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Wittenberg Wittenberg: Besetzung endet mit Gewalt

Von DIRK SKRZYPCZAK 26.08.2009, 09:42
Der Markt in Wittenberg am Dienstag um Mitternacht: Die teilweise Vermummten warfen Bauzäune um, randalierten in Innenhöfen und versuchten, Müllcontainer in Brand zu setzen. (FOTO: BORIS CANJE)
Der Markt in Wittenberg am Dienstag um Mitternacht: Die teilweise Vermummten warfen Bauzäune um, randalierten in Innenhöfen und versuchten, Müllcontainer in Brand zu setzen. (FOTO: BORIS CANJE) CARDO

WITTENBERG/MZ. - "Die Maske ist gefallen", meinte Bürgermeister Torsten Zugehör (parteilos) am Mittwoch. Am Dienstag war die Frist der Stadtzur Räumung des Gebäudes in der Wallstraßeabgelaufen, in dem Anhänger der alternativenlinken Szene ein Jugendzentrum einrichtenwollten und friedliche Absichten bekundethatten. In der Nacht zum Mittwoch verließensie das Objekt und kamen so einer Zwangsräumungzuvor.

Zuvor jedoch wurde in der Innenstadt randaliert.Von 60, teils vermummten Personen war anfangsdie Rede, die auf dem Markt ihr Unwesen trieben,auch von Brandschatzungen wurde berichtet.Die Polizei stellte rund 30Personen fest,deren Zerstörungswut sich gegen öffentlichesEigentum richtete. Schaufensterscheiben bliebenheil, nur am nahen Altstadtbahnhof loderteein Papierkorb. Die Polizei mobilisierte alleverfügbaren Einsatzkräfte, nahm fünf Verdächtigeim Alter zwischen 16 und 23Jahren kurzzeitigin Gewahrsam. Zu handgreiflichen Auseinandersetzungenkam es nicht.

Die Polizei sah die öffentliche Sicherheitin Gefahr und wollte das Gesundheitsamt auchohne richterliche Genehmigung räumen. Beamteaus Magdeburg und Leipzig wurden angefordert.Doch als sie kurz nach 2 Uhr in den Backsteinbaueindrangen, hatten die Besetzer schon aufgegeben.Zurück ließen sie eine Graffiti-Botschaft:"Nehmt uns nicht die Hoffnung, zerstört nichtunsere Träume." Das Gesundheitsamt wird nunvon einer Wachschutzfirma gesichert.

Nach einer Schadensanalyse will die Stadtüber weitere rechtliche Schritte entscheiden.Parallelen zu den Hausbesetzern scheinen offensichtlich.An den Denkmälern von Luther und Melanchthonhatte eine Gruppe Transparente angebracht."Wir bleiben alle", hieß es mit dem Hinweisauf das "Squat", ein Begriff in der Besetzerszenefür ein beschlagnahmtes Gebäude.

Kommunalpolitiker diskutieren unterdessendie Konsequenzen und die Vertrauenswürdigkeitdes Vereins "Kultur mit Sahne". Mit dessenZielen hatten sich die Besetzer solidarisiert.Im Gegenzug versicherte der Verein den Protestlernseine Unterstützung, zuletzt distanzierteer sich aber von der Aktion. Stadt und Landkreishaben dem Verein Hilfe bei der Suche nacheinem Gebäude zugesagt. Bis Mitte Septembersollen Objekte sondiert werden.

"Ich bin erleichtert, dass niemand zu Schadenkam. Unsere Strategie war trotz der jüngstenEreignisse richtig", sagt Bürgermeister Zugehör.In den Morgenstunden war wieder Ruhe eingekehrt,von dem nächtlichen Spuk auf dem Markt warnichts mehr zu sehen. Die Polizei will ihredeutlich sichtbare Präsenz aber in den nächstenTagen beibehalten.