpreisträgern besucht. So hielt etwa derMathematiker Benoit Mandelbrot in diesem Jahr einen 24-Sekunden-Vortrag über Fraktale.

Nicht immer orientieren sich die Ig-Nobelpreise an den Kategorienihrer berühmten Stockholmer Vorbilder. So gab es in diesem Jahr eineAuszeichnung im Bereich Ernährungswissenschaften: Die Jury ehrte eineExpertengruppe aus Italien und Großbritannien für die Erforschung desKnackgeräuschs beim Kauen von Kartoffelchips - mit dem Ziel, dieLeckerei frischer klingen zu lassen. Verliehen wurde in diesem Jahrunter anderem auch ein Preis für eine skurrile Arbeit im BereichVerständnis und Erkenntnis. Ihn erhielt eine Gruppe von japanischenWissenschaftlern aus Hokkaido für Studien, wie intelligent sichSchleimpilze mit den Problemen eines Labyrinths auseinandersetzen.

Ein Friedenspreis wird in Cambridge ebenfalls regelmäßig vergeben.In diesem Jahr konnte ihn Urs Thurnherr von der EidgenössischenEthikkommission für Genetik im außerhumanen Bereich persönlich inEmpfang nehmen. Und zwar für Studien der Kommission über die Moralund die Würde von Lebewesen, die die Würde der Pflanzen einschließt.

Es ist sicher schwer, gerecht über einen Preis zu entscheiden.Daher wurde der Preis für Chemie in diesem Jahr weise geteilt. Erging einerseits an eine Forschergruppe aus Puerto Rico und den USA,die nachwies, dass Coca-Cola Spermien abtötet - und aus Gründen derFairness ebenfalls an Wissenschaftler aus Taiwan, die das genaueGegenteil bewiesen.