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Solarindustrie Ex-VW Chef Herbert Diess will 15 bis 20 Solar-Werke in Europa errichten

Der ehemalige VW-Boss Herbert Dies will die Solarindustrie nach Europa zurückbringen. In Bitterfeld-Wolfen arbeitet Meyer Burger bereits am Comback der Solarzellen-Produktion.

Von Steffen Höhne Aktualisiert: 26.01.2023, 15:06
Ex-VW-Vorstandschef Herbert Diess versucht, ins Solargeschäft einzusteigen. Es will  will die Industrie zurück nach Europa bringen.
Ex-VW-Vorstandschef Herbert Diess versucht, ins Solargeschäft einzusteigen. Es will will die Industrie zurück nach Europa bringen. Foto: Sven Hoppe/dpa

Halle/MZ - Bis zum Sommer 2022 führte Herbert Diess den größten Autokonzern der Welt – VW. Als Auto-Manager musste er immer groß denken. Das tut der gelernte Maschinenbau-Ingenieur auch künftig: Der ehemalige VW-Vorstandsvorsitzende „will die Solar-Industrie nach Europa zurückbringen“. Im Interview mit dem Online-Portal „Pionier“ sagte Diess: „Mein Ziel wird es sein, für 20 Gigawatt hier in Europa zu investieren.“ Der Manager will nach eigenen Angaben 15 bis 20 Fabriken bauen, die die gesamte Wertschöpfung abdecken. Diess spricht dazu mit Solar-Unternehmen und Zulieferern in Europa, „aber auch mit chinesischen Unternehmen“. Das Investitionsvolumen beziffert er auf 15 bis 20 Milliarden Euro. Nach seinen Angaben würden künftig in Europa Solaranlagen mit einer Leistung von 80 Gigawatt installiert. „25 Prozent davon wollen wir selbst herstellen“, so Diess.

Solarstrom ist günstiger als aus Kohle erzeugter Strom

„Die Solarenergie ist sehr wettbewerbsfähig geworden“, führte er weiter aus. Sonnenstrom könne deutlich günstiger produziert werden als Strom aus Kohle. In Indien werde Solarstrom bereits für 1,5 Cent je Kilowattstunde hergestellt. In Deutschland lässt sich Solarstrom laut Experten in Großanlagen für sechs bis acht Cent je Kilowattstunde produzieren. Zum Vergleich: Der aktuelle Strom-Börsenpreis an der Leipziger Energiebörse EEX liegt bei 18 Cent je Kilowattstunde.

Die Wiege der weltweiten Solarindustrie liegt auch in Deutschland, im Solar Valley in Bitterfeld-Wolfen (Landkreis Anhalt-Bitterfeld). Anfang der 2000er Jahre führte Q-Cells die Massenproduktion ein. Im Jahr 2008 war Q-Cells der weltgrößte Hersteller und hatte einen Börsenwert von acht Milliarden Euro. Doch der chinesische Staat subventionierte damals chinesische Produzenten und den eigenen Absatzmarkt stärker als Europa. Das führte dazu, dass chinesische Hersteller die europäischen verdrängten.

In Bitterfeld-Wolfen produziert Meyer Burger inzwischen wieder Solarzellen.
In Bitterfeld-Wolfen produziert Meyer Burger inzwischen wieder Solarzellen.
Foto: Andreas Stedtler

Q-Cells ging 2012 insolvent und wurde vom koreanischen Unternehmen Hanwha aufgekauft. Die Produktion in Bitterfeld-Wolfen wurde eingestellt, das weltweite Forschungszentrum mit mehr als 400 Mitarbeitern verblieb allerdings vor Ort. Heute kommen 90 Prozent aller weltweit hergestellten Solarzellen aus China.

Diess will, dass die EU den hiesigen Markt besser schützt

Nach Diess’ Angaben funktioniert der Aufbau einer europäischen Solarindustrie aber nur, wenn die EU diese schützt. „Der Markt und die Technik sind vorhanden, doch die Marktbedingungen stimmen nicht“, so der ehemalige Autoboss. „Europa ist ungeschützt gegenüber subventionierten Produkten aus den USA und China. Man kann in Europa keine Industrie aufbauen, wenn die Grenzen vollkommen offen sind.“

Am Wiederaufbau einer europäischen Solarindustrie arbeitet bereits das Unternehmen Meyer Burger in Bitterfeld-Wolfen. Das Unternehmen produziert in den ehemaligen Fabrik-Hallen von Sovello wieder Solarzellen. Die Produktion soll bis 2024 auf 1,3 Gigawatt steigen, mittelfristig sollen es nach Unternehmensangaben fünf Gigawatt werden.