1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Artenschutz: Artenschutz: Mainzer Elfenbeinforscher hilft Zoll bei Schmugglerjagd

Artenschutz Artenschutz: Mainzer Elfenbeinforscher hilft Zoll bei Schmugglerjagd

05.07.2005, 07:45
Arun Banerjee führt in einem Labor des Geowissenschaftlichen Instituts der Universität Mainz eine Voruntersuchung an einem Elfenbeinstück durch. (Foto: dpa)
Arun Banerjee führt in einem Labor des Geowissenschaftlichen Instituts der Universität Mainz eine Voruntersuchung an einem Elfenbeinstück durch. (Foto: dpa) dpa

Mainz/dpa. - Schon 1989 wandten sich die Zollfahnder das erste Mal an ihn,erzählt der Forscher am Instituts für Geowissenschaften derUniversität Mainz. Die Beamten hatten bei einem Reisenden Elfenbeingefunden und wollten nun wissen: Elefant oder Mammut? Illegal odererlaubt? Nach dem Washingtoner Artenschutzabkommen von 1989 ist derHandel mit Elefantenelfenbein weltweit verboten. Jedoch gibt es inRussland große Vorkommen von Mammutelfenbein. Der Handel mit diesenrund 20 000 Jahre alten und bis zu 30 Kilo schweren Zähnen ist legal.

Für den Laien sind die Elfenbeinarten schwer zu unterscheiden. «Esgibt zwar typische Wachstumsstrukturen, an denen der Unterschied mitbloßem Auge zu erkennen ist», erklärt der Experte. Diese seien jedochje nach Bearbeitung des Stückes nicht mehr auf den ersten Blick zusehen. Im Institutslabor kann die Art des Elfenbeins dagegen mitwissenschaftlichen Methoden exakt bestimmt werden - und zwar nichtnur, ob es sich um den Zahn eines asiatischen oder afrikanischenElefanten handelt, sondern auch, ob das Material von einem Steppen-oder einem Waldelefanten stammt.

Vor zwei Jahren gründete Banerjee zusammen mit Kollegen dasInternationale Zentrum für Elfenbeinforschung (INCENTIVS), um denAustausch zwischen allen Forschern und Museen zu intensivieren. Zuder Arbeit der deutschlandweit einmaligen Einrichtung gehört auch,die Herkunft und Art historischer und archäologischer Elfenbeinfundezu bestimmen. «Wir helfen etwa dabei, aufzuklären, welches ElfenbeinMenschen im historischen Konstantinopel verwendeten», erklärtBanerjee. So lassen sich Aussagen über damalige Handelsbeziehungentreffen.

Besonders wichtig - gerade für die wertvollen historischen Stücke- sei die zerstörungsfreie Methode, die am Mainzer Institut verwendetwerde. Dabei werden die Elfenbeinproben mit Infrarotlicht bestrahlt.Die entstehende Wechselwirkung mit dem Material gebe dann Auskunftüber die Herkunft, erläutert der Wissenschaftler. Elfenbein stammekeineswegs nur vom Elefanten oder Mammut, sondern auch von Nilpferdenoder Walrossen. Beim Deckel eine byzantinischen Jagdtasche wies derWissenschaftler beispielsweise zweifelsfrei nach, dass Zähne vomWalross verarbeitet wurde. Oft würden auch Horn, Tierknochen oder dieso genannte Steinnuss aus der Frucht einer Palme als Elfenbeinersatzgenutzt.

Das Frankfurter Zollamt setzt besonders bei schwierigen Fällen aufden Rat von Banerjee. «Er verfügt über sehr genaue Methoden», sagtdie Sachbearbeiterin für Artenschutz, Rosalinde Mallon. Bei größerenStücken könnten die Fahnder meist selbst erkennen, um welchesElfenbein es sich handelt. «Bei Schmuck oder anderen kleinen Teilenist dies mit dem Auge oder einer Lupe oft nicht mehr möglich». Zudemlasse sich die Behörde auch von Experten des FrankfurterSenckenbergmuseums und des Elfenbeinmuseums Erbach im Odenwaldberaten.

Trotz des Artenschutzabkommens gibt es nach den Erfahrungen vonBanerjee nach wie vor einen schwunghaften illegalen Handel mitElfenbein - unter anderem nach Japan. «Dort wird das edle Materialvor allem für Hankos genutzt, persönliche Stempel, die beiBeglaubigungen nötig sind», erklärt er. Ein Hanko sei für Japaner einwichtiges Statussymbol, je wertvoller, desto besser. Verwendet würdehäufig Elfenbein des Waldelefanten - obwohl auch der Handel mit denZähnen dieser höchst gefährdeten Tiere verboten ist.

www.incentivs.uni-mainz.de