Wirtschaftsforschungsinstitut in Halle Neue Institutseinheit: IWH forscht zu stagnierender Produktivität
Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) wächst: Neue Forschungseinheit will Firmendaten zur Produktivität auswerten. Warum das wichtig ist.
Halle/MZ. - Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) wächst: Das wissenschaftliche Institut gründet ein europäisches Zentrum für Mikrodatenforschung, das sich dem Thema Arbeitsleistung widmen soll. „Wir wollen Europas führendes Institut für die Erforschung der Produktivität in all ihren Facetten werden“, sagt IWH-Präsident Reint Gropp am Mittwoch per Mitteilung.
Budget des Instituts steigt
Das „Zentrum für Firmen- und Produktivitätsdynamik“ – so der offizielle Name – soll bis 2026 aufgebaut werden. Die jährliche Grundfinanzierung des IWH soll von etwa 8,2 Millionen Euro im Jahr 2023 um etwa eine Million Euro steigen. Die Mittel dafür stellen der Bund und das Land Sachsen-Anhalt zur Verfügung. Elf Vollzeitstellen sollen geschaffen werden, heißt es. Das Forschungszentrum wird mit den vier Forschungsabteilungen des IWH eng zusammenarbeiten.
Die Arbeitsproduktivität wird als Leistung pro Arbeiter definiert. Faktoren, die die Arbeitsproduktivität beeinflussen können, sind unter anderem die Fähigkeiten der Arbeiter, technologischer Wandel oder Managementpraktiken. In Deutschland zeigt sich, dass die Arbeitsproduktivität je Erwerbstätigen von Anfang der 1990er Jahre bis 2017 deutlich zunahm – seither aber stagniert. Das Phänomen gibt es auch in anderen westlichen Industriestaaten. Es gibt verschiedene Erklärungsansätze. So könnte zusätzliche Bürokratie oder eine schlechtere Infrastruktur die Produktivität senken. Ein kleines, anschauliches Beispiel: Jeder im Verkehrsstau stehende Lkw senkt in der Regel die Arbeitsproduktivität des Fahrers.
Leiter war bei Statistikbehörde in den USA tätig
Ziel des neuen IWH-Zentrums ist, „durch die Arbeit mit Mikrodaten auf Firmenebene den tiefgreifenden Strukturwandel in Europas Volkswirtschaften besser zu ergründen“. Dafür werden Ökonomen Firmendaten aus EU-Ländern sammeln, miteinander verknüpfen, bereitstellen und untersuchen, heißt es in der Mitteilung.
Das neue Forschungszentrum wird Javier Miranda leiten. Der Ökonom war zuvor unter anderem beim US Census Bureau tätig. Die Bundesbehörde ist vergleichbar mit dem Statistischen Bundesamt in Deutschland. „Unsere Forschung wird alle Abteilungen des Instituts einbeziehen, um Perspektiven aus der Arbeitsmarkt-, Finanz- und Makroökonomie zu kombinieren“, so Miranda.
Das IWH gehört zu den sechs führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstituten. Mehr als 100 Mitarbeiter sind am Institut in Halle tätig.