Wittenberg Wittenberg: Mehr als 40 000 Besucher bei Festumzug zu «Luthers Hochzeit»

WITTENBERG/MZ. - Äußerlich ganz ruhigsteht Teresa neben ihrer Mutter Daniela Steinkopf.Doch so sehr sie auch versucht, sich zu beherrschen,im tiefsten Innern ist sie mächtig aufgewühlt.Und kann seit Tagen kaum noch ruhig schlafen.Denn nur noch wenige Minuten, dann wird sieneben ihrem "Gemahl" Jacob Seifert schreiten.Ganz klar: Für diese Stunde am Sonntagnachmittagsind die Zwölf- und der Neunjährige Katharinaund Martin Luther. Und sie führen den Kinderfestzugan, der vom Lutherhaus zur Marktbühne zieht.
Für Teresa bemisst sich ihre Zeit alsKatharina allerdings keineswegs nur auf dieStunde des Umzuges. Schon seit mehr als vierWochen ist offiziell, dass die Schülerin derDiesterweg-Schule die Luthergemahlin im drittenKinder-Festzug darstellen wird. Und sie hatsich vorbereitet: "Ich weiß sehr viel überLuthers Leben, habe viele Bücher gelesen",sagt Teresa zur MZ. Denn sie weiß, auf derBühne wird sie auch etwas sagen dürfen. Dochvermutlich wird ihre Anspannung gewichen sein,sobald sich der Tross in Bewegung setzt. Stolzwinken Katharina und Martin den Festgästenentlang der Collegienstraße zu.
Darunter auch Monika und Roland Ihln. DerZufall will es, dass die MZ ausgerechnet dieGroßeltern der kleinen "Katharina" anspricht,die womöglich nicht weniger aufgeregt ihremEnkelkind zuwinken wollen. Sie sind regelmäßigeFestbesucher, bekennt die Wittenbergerin."Freitag war schon eine tolle Stimmung", freutsich Monika Ihln. Das hätte sie in den Vorjahrennicht ganz so empfunden. Sie und ihr Mannfühlen sich wohl auf "Luthers Hochzeit", und"man will als Wittenberger ja dazu beitragen,ein bisschen Fülle ins Geschehen zu bringen".
Das taten schon am Vortag Tausende, die dieStrecke des 16. historischen Festzuges säumten.Eine knappe Stunde lang zogen Honoratioren,Vereine, Gäste aus den Nachbarbundesländernund den Partnerstädten Wittenbergs durch dieAltstadt. Jede Gruppe zeigte eigene Beiträgezum Fest.
Wer genau hinsah und hinhörte, der merkte,dass manche der rund 2000 Mitwirkenden eineganz eigene Gaudi im Festzug boten. Die "Dudelzwerge"etwa, die bei den Handwerkern und Meisternfür Musik sorgten, ließen schon die Weihnachtszeithoch leben. Denn "O du fröhliche" dudeltensie aus ihren Ziegenfell-Säcken, als sie ander MZ vorbeizogen. Nachdem sich Petrus amFreitag ausgerechnet zur Eröffnungszeremonieeher als Wassergott präsentierte, zeigte ersich an den beiden folgenden Festtagen mitSonne ausreichend spendabel. So als wollteer die Nonnenflucht am Freitag tatsächlichauthentisch untermalen, weil es seinerzeit(1523) auch heftig geregnet haben soll, wieder Stadtherold zur Eröffnung erinnerte (dieMZ berichtete).
