Hier schreibt Frank Klemmer Warum mich die Stimmzettel am Sonntag nervöser machen als die Live-Kamera

ich weiß ja nicht, ob Sie noch was haben. Aber von uns wäre es das. Eigentlich gibt es nichts mehr zu sagen. Eigentlich sollten alle Fragen beantwortet sein. Es wird ja auch Zeit, sind ja nur noch zwei Tage. Also, von uns kann es losgehen, wir wären mit allem durch. Jetzt sind Sie dran! Und diese Entscheidung wollen wir Ihnen auch gar nicht abnehmen.
Europa zuerst, zumindest beim Auszählen
Ja, am Sonntag wird gewählt in Sachsen-Anhalt – und das nicht zu knapp. Europa zuerst, zumindest beim Zählen, dann natürlich die großen Stadt- und Kreistage. Wobei da, wo es Kreistage gibt, die Menschen vor Ort fast gespannter, wenn auch länger auf ihre Stadträte, ihre Gemeinderäte, vielleicht sogar besonders doch noch auf ihre Ortschaftsräte warten. Weil die bei ihnen so viel bewegen – oder zumindest bewegen sollten.

Was bewegt werden muss, darüber haben wir in den vergangenen Wochen viel gesprochen. Wir, das sind bei uns zuerst und vor allem Anna Petersen und Stephan B. Westphal. In ihrem Video-Podcast „Wahl lokal“ waren viele Experten zu Gast zu den verschiedensten Themen, die in unserem Land gerade wichtig sind. Auf allen Ebenen.
Experten - und solche, die es werden wollen
Unter anderem war auch ich dort – so wie einige meiner Kollegen aus anderen Regionen. Weil es auch ganz verschiedene Ecken im Land gibt, mit ganz verschiedenen Konstellationen – und deshalb auch verschiedenen Fragen und Antworten. Alles, worüber Anna Petersen und Stephan B. Westphal mit allen ihren Gästen gesprochen haben, können Sie hier noch mal nachhören und hier sogar noch mal nachsehen.

Wenn Sie mich fragen, sogar über die Wahl hinaus: Denn vieles, über das wir vor dem 9. Juni sprechen, wird auch danach noch wichtig sein – davon bin ich fest überzeugt. Genau deshalb habe ich mir die Idee der Kollegen auch zu eigen gemacht: Unter demselben Stichwort – „Wahl lokal“ – habe ich – in diesem Fall sehr lokal – für den Salzlandkreis vier Online-Talks gemacht: mit Experten aus der Region zu Themen aus der Region, die aber durchaus alle interessieren.
Spannende Einblicke in spannende Themen
Es ist noch spannender geworden, als ich es mir erhofft hatte. Tolle Gespräche mit spannenden Einblicken – egal ob in den Lehrermangel aus Schülersicht, den Fachkräftemangel aus Sicht der Arbeitsagentur, den klimaneutralen Bau und seine Regularien aus Sicht der Wohnungswirtschaft und der Geldinstitute, in die Zukunft der Landwirtschaft oder mitten hinein in die Untiefen unseres Gesundheitssystems.

Das klingt für Sie nach mehr als Kommunalwahl im Salzlandkreis? Stimmt. Und trotzdem spielte es immer mittendrin. Und genau darum geht es doch auch, oder? Das wir endlich über Politik reden. Im engsten Sinne und nicht nur an der Oberfläche. Nicht nur über Personalfragen, warum der oder die es bringt und der oder die andere eben nicht.
Sondern über Probleme und wie man sie angeht. Ja, auch darüber, was gerade falsch läuft. Oder schon länger. Auf jeden Fall über Themen, die uns beschäftigen. Wenn man Politik so versteht, dann kann sie wirklich Spaß machen. Und einen auch länger beschäftigen. Glauben Sie mir! Ich will Sie ja nicht drängeln, aber wenn Sie mögen, können Sie ja hier noch mal reingucken.
Wie? Nicht jeder nur ein Kreuz?
Also, wenn Sie jetzt wirklich keine Frage mehr haben, ich habe noch viele. Ich bin nämlich schon ziemlich nervös – nervöser noch als vor der Kamera. Die Wahl am Sonntag wird für mich völliges Neuland. Alles, was ich bisher im Zusammenhang mit Wahlen für richtig hielt, wird auf den Kopf gestellt.

