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Altstars des Rock Altstars des Rock: Ruhestand ist keine Option

Von Cetin Demirci 30.07.2013, 06:25
Mick Jagger rockt weiter.
Mick Jagger rockt weiter. DPA Lizenz

Berlin/DPA - Die Konzerte waren laut, wild und brutal: Rock'n'Roll war Ausdruck eines rebellischen Lebensgefühls, eine existentielle Stellungnahme. Das ist Jahrzehnte her. Dennoch ist die Rente für Mick Jagger (70) und viele andere Altrocker keine Option: Die Rolling Stones haben erst Anfang Juli ihre jüngste Konzertreihe beendet. Joe Cocker (69), Iggy Pop (66) und Ozzy Osbourne (64) sind gerade auf Tour. Als Vertreter einer Jugendkultur rebellierten sie einst gegen das Establishment. Heute kommt ihnen eine andere Rolle zu.

Zeiten des Protest sind vorüber

Iggy Pop ritzt sich keine Wunden mehr in die Brust, Joe Cocker trägt auf der Bühne Anzüge statt verschwitzte T-Shirts. Und auf der laufenden Tour hat Ozzy Osbourne noch keiner Fledermaus den Kopf abgebissen. „Das Publikum ist ebenfalls erwachsen geworden“, sagt Steffen Damm vom Institut für Kultur- und Medienmanagement der Freien Universität Berlin. Die Fans der Rock’n’Roll-Generation strömten heute nicht mehr in die Stadien, um gegen das herrschende System aufzubegehren.

„Aus den klassischen Jugendkulturen sind Medienkulturen geworden“, erklärt Damm. Mit der Zerstörung des Equipments locke man heute keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervor. „Systemkritik spielt keine Rolle mehr.“ Stattdessen sind viele Künstler mittlerweile selbst eine Institution. „Niemand hat es so lange gemacht wie wir“, sagte Keith Richards (69) einmal über die Rolling Stones.

Genau damit begründet Damm auch die Begeisterung für viele Rock-Veteranen. „Künstler wie die Stones zehren von ihrer eigenen Legende. Man geht auf ein Stones-Konzert, um es noch einmal erlebt zu haben“, analysiert er. Joe Cocker (69) wird bis heute wegen seines Auftritts vor 44 Jahren beim Woodstock-Festival verehrt. Zu seiner jüngsten Platte sagte er: „Jugendliche erzählen mir, dass ich mich glücklich schätzen kann, in solchen Zeiten gelebt zu haben.“

Weibliche Stars haben es schwerer

Für Männer scheint es mitunter einfacher, im Musikbusiness alt zu werden, als für Frauen. Das findet Susanne Binas-Preisendörfer, Professorin für Musik und Medien an der Universität Oldenburg, problematisch. „Eine Frau hat gut auszusehen. Der Mann darf hingegen altern“, sagt sie. So bemängeln manche Kollegen bei Popdiva Madonna (54), dass sie ihr Image ihrem Alter nicht anpasse. „Eine 50-Jährige, die auf 20?macht: das ist doch einfach nur peinlich“, sagte Gossip-Frontfrau Beth Ditto (32). Böse Kritik kam auch von Elton John (66), der meinte: „Sie ist so ein Albtraum, ihre Karriere ist vorbei.“

Nach Ansicht von Binas-Preisendörfer solle man das mit dem Alter generell nicht so eng sehen: „Die Popkultur ist Kultur verschiedenster Generationen geworden. Niemand verlässt diese Band in der Vertikalen“, sagte Keith Richards einmal über die Rolling Stones. Es scheint, als gelte dies für viele Rockmusiker.