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Standortsuche Suche nach Atommüllendlager: Vier Gebiete in Sachsen-Anhalt im Fokus

Die Suche nach einem Atommüllendlager schreitet voran. Laut einem Zwischenbericht gelten Salzstöcke im Süden Sachsen-Anhalts und zwei Granitstein-Gebiete im Harz als geeignet.

Von Steffen Höhne Aktualisiert: 04.11.2025, 19:50
Im niedersächischen Gorleben sollte ein Atommüllendlager entstehen. Doch das ist vom Tisch. Es gibt aber weiter ein Zwischenlager für den radioaktiven Müll.
Im niedersächischen Gorleben sollte ein Atommüllendlager entstehen. Doch das ist vom Tisch. Es gibt aber weiter ein Zwischenlager für den radioaktiven Müll. Foto: Sina Schuldt/dpa

Halle/MZ. - Auf der Suche nach einem Atommüllendlager in Deutschland werden auch mehrere Regionen in Sachsen-Anhalt als möglicherweise geeignete Standorte ausgewiesen. Wie aus der jüngsten Einschätzung der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) hervorgeht, gehören vier Gebiete – eine relativ große Fläche zwischen Halle und Sangerhausen, ein Gebiet bei Bad Bibra und zwei Flächen im Landkreis Harz – zu den besonders geeigneten Gebieten, die die bisherigen Prüfschritte überstanden haben.

BGE-Chefin Iris Graffunder sagte: „Wir halten Wort und veröffentlichen wie im Vorjahr unsere aktuellen Arbeitsstände. So können alle Menschen sehen, dass es mit der Endlagersuche voran geht und wie es in ihrer Region derzeit aussieht.“ Bereits 2024 hatte die BGE einen Arbeitsstand veröffentlicht.

Gebiet der Querfurter Platte gilt als geeignet

Die Bundesgesellschaft hat eine Karte („Endlagersuche Navigator“) im Internet veröffentlicht, der die Gebiete umreißt. Alle in Türkis dargestellten Flächen zeigen laut Lisa Seidel, BGE-Leiterin Standortauswahl, „wo die ersten beiden Prüfschritte der Sicherheitsuntersuchungen abgeschlossen sind und die tiefergehende sicherheitsgerichtete Bewertung beginnt“.

Die Karte zeigt, wie die Gebiete nach der Prüfung eingeschätzt werden.
Die Karte zeigt, wie die Gebiete nach der Prüfung eingeschätzt werden.
Grafik: Büttner

Im Süden Sachsen-Anhalts zählt dazu ein Gebiet, das sich von Bad Lauchstädt (Saalekreis) im Osten bis nach Allstedt (Mansfeld-Südharz) im Westen erstreckt. Im Norden reicht die Fläche an den Süßen See (Saalekreis) heran und im Süden an Steigra (Burgenlandkreis). Es ist in etwa das Gebiet der Querfurter Platte. Auch ein angrenzendes Stück zwischen Reinsdorf und Bad Bibra (beide Burgenlandkreis) gehört dazu.

Es handelt sich dabei um Steinsalzformationen in mehreren hundert Metern Tiefe. Diese sind Überbleibsel des vor 250 Millionen Jahren existierenden Zechsteinmeeres und erfüllen Anforderungen wie Mächtigkeit und Ausdehnung. Gefordert werden von der BGE mindestens 100 Meter, mit Sicherheitszuschlag 200 Meter. Das ist auch der Grund, warum beispielsweise Sangerhausen als rotes Gebiet (nicht geeignet) ausgewiesen ist, weil dort die Salzstockdicke unter 100 Metern liegt.

Zwei Regionen im Harz gelten bisher als geeignet

Anders sind zwei türkisfarbene Gebiete im Harz beschaffen. Zwischen Thale und Harzgerode ist eine vergleichsweise kleine Fläche mit „Kristallinem Wirtsgestein“ ausgewiesen. Es handelt sich dabei offenbar um Granitstein-Gebiete. Granit wird als potenzielles Gestein für die Endlagerung von Atommüll untersucht und in Finnland bereits für das weltweit erste Endlager für hochradioaktiven Müll genutzt. Seine Stabilität macht es geeignet für die langfristige Lagerung, obwohl auch Nachteile wie Risse, durch die Wasser eintreten könnte, bestehen.

Eine weitere potenziell geeignete Region befindet sich im Oberharz an der Landesgrenze zwischen Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. Grob gezeichnet, ist es das Gebiet rings um den Brocken. Auch dort befinden sich in den Tiefen große Granitformationen.

Bis 2027 sollen potenziellen Standorte gefunden sein

Die BGE weist darauf hin, dass die veröffentlichten Arbeitsstände noch keine verbindlichen Ergebnisse sind. Die Einengung der Teilgebiete auf Standortregionen kann gemäß Gesetz erst am Ende der Phase I durch den Gesetzgeber erfolgen. Ende 2027 will die BGE Standortregionen für die übertägige Erkundung vorschlagen.

In Sachsen-Anhalt sind große Gebiete, etwa im Salzlandkreis (graue Gebiete), die auch als Steinsalzreich gelten, noch gar nicht untersucht. Weiße Flächen werden nicht untersucht, da sie bereits als ungeeignet gelten.

Mehrstufiger Prozess im Auswahlverfahren

Insgesamt kommen noch 25 Prozent der deutschen Landesfläche für ein mögliches Endlager infrage. Besonders in Norddeutschland sind noch große Teile als Standort im Rennen. Das liegt unter anderem daran, dass dort große Flächen bisher nicht bewertet wurden. Die Experten des BGE sieben in einem mehrstufigen Prozess immer mehr Regionen aus. Als Zieldatum für die Entscheidung über ein Endlager ist 2050 angepeilt.

Nicht nur die geologische und technische Machbarkeit wird bei der Wahl am Ende eine Rolle spielen. In Ostdeutschland dürfte die politische Ablehnung eines Endlagers besonders groß sein, weil der stark radioaktive Atommüll komplett aus den westdeutschen Atomkraftwerken stammt.