Vor allem der gute alte, bei Monty Pythons „Das Leben des Brian“ entlehnte Ulk: „Jeder nur ein Kreuz“. Mit dem bin ich immer gut durch sämtliche Wahlen gekommen. Na ja, bis auf den Bundestag: Denn Zweitstimme ist ja Kanzlerstimme. Okay, da kam ich noch mit. Aber jetzt?
Vom Kumulieren und Panaschieren
Es gibt Gründe, warum ich in meinem Leben nie nach Baden-Württemberg und Bayern gezogen bin. Sicher nicht nur einen, sicher nicht das Wetter und auch nicht die Mentalität der Menschen. Und auch keine Vorurteile gegen alles außer Hochdeutsch. Die wären dem Rheinländer in mir ohnehin fremd.

Aber „Kumulieren und Panaschieren“: Da bin ich schon ausgestiegen, als ich irgendwann wirklich viel über das deutsche Wahlrecht lernen musste. Und war herzlich dankbar, dass da, wo ich es lernte, am Ende nicht danach, sondern nach dem gültigen Landesrecht ohne drei Stimmen auf einmal oder verteilt – und das auch noch auf verschiedene Köpfe und Parteien – gefragt wurde.
Und jetzt haben sie mich doch noch gekriegt: Zum ersten Mal im Leben stehe ich vor der völlig offenen Frage, ob es mir am Ende wirklich gelingen wird, einen gültigen Wahlschein abzugeben …
Ein langer Abend, eine lange Nacht
Doch damit ist es noch längst nicht getan: Sollte es mir gelingen, steht uns noch ein langer, langer Wahlabend bevor. Ein Abend, an dem lange, sehr lange viele Fragen offenbleiben werden, die wir Ihnen dann gerne schneller beantworten würden. Zu lange leider für die Zeitungen, die am Montagmorgen in Ihren Briefkästen landen werden.
Umso besser, dass wir an diesem langen Abend die Möglichkeit haben, Sie bis in die Nacht hinein online über das Internet informieren können. Und genau das werden wir tun: Unter mz.de werden Sie am Sonntag und auch danach immer die aktuellsten Ergebnisse aus Ihrer Region und aus dem ganzen Land finden – solange bis wirklich alle Stimmen ausgezählt und alle Fragen beantwortet sind.
Wir halten Sie auf jeden Fall immer auf dem Laufenden. Auch das macht übrigens Spaß. Fast so viel wie gute Gespräche.
Abschalten auf dem Fahrrad?
Und wenn Sie partout noch nicht an die Wahl denken wollen, bietet sich am Wochenende eine Radtour an. Schöne Strecken gibt es entlang von Saale, Unstrut und Elbe. Die offiziellen Radwanderwege an den Flüssen sind inzwischen über weite Strecken gut ausgebaut und ausgeschildert.

Das wäre auch gleich ein schönes Warmfahren für die MZ-Radpartie am 16. Juni. Ihr Start und Ziel ist das Gelände der Mitteldeutschen Zeitung in Halle, Delitzscher Straße 65.

Von dort aus wird über 18, 45, 65 oder 89 Kilometer geradelt. Der Veranstalter rechnet mit rund 2.000 Teilnehmern. Information und Anmeldung: www.mz-radpartie.de.
Ein schönes Wochenende mit einem spannenden Sonntagabend am Schluss wünscht Ihnen und sich selbst
Ihr Frank Klemmer