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Grundsteinlegung am Montag Hightech-Fabrik in Wittenberg: Tesvolt schafft hunderte Jobs

Der Wittenberger Stromspeicher-Hersteller Tesvolt baut für 60 Millionen Euro ein neues Werk, das weitgehend automatisiert arbeitet. Wo noch neue Mitarbeiter gesucht werden.

Von Steffen Höhne Aktualisiert: 08.04.2024, 09:32
In der neuen Batteriefabrik in Wittenberg soll auf zwei Etagen produziert werden. Das Hochregallager ist im Gebäude integriert. In einem zweiten Bauabschnitt soll auch ein Forschungszentrum gebaut werden, das über einen Glasgang mit der Produktion verbunden ist.  Das bisherige Werk grenzt direkt an.
In der neuen Batteriefabrik in Wittenberg soll auf zwei Etagen produziert werden. Das Hochregallager ist im Gebäude integriert. In einem zweiten Bauabschnitt soll auch ein Forschungszentrum gebaut werden, das über einen Glasgang mit der Produktion verbunden ist. Das bisherige Werk grenzt direkt an. Fotografik: Tesvolt

Wittenberg/MZ. - Das Baufeld ist schon vorbereitet: Am Montag wird der Wittenberger Batteriespeicher-Hersteller Tesvolt mit der Errichtung des neuen Werks am Firmensitz beginnen. „Wir bauen eine Hightech-Fabrik, die unsere Produktionskapazität massiv erweitern wird“, sagt Co-Gründer und Firmenchef Daniel Hannemann der MZ. Das neue Werk, das im kommenden Jahr den Betrieb aufnehmen soll, werde am Ende auch zu mehr internationaler Unabhängigkeit der europäischen Energiewende beitragen.

400 neue Jobs werden geschaffen

60 Millionen Euro sollen insgesamt investiert werden. Im ersten Bauabschnitt für 30 Millionen entsteht eine hochautomatisierte Produktionsanlage mit integriertem Logistikzentrum. „Unser 25 Meter hohes Hochregallager wird voll automatisiert arbeiten“, kündigt Hannemann an. So würden die angelieferten Batteriezellen von Robotern in das Lager hineingezogen und bei Bedarf in die Produktion ausgelagert. „Gabelstapler zum Transport wird es nicht mehr geben“, erläutert Hannemann. Die Fertigung findet auf zwei Etagen statt. „Auch dort wollen wir so viel wie möglich automatisieren.“

Die Tesvolt-Gründer Daniel Hannemann (li. ) und Simon Schandert
Die Tesvolt-Gründer Daniel Hannemann (li. ) und Simon Schandert
Foto: Tesvolt

Hintergrund zum Geschäftsmodell: Tesvolt kauft beim koreanischen Elektronikkonzern Samsung Batteriezellen und baut daraus Stromspeicher. Das Know-how ist das Batteriemanagement. Hannemann und Mitgründer Simon Schandert haben ein Programm entwickelt, das den „Gesundheitszustand“ der Zellen überwacht und regelt. Nimmt in einer Zelle die Leistung ab, wird das durch eine andere ausgeglichen. Dadurch werden effiziente und langlebige Speichersysteme geschaffen. Neben den Zellen werden die sogenannten Platinen zur Steuerung in Thüringen zugekauft, die Kabel produziert unter anderem eine Firma in Bitterfeld-Wolfen. In Wittenberg werden die Teile montiert. Durch die Erweiterung wird die Kapazität laut Hannemann auf 80.000 Speichersysteme pro Jahr verzehnfacht. In einem zweiten Bauabschnitt soll ein Forschungs- und Entwicklungsgebäude errichtet werden.

Das neue Fabrikgebäude, das vom Bauunternehmen Goldbeck errichtet wird, soll energieautark arbeiten. Kleinwindkraftanlagen am Gebäude sowie eine Photovoltaik-Anlage sollen eine CO2-neutrale Fertigung sicherstellen. Die Wärmeversorgung übernehmen Luftwärmepumpen.

Die Kapazität wird massiv ausgeweitet.

Daniel Hannemann, Tesvolt-Mitgründer

Nach Hannemanns Worten sind höhere Personal- und Energiekosten zwei der wichtigsten Wettbewerbsnachteile deutscher Industriefirmen gegenüber asiatischen Konkurrenten. Durch die neue Fabrik könne man diese Nachteile minimieren. Insgesamt sollen durch den Ausbau dennoch 400 Jobs geschaffen werden – 150 Mitarbeiter sind bereits an Bord. „Nur ein kleinerer Teil entfällt auf die Produktion“, so Hannemann. Vor allem im Vertrieb, Service und in der Forschung würden viele Stellen geschaffen.

Erstmals mehr als 100 Millionen Euro Umsatz

Die Firma Tesvolt, benannt nach den Strompionieren Nikola Tesla und Alessandro Volta, wurde 2014 von Hannemann und Schandert gegründet und ist heute nach eigenen Angaben deutscher Marktführer bei Gewerbebatteriespeichern. Im vergangenen Jahr habe Tesvolt mit seinen Beteiligungen erstmals einen Umsatz von mehr als 100 Millionen Euro erzielt. Anders als viele Start-ups achtet die Firmenführung darauf, dass keine Verluste entstehen.

Der Markt wächst rasant, immer mehr Industriefirmen produzieren mit Solardächern selbst Strom. Durch große Batteriespeicher kann die Energieversorgung gesichert werden, auch wenn die Sonne nicht scheint. Dafür sind zwar hohe Anfangsinvestitionen nötig, aber aufgrund gestiegener Energiepreise ist eine Eigenversorgung inzwischen wirtschaftlich. „Solardächer mit angeschlossenem Speicher erzeugen Strom für etwa 16 Cent je Kilowattstunden, das liegt unter den Preisen, die klassische Energieversorger verlangen“, so Hannemann. Auch Energieversorger gehören zunehmend zu den Kunden von Tesvolt. So werden etwa Container-Batteriesysteme verkauft, die Strom aus Solarparks zwischenspeichern.

Banken Nord/LB und DZ Bank finanzieren Ausbau

Für das Wachstum hatte Tesvolt bereits 2021 rund 40 Millionen Euro bei Investoren eingesammelt. Beteiligt ist unter anderem die Liechtenstein-Gruppe. Dahinter steht die Fürstenfamilie von Liechtenstein mit Fürst Hans-Adam II. an der Spitze. Die neue Fabrik wird laut Hannemann jedoch klassisch mit Krediten der Nord/LB und DZ Bank finanziert. Das Land Sachsen-Anhalt steuert im ersten Bauabschnitt etwa sechs Millionen Euro Fördermittel bei. Ursprünglich sollte der Bau bereits im Frühjahr 2023 beginnen. Zu den Gründen für die Verzögerung hält sich Hannemann bedeckt. Nach MZ-Informationen lag der Aufschub aber teilweise nicht in der Hand von Tesvolt